Universität bekommt einen Hebammen-Studiengang
Augsburg - Ab dem Wintersemester 2023/24 soll es an der Universität Augsburg einen neuen Studiengang geben. Die neue Medizinische Fakultät bildet dann in ihrem vorerst dritten Studiengang auch Geburtshelfer aus. Im März hat die bayerische Staatsregierung den Startschuss für die konkrete Konzeptionsphase des Augsburger Hebammen-Studiums gegeben. Künftig soll es so insgesamt neun Universitäten in Bayern geben, die die neue Hebammen-Ausbildung anbieten.
Bislang war die Hebammen-Tätigkeit in Deutschland ein Ausbildungsberuf. Doch im Jahr 2020 hat das Hebammenreformgesetz das Ende der Hebammenschulen eingeleitet; im Jahr 2027 müssen diese ihre Ausbildungen endgültig beenden. Der Beruf kann dann ausschließlich über ein duales Bachelorstudium erlernt werden.
In Augsburg soll der Studiengang zunächst mit rund 25 Studenten starten. Mit dem Beschluss des Ministerrats habe man nun auch mit der Konzeptionierungsphase begonnen, heißt es von der Universität. Der Studiengang werde in enger Zusammenarbeit mit dem Augsburger Universitätsklinikum entwickelt.
Die Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät, Martina Kadmon, sieht wichtiges Zukunftspotenzial in der Entwicklung. "Mit dem Hebammenstudiengang gehen wir einen wichtigen ersten Schritt in die akademische Ausbildung von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Gesundheitsberufen", sagte sie. "Ich freue mich vor allem sehr über die Möglichkeiten, die sich daraus auch für die interprofessionelle Ausbildung zwischen Studierenden des zukünftigen Hebammenstudiengangs und unserer Medizinstudierenden ergeben werden." Der Hebammen-Studiengang sei für Augsburg eine wichtige Ergänzung zum Modellstudium der Humanmedizin, betonte Universitätspräsidentin Sabine Doering-Manteuffel. Die Universität freue sich, diesen gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät und dem Klinikum umzusetzen.
Das Universitätsklinikum sei bereits seit vielen Jahren für die Hebammen-Ausbildung in der Region verantwortlich. Man teile aber auch die Einschätzung des Bayerischen Hebammen-Landesverbands, dass die akademische Ausbildung eng mit den bisherigen Trägern der praktischen Ausbildung abgestimmt werden müsse. "So kann ein wissenschaftlich fundiertes und auf die Belange der Schwangeren und Neugeborenen ausgelegtes Studium mit gezieltem Praxisbezug etabliert werden", glaubt Susanne Arnold, Pflegedirektorin des Uniklinikums. Das Klinikum und die Universität glauben an den akademischen Weg für Hebammen. In vielen Ländern weltweit und fast allen EU-Staaten würden die Geburtshelfer bereits an Hochschulen ausgebildet, und auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfehle die akademische Ausbildung.
Es besteht auch die Hoffnung, dass der Beruf durch das Hebammen-Studium an Ansehen gewinnen und für junge Menschen wieder attraktiver werden könnte. Denn seit Jahren kämpfen viele Regionen mit einem Hebammen-Mangel. Auch im Landkreis Augsburg mussten in den vergangenen Jahren Geburtsstationen zeitweise oder endgültig schließen, weil nicht genügend Personal zur Verfügung stand. So ist die Geburtenstation der Wertachklinik Schwabmünchen seit Mai 2018 aufgrund Personalmangels abgemeldet. Werdende Mütter müssen sich stattdessen an die Wertachklinik in Bobingen wenden.
Die Grüne Landtagsfraktion warnte in Reaktion auf den Augsburger Studiengang aber, dass der Studiengang allein das Problem des Hebammenmangels nicht lösen werde. "Es sind gute Nachrichten, dass hiermit die Geburtshilfeversorgung in Bayern gestärkt wird", sagte die Augsburger Abgeordnete Stephanie Schuhknecht. Auch Christina Haubrich, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, begrüßte die Entscheidung. "Die Gelder für die Akademisierung der Hebammenausbildung alleine reichen noch nicht aus, um den Mangel an Fachkräften in der Geburtshilfe in den Griff zu bekommen", meinte sie aber auch. Dafür müsse der Freistaat es auch Menschen, die früher bereits als Hebamme gearbeitet haben, attraktiver machen, zu ihrem Beruf zurückzukehren, etwa durch eine Ausweitung der Niederlassungsprämie. Studiengang soll mit 25 Studenten starten
Von Laura Türk
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Veröffentlicht am 07.04.2021 17:40 Uhr