Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Historische Idee für Augsburg: Hauptbahnhof an der Partymeile

Eigentlich schade: Augsburg wollte den 1846 eröffneten „Staatsbahnhof“ am Rosenauberg an die Maxstraße verlegen. (Foto: Stadtarchiv)
Eigentlich schade: Augsburg wollte den 1846 eröffneten „Staatsbahnhof“ am Rosenauberg an die Maxstraße verlegen. (Foto: Stadtarchiv)
Eigentlich schade: Augsburg wollte den 1846 eröffneten „Staatsbahnhof“ am Rosenauberg an die Maxstraße verlegen. (Foto: Stadtarchiv)
Eigentlich schade: Augsburg wollte den 1846 eröffneten „Staatsbahnhof“ am Rosenauberg an die Maxstraße verlegen. (Foto: Stadtarchiv)
Eigentlich schade: Augsburg wollte den 1846 eröffneten „Staatsbahnhof“ am Rosenauberg an die Maxstraße verlegen. (Foto: Stadtarchiv)

Nach langer Bauzeit hat Augsburg vor zwei Wochen den Hauptbahnhof wieder eröffnet. Das besondere an dem Umbau: Das historische Bahnhofsgebäude wurde komplett erhalten. Doch dass es diesen Bau überhaupt gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn den Augsburgern war der Standort am Rosenauberg zu weit vom Schuss. Im Zollamtsgebäude zur Maxstraße hin hätte deshalb ein monumentaler Bahnhof entstehen sollen.

Der zwischen 1847 und 1866 amtierende Oberbürgermeister Georg Forndran schätzte die Stimmung in der Stadt richtig ein und unterstützte das insbesondere von den Augsburger Hoteliers und Gastronomen geforderte Projekt „Kopfbahnhof an der Maximilianstraße“. Es sollte dabei der vom Münchner Architekten Friedrich Bürklein im klassizistischen Baustil erstellte und 1846 eröffnete „Staatsbahnhof“ am Rosenauberg – der heutige Hauptbahnhof – in die obere Maximilianstraße mit Blick auf den schönen Herkulesbrunnen und nahe des Hotels Drei Mohren – heute Maximilian's – verlegt werden. Die Augsburger witterten die Chance einer Verlegung des Bahnhofes in die Stadt, denn die Baulichkeiten draußen in der Rosenau waren bereits nach einigen Jahren des Betriebes viel zu beengt und eine Erweiterung stand an.

So hätte die heutige Hallstraße – damals noch platz- beziehungsweise hofmäßig gestaltet – die notwendigen sechs bis acht Gleise aufnehmen sollen und das dort bestehende Zollamtsgebäude zu einem zur Maximilianstraße und zum Herkulesbrunnen hin geöffneten monumentalen Bahnhofsgebäude gestaltet werden. Und Bürgermeister Forndran argumentierte in einem Memorandum recht geschickt: Die Stadt selbst habe vom Bahnhof am fernen Rosenauberg so viel wie nichts. Beim Verlassen des ersehnten Bahnhofes an der Maximilianstraße würde dies aber ganz anders sei. Da wäre der Fremde sofort im Herzen der Stadt, was gewiss die besten Eindrücke vermittle. Im Übrigen sei die Anbindung des derzeitigen Bahnhofes an die Stadt mehr als schlecht.

Der neue Hauptbahnhof bekam die größte Wartehalle Deutschlands

Lediglich ein mickriger drei Meter breiter Fußweg – das Pferseer Gässchen – bilde die Verbindung zum Gögginger Tor. Außer einigen Gärten und dem Katholischen Friedhof führe dieser nur über freies Gelände. Da hat er recht gehabt, der Herr Oberbürgermeister. Doch die hohe Königlich-Bairische Staatsbahnverwaltung sah dies überhaupt nicht so. Sie setzte auf die 1852 erfolgende Erweiterung des bestehenden Bahnhofes am Rosenauberg durch zwei Flügelbauten. Einsichtig war die Argumentation der staatlichen Eisenbahnadministration schon: Immerhin hatte die dort mit großem Kostenaufwand einen modernen und zukunftsfähigen Durchgangsbahnhof mit der damals größten Wartehalle in ganz Deutschland entstehen lassen. Die Augsburger zettelten trotz dieser Abfuhr keine Revolution an und brachten zu dem etwas recht Vernünftiges zustande: Nach der Niederlegung des Gögginger Tores im Jahre 1860 erhielt der Hauptbahnhof durch die heutige Bahnhofstraße einen würdigen Stadtzugang und die Stadt selbst ein repräsentatives Entrée.


Von Heinz Münzenrieder
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