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Aichacher Zeitung LogoBrücke nach Italien, Weg nach Augsburg: Dem Fernhandel in vergangenen Zeiten auf der Spur | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 05.01.2024 11:11

Brücke nach Italien, Weg nach Augsburg: Dem Fernhandel in vergangenen Zeiten auf der Spur

„Caminum Usburgi” (Weg nach Augsburg) nannte man in Venedig die Straßenverbindung nach Augsburg.  (Foto: Heinz Münzenrieder)
„Caminum Usburgi” (Weg nach Augsburg) nannte man in Venedig die Straßenverbindung nach Augsburg. (Foto: Heinz Münzenrieder)
„Caminum Usburgi” (Weg nach Augsburg) nannte man in Venedig die Straßenverbindung nach Augsburg. (Foto: Heinz Münzenrieder)
„Caminum Usburgi” (Weg nach Augsburg) nannte man in Venedig die Straßenverbindung nach Augsburg. (Foto: Heinz Münzenrieder)
„Caminum Usburgi” (Weg nach Augsburg) nannte man in Venedig die Straßenverbindung nach Augsburg. (Foto: Heinz Münzenrieder)

Diesmal ist er im Lande geblieben und der Geschichte vor der eigenen Haustüre nachgegangen: Entstanden ist die Publikation „Die Alte Straße und der Fluss“. Eine wissenschaftliche Betrachtung des Lechfeldes und seiner Straßenverbindungen nach Süden. Autor ist Wolfgang Knabe, ehemaliger Augsburger Stadtrat und renommierter Kulturwissenschaftler sowie Experte für mittelalterliche Handelswege, der jetzt in Königsbrunn seine Zelte aufgeschlagen hat. Und er spannt einen breiten geschichtlichen Bogen vom bronzezeitlichen Karrenweg bis zur heutigen Romantischen Straße. Das Besondere an dieser Alten Straße ist deren europäische Dimension.

Sie war in ihrer Blütezeit Teil einer Fernverbindung, die von der Südspitze Italiens über die Freie Reichsstadt Augsburg bis zur dänischen Halbinsel Jütland, zu den Fernhandelszentren Brügge beziehungsweise Antwerpen sowie nach Hamburg und Lübeck führte. Und über die Häfen Rom und Venedig bestand Anschluss an die afrikanische und asiatische Welt. Doch Wolfgang Knabe stellt auch klar: Veränderungen sind eine Konstante im Verlauf der Geschichte. Er verdeutlicht dies am Rückgang der Bedeutung der Alten Straße. Waren es zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch jährlich stolze 12.000 Tonnen Handelsgüter, die alleine von Venedig aus über den Brenner Richtung Augsburg gingen, so war der Fernhandel via Alte Straße dreißig Jahre später nahezu versiegt.

Auch Ideen und Innovationen wurden transportiert

Die Handelswege verlagerten sich. Antwerpen überflügelte Venedig. Unruhen im Osmanischen Reich und der spanische Staatsbankrott sowie der Dreißigjährige Krieg taten ein übriges. Und die „Straße nach Italien“ verlotterte. Von Augsburg ins nahe Klosterlechfeld benötigte man nun – die einst so stolze Straße war zum Karrenweg verkommen – eine ganze Tagesreise. Erst ab 1804 bemühten sich die Bayern – die durch Napoleons Großzügigkeit das politische Sagen über das Gebiet westlich des Lechs erhalten hatten –, renovierten die Alte Straße und bauten sie aus zur Königlich-Bairischen Chaussee, auf der dann sogar ein Eilwagenverkehr zwischen Augsburg und Innsbruck eingerichtet wurde.

Eines soll nicht vergessen werden, was auch das Fazit der Knabe´schen Arbeit darstellt: Der von Augsburg über das Lechfeld verlaufende „transmontane“ Verkehrsweg war nicht nur eine für ganz Europa bedeutende merkantile Verbindung. Was genau so wichtig war: Auch Ideen und Innovationen wurden transportiert und Menschen zueinander gebracht. Und Augsburg hatte dabei einen besonderen Stellenwert. Nicht umsonst nannten deshalb die venezianischen Kartographen diese Straße „Caminum Usburgi“ (Weg nach Augsburg).


Von Heinz Münzenrieder
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