Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

„Ohne die Linie 5 ist die Mobilitätsdrehscheibe nicht erfüllt”

Mit der Eröffnung der neuen Fußgängerebene am Augsburger Hauptbahnhof wurde Teil eins des jahrelangen Bahnhofsumbaus abgeschlossen. (Foto: Maximilian Tauch)
Mit der Eröffnung der neuen Fußgängerebene am Augsburger Hauptbahnhof wurde Teil eins des jahrelangen Bahnhofsumbaus abgeschlossen. (Foto: Maximilian Tauch)
Mit der Eröffnung der neuen Fußgängerebene am Augsburger Hauptbahnhof wurde Teil eins des jahrelangen Bahnhofsumbaus abgeschlossen. (Foto: Maximilian Tauch)
Mit der Eröffnung der neuen Fußgängerebene am Augsburger Hauptbahnhof wurde Teil eins des jahrelangen Bahnhofsumbaus abgeschlossen. (Foto: Maximilian Tauch)
Mit der Eröffnung der neuen Fußgängerebene am Augsburger Hauptbahnhof wurde Teil eins des jahrelangen Bahnhofsumbaus abgeschlossen. (Foto: Maximilian Tauch)

Nach rund einem Jahrzehnt Bauzeit präsentiert sich der Augsburger Hauptbahnhof nun mit neuer Fußgängerunterführung samt Westzugang, umgebauter Verteilerebene und renoviertem Empfangsgebäude endlich wie ein Bahnhof einer Großstadt. In der letzten Stadtratssitzung des Jahres freute dies die Augsburger Stadträte. Doch an der langen Bauzeit sowie an der Tatsache, dass die Planungen des Straßenbahnanschlusses in den Westen weiter stagnieren, gab es im Stadtrat einiges an Kritik.

Kern des Modernisierungsprojekts ist die Untertunnelung des Bahnhofs für die Straßenbahn. Die neue Tramhaltestelle lässt allerdings noch auf sich warten. Wie Dietmar Orwat, Technischer Leiter bei den Stadtwerken Augsburg, in der Stadtratssitzung erklärte, liege im Straßenbahntunnel nun der Fokus auf dem Ausbau der Elektrik. „Nachplanungsnotwendigkeiten” wegen der Komplexität der Anlagen hätten zu den aktuellen Verschiebungen im Zeitplan geführt. Zudem habe es Verzögerungen bei Lieferungen gegeben. Zwischen Anfang 2025 bis Herbst 2025 solle dann aber auch die Straßenbahnebene fertig sein, prognostizierte Orwat.

Wenn es soweit ist, können die Straßenbahnen jedoch noch lange nicht in Richtung Westen aus dem Tunnel ausfahren. Für die geplante Linie 5 gibt es noch immer keinen Termin für einen Baustart. Immerhin aber können ab 2025 die Trams von der Innenstadt kommend in den Tunnel hineinfahren und unter dem Hauptbahnhof wenden. Eine entsprechende Schleife wird für die Linien gebaut, die am Hauptbahnhof enden beziehungsweise starten.

Laut Orwat sind die „Nachplanungsaufgaben” für die Linie 5 nun erfüllt. Die Unterlagen werde man im ersten Quartal des kommenden Jahres an die Regierung von Schwaben übergeben. Orwat rechnet für Ende 2024 mit einem Baubeschluss für den ersten Teil der neuen Straßenbahnlinie, „so dass wir, so Gott will, in die Ausführung gehen können”. Beistand von oben könnten die Stadtwerke womöglich tatsächlich gut gebrauchen, gibt es entlang der geplanten Trasse doch zahlreiche Widerstände, etwa von Anwohnern, Artenschützern und Autofahrern.

Gesamtpaket „Mobilitätsdrehscheibe” wurde bereits vor über 20 Jahren geschnürt

Wenn die Linie 5 in ferner Zukunft einmal fertig sein wird, verbindet sie den Hauptbahnhof mit dem Uniklinikum. Die Straßenbahn ist Teil des Gesamtprojekts „Mobilitätsdrehscheibe”. Inzwischen ist es über 20 Jahre her, dass die Stadtwerke das Gesamtpaket schnürten. Die Zusammenlegung der einzelnen Verkehrsprojekte und ein Nachweis, dass der Nutzen des Gesamtprojekts höher ist als die Kosten, ermöglichte hohe Fördergelder von Bund und Freistaat.

Ursprünglich bestand das Paket „Mobilitätsdrehscheibe” aus der Linie 6, die seit 2010 in Betrieb ist, dem Königsplatz, seit 2013 in Betrieb, dem Bahnhofstunnel, der Linie 5 und der Verlängerung der Linie 1 von Lechhausen nach Hochzoll. Die Linie 1 wurde inzwischen aus dem Projekt gestrichen, weil es keine baldige Perspektive für eine Verwirklichung gibt. Stattdessen wurde die Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn aufgenommen, die seit 2021 fertiggestellt ist.

Die lange Planungs- und Bauzeit für den Hauptbahnhof kritisierte in der Stadtratssitzung allen voran CSU-Stadtrat Max Weinkamm, der dafür Zuspruch aus den Reihen der Stadtrat-Opposition bekam.

Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) betonte: „Ohne die Linie 5 ist die Mobilitätsdrehscheibe nicht erfüllt.” Und Regina Stuber-Schneider (Freie Wähler) bemängelte das „Ambiente des Ausgangsloch” am neuen Westportal des Hauptbahnhofs. Sie forderte eine baldige Gestaltung des Bahnhofszugangs im Westen.

Weitere verkehrspolitische Themen

Der Stadtrat stimmte der Weiterreichung der ÖPNV-Zuweisungen des Freistaats an die Stadtwerke Augsburg zu. Gemäß Bescheid der Regierung von Schwaben werden Augsburg für das Jahr 2023 rund 4,3 Millionen Euro als ÖPNV-Zuweisungen gewährt. Circa eine Million Euro benötigt die Stadt für die Finanzierung der kostenfreien City-Zone rund um den Königsplatz. Christian Pettinger (ÖDP) nutzte die Gelegenheit, dafür zu plädieren, die kostenlose City-Zone aufzugeben. Der kleine Bereich bringe für Fahrgäste wenig Mehrwert und koste nur viel Geld.

    Im März beschloss die Gesellschafterversammlung des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV), das Deutschlandticket im AVV-Gebiet anzuerkennen – solange der vollständige Ausgleich der dadurch entstehenden Mindereinnahmen vom Bund oder vom Freistaat sichergestellt ist. Wie das Ticket im neuen Jahr weiter finanziert wird, ist aber offenbar noch nicht abschließend geklärt. In der Stadtverwaltung schließt man nicht aus, dass der Ticketpreis von derzeit 49 Euro monatlich voraussichtlich ab dem 1. Mai 2024 erhöht wird. Der Stadtrat stimmte dafür, in Abstimmung mit dem AVV, das Deutschlandticket zunächst einmal befristet bis 30. April fortzuführen. Das Gremium ermächtigte OB Eva Weber, einem entsprechenden Beschluss in der AVV-Gesellschafterversammlung zuzustimmen. Weber prognostizierte einen „Flickenteppich”, sollten Bund und Länder das Deutschlandticket nicht mehr komplett finanzieren. Erste Landkreise seien bereits ausgestiegen, dort gelte das Ticket nicht mehr.

    (jaf)


    Von Janina Funk

    Redakteurin Augsburg-Redaktion

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