Die Bahnstrecke in den Augsburger Westen ist aktuell bereits mehr als voll ausgelastet mit Fern-, Güter- und Nahverkehrszügen. Nach 2021 rechnet die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) mit einer weiteren Verschärfung der Situation. Die Leidtragenden werden die Pendler sein.
Hintergrund für die alarmierende Ankündigung ist die Ausschreibung der Regionalverkehre der „Augsburger Netze” durch die BEG. Dazu gehören unter anderem die Strecken Ingolstadt - Augsburg-Oberhausen und Ulm - Augsburg - München. Und letztere ist es, die der BEG Kopfzerbrechen bereitet. Mit der Fertigstellung des Projekts Stuttgart 21, der Neubaustrecke Stuttgart - Ulm und des Hauptbahnhofumbaus in Augsburg erwartet die BEG ein „deutlich ausgeweitetes Fernverkehrsangebot zwischen Stuttgart und München”. Da der Fernverkehr mit Vorrang gegenüber dem Nahverkehr abgewickelt wird, führe dies „voraussichtlich vermehrt zu Überholungen und Fahrzeitverlängerungen im Regionalverkehr”, prophezeit die BEG - zumindest solange die Strecke Augsburg - Ulm nicht mit einem dritten Gleis ausgestattet ist. Wie sich diese Aussage mit der gleichzeitigen Forderung nach einer zusätzlichen Zugverbindung im Berufsverkehr, gegen 17 Uhr, von München nach Ulm verbinden lässt, beantwortet die BEG in ihrer Ausschreibung nicht. Gleichzeitig entfällt die Fahrt um 21.30 Uhr von Augsburg nach Ulm.
Aber die Ausschreibung sieht auch einige Verbesserungen vor. So soll die „Staudenbahn” im westlichen Landkreis Augsburg reaktiviert werden, eine nicht elektrifizierte Strecke zwischen Gessertshausen und Langenneufnach. Sobald das neue Wendegleis in Augsburg-Oberhausen ab 2023 zur Verfügung steht, sind umstiegsfreie Fahrten auf der Strecke Ingolstadt - Aichach - Friedberg - Augsburg-Oberhausen möglich. So wird auch das Angebot der Bahn innerhalb Augsburgs, also zwischen den Stadtteil-Bahnhöfen Oberhausen und Hochzoll, weiter verdichtet. In der Ausschreibung fragt die BEG auch ab, was die Bieter für einen 30-Minuten-Takt an Samstagen von Augsburg nach Dinkelscherben beziehungsweise Aichach verlangen. „Die Bestellung dieser Züge hängt vom Preisangebot der Bieter des Wettbewerbsverfahrens und den finanziellen Möglichkeiten der BEG ab”, so das Unternehmen des Freistaats.
Die verbesserte Verbindung an Samstagen war nur eine der Forderungen, die der Fahrgastverband Pro Bahn im Sommer in einer von 3200 Bahnpendlern unterschriebenen Petition an den Landtag richtete. Ein anderer Punkt war die Ausstattung der Züge. „Insgesamt wird ein großer Wert auf einen angemessenen und zum Teil höheren Fahrkomfort gelegt”, fasst die BEG diesen Teil ihrer Ausschreibung zusammen. Tatsächlich sind einige Verbesserungen gegenüber der aktuellen Situation vorgesehen: Steckdosen an den Vis-à-vis-Sitzplätzen, Mehrzweckflächen ohne Klappsitze unmittelbar an den Einstiegen, mehr Gepäckablagen und teilweise größere Sitzabstände.
Auch in Sachen Pünktlichkeit - einem der Hauptanliegen der Bahnkunde - stellt die BEG klare Forderungen. So darf ein Zug, der in München ankommt, frühestens nach 20 Minuten zurück Richtung Augsburg fahren. So will die BEG vermeiden, dass sich die Verspätung eines ankommenden Zugs auf Gegenzüge überträgt. Weiter will die BEG ein eigenes Pünktlichkeitsmesssystem einsetzen, durch das unter anderem Verspätungen abhängig von ihrer tatsächlichen Dauer mit Entgeltminderungen bestraft werden sollen.
Prüfen will die BEG auch die Sauberkeit der Züge, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung sowie die Kompetenz und Serviceorientierung der Zugbegleiter.
Die Vertragslaufzeit beträgt zwölf Jahre, beziehungsweise neun Jahre für die Strecke Ingolstadt - Augsburg und beginnt Ende 2021. Bislang betreibt die DB Regio Allgäu-Schwaben mit ihrem Fugger-Express die Strecke München - Augsburg - Ulm. Auf der Paartalbahn zwischen Ingolstadt und Augsburg fahren die Züge der Bayerischen Regiobahn BRB.