Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 07.11.2023 09:20

Augsburg und Bund Naturschutz für Bahntrasse an der A 8

Zur Frage, wo künftig die ICEs zwischen Augsburg und Ulm fahren sollen, haben nun die Stadt Augsburg und der Bund Naturschutz ihre Stellungnahmen abgegeben. (Foto: mjt)
Zur Frage, wo künftig die ICEs zwischen Augsburg und Ulm fahren sollen, haben nun die Stadt Augsburg und der Bund Naturschutz ihre Stellungnahmen abgegeben. (Foto: mjt)
Zur Frage, wo künftig die ICEs zwischen Augsburg und Ulm fahren sollen, haben nun die Stadt Augsburg und der Bund Naturschutz ihre Stellungnahmen abgegeben. (Foto: mjt)
Zur Frage, wo künftig die ICEs zwischen Augsburg und Ulm fahren sollen, haben nun die Stadt Augsburg und der Bund Naturschutz ihre Stellungnahmen abgegeben. (Foto: mjt)
Zur Frage, wo künftig die ICEs zwischen Augsburg und Ulm fahren sollen, haben nun die Stadt Augsburg und der Bund Naturschutz ihre Stellungnahmen abgegeben. (Foto: mjt)

Der Deutschlandtakt soll das Bahnfahren in der ganzen Bundesrepublik zuverlässiger gestalten, sowohl im Nah-, als auch im Fernverkehr. Doch um das Projekt zu realisieren, müssen einige Städteverbindungen deutlich verbessert werden, so auch die Strecke zwischen Augsburg und Ulm. Auf einer neuen Bahntrasse sollen die Züge des Fernverkehrs schneller zwischen den beiden Städten verkehren können. Nur wo diese Trasse verlaufen soll, ist noch nicht geklärt. Aktuell betreibt dazu die Regierung von Schwaben das Raumordnungsverfahren. Kommunen wie Organisationen sind gefragt, ihre Stellungnahmen abzugeben – und Farbe zu bekennen, wo künftig die ICEs zwischen Augsburg und Ulm fahren sollen. Bund Naturschutz (BN) und die Stadt Augsburg bevorzugen einen Streckenverlauf entlang der Autobahn, zumindest in den Landkreisen Augsburg und Günzburg.

Neben einer neu gebauten Trasse steht immer auch die Möglichkeit zur Auswahl die Bestandstrecke in weiten Teilen auszubauen. Aus Sicht des BN sei dies im Landkreis Neu-Ulm die einzige Möglichkeit. In den Landkreisen Günzburg und Augsburg werde eine Trasse eng an der Autobahn A8 als raumverträglich angesehen.

BN-Regionalreferent für Schwaben, Thomas Frey warnt vor „Trassenvarianten quer durch die Landschaft”. Diese zerschnitten „wertvolle Biotopverbundachsen und alte Wälder” und dürften keinesfalls in die weitere Planung gehen, „auch wenn sie gegebenenfalls aus wirtschaftlicher Sicht positiv zu bewerten sind“, erklärt Frey.

„Im Landkreis Augsburg gibt es keine Alternative zur Trasse eng gebündelt an der Autobahn“

Freilich sei der BN grundsätzlich mit dem Vorhaben einverstanden, zwei zusätzliche Gleise zwischen Augsburg und Ulm zu bauen, „um mehr Kapazitäten auf der Bahn zu schaffen und so mehr Personen- und Güterverkehr auf die Bahn verlagern zu können”. Der BN sieht hier vor allem auch den Nutzen von neuen Regionalbahnhöfen an der Ausbau- beziehungsweise Neubautrasse „zur Erschließung von bisher schlecht mit der Bahn versorgten Räumen” und findet sich damit auf einer Linie mit der Stadt Augsburg.

Diese plädiert in ihrer Stellungnahme für eine Variante mit dem „Tiefbahnhof Zusamtal”, die einen Personenbahnhof in Zusmarshausen vorsieht. Die Stadt bevorzugt demnach den Verlauf entlang der Autobahn. Johannes Enzler, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Augsburg, wird noch deutlicher: „Im Landkreis Augsburg gibt es keine Alternative zur Trasse eng gebündelt an der Autobahn.“ Eine ICE-Trasse durch das „europäisch geschützte Fauna-Flora-Habitat Gebiet Schmuttertal oder quer durch den Naturpark Augsburg Westliche Wälder” sei nicht raumverträglich, so Enzler weiter. Auch im Landkreis Günzburg sei der Ausbau der Bestandstrasse keine Alternative, „weil diese durch das Naturschutzgebiet Donauauen führt”, erklärt Alexander Ohgke, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Günzburg. Auch hier biete sich eine Trasse entlang der A 8 an. „Um den südlichen Landkreis besser an das Bahnnetz anzubinden, schlagen wir einen Haltepunkt Günzburg-Süd mit Anschluss an die Mittelschwabenbahn vor“, so Ohgke.

Anders sieht es im Landkreis Neu-Ulm aus. Hier sehe der BN als naturverträglichste Variante den Ausbau der Bestandstrasse bis Unterfahlheim an, so Wolfgang Döring, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Neu-Ulm. „Die Trassenvarianten durch das Landschaftsschutzgebiet Pfuhler Ried sind dagegen problematisch, da das Pfuhler Ried einer der letzten naturnäheren Landschaftselemente im Umfeld von Neu-Ulm ist.“

Für die Stadt Augsburg dagegen ist vor allem interessant, wie eine neue Bahntrasse im Stadtgebiet verlaufen könnte. Hier spricht sich die Stadt klar gegen einen Ausbau des Bestands aus. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse müsse nämlich befürchtet werden, „dass ein viergleisiger Ausbau die Reaktivierung des Bahnhofs Hirblinger Straße verhindern könnte”, heißt es in der städtischen Stellungnahme. Der Bahnhof Hirblinger Straße solle aber als „zentralitätsfördernder Ankerpunkt für das Stadtteilzentrum Bärenkeller ausgebaut werden. Diese Zielsetzung spiele für die weitere Entwicklung des Stadtteils sowie dessen „Vernetzung mit der Kernstadt und dem Umland durch umweltfreundliche und klimaschonende Mobilität eine herausragende Rolle und darf nicht gefährdet werden”, argumentiert die Stadt.

Aus diesem Grund bevorzugt Augsburg eine Trassenvariante, die „unmittelbar angrenzend an das interkommunal getragene Güterverkehrszentrum Region Augsburg (GVZ)” verläuft. Freilich ist auch diese Variante nicht ohne Makel: „Der Trassierungsvorschlag greift dabei direkt in westlich des GVZ liegende naturschutzrechtliche Ausgleichsflächen mit einem Biotop für Kreuz- und Wechselkröten ein.” Weiter warnt die Stadt für diesen Bereich vor artenschutzrechtlichen Konflikten in Bezug auf die Zauneidechse. Doch letztlich überwiegen aus Sicht der Stadt die Vorteile einer Trasse entlang der Autobahn im Vergleich zum Ausbau der Bestandsstrecke. Durch eine Neubaustrecke nach Ulm werde „die Resilienz der regionalen Bahninfrastruktur gestärkt”, etwa wenn bei Störungen auf der Bestandsstrecke über Dinkelscherben stattdessen auf die Neubaustrecke ausgewichen werden könne. Perspektivisch biete eine Neubautrasse entlang der A 8 zudem den Vorteil, dass eine Umfahrungsstrecke etwa für den Güterverkehr nördlich und östlich von Augsburg in Richtung München und Brenner weitergeführt werden könnte.

Parallel zum Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Schwaben stellt die Bahn die verschiedenen Trassenvarianten nebeneinander und vergleicht sie anhand eines objektiven Kriterienkatalogs. Das Ergebnis aus diesem Vergleich soll dann mit der landesplanerischen Beurteilung aus dem Raumordnungsverfahren abgeglichen werden, um schließlich eine Vorzugsvariante zu erhalten. Diese soll laut Bahn 2025 dem Bundestag zur Abstimmung präsentiert werden.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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