Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

„Teures Experiment”: Bayerns erster Wasserstoffzug in der Kritik

Der Zug ist eine Entwicklung von Siemens Mobility. Auf dem Dach befindet sich ein Wasserstofftank, der zwei Brennstoffzellen antreibt. (Grafik: Siemens Mobility GmbH)
Der Zug ist eine Entwicklung von Siemens Mobility. Auf dem Dach befindet sich ein Wasserstofftank, der zwei Brennstoffzellen antreibt. (Grafik: Siemens Mobility GmbH)
Der Zug ist eine Entwicklung von Siemens Mobility. Auf dem Dach befindet sich ein Wasserstofftank, der zwei Brennstoffzellen antreibt. (Grafik: Siemens Mobility GmbH)
Der Zug ist eine Entwicklung von Siemens Mobility. Auf dem Dach befindet sich ein Wasserstofftank, der zwei Brennstoffzellen antreibt. (Grafik: Siemens Mobility GmbH)
Der Zug ist eine Entwicklung von Siemens Mobility. Auf dem Dach befindet sich ein Wasserstofftank, der zwei Brennstoffzellen antreibt. (Grafik: Siemens Mobility GmbH)

Ab kommendem Jahr soll er auf zwei Strecken von Augsburg aus im Testbetrieb fahren: der erste Wasserstoffzug Bayerns. „Mireo Plus H” heißt das Gefährt, das Siemens Mobility entwickelt hat und das die Dieselzüge der BRB ersetzen soll. Zweieinhalb Jahre lang soll der Wasserstoffzug getestet werden. Doch der Versuch ist umstritten. Vor allem der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert das Projekt.

Auf einem Teilabschnitt der Strecke Augsburg – Geltendorf – Weilheim – Schongau und auf der Strecke Augsburg – Füssen ist der Betrieb geplant. Spätestens ab August 2024 soll der Mireo mit Fahrgästen unterwegs sein. Vorher wird ohne Passagiere getestet.

Mittels einer Brennstoffzelle wird aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom für die Elektromotoren des Wasserstoffzugs erzeugt. Auf der Fahrt werde daher ausschließlich Wasserdampf ausgestoßen, betonen alle Beteiligten – darunter neben der BRB, Siemens und der bayerischen Landespolitik auch die Deutsche Bahn, welche die Versorgung des Fahrzeugs mit Wasserstoff übernimmt. Das Tochterunternehmen DB Energie baut in Augsburg eine entsprechende Tankstelle.

Bayerns erster Wasserstoffzug: Eine „Themaverfehlung”?

Für den Fahrgastverband Pro Bahn ist die Wasserstofftechnologie auf der Schiene hingegen ein „teures Experiment” und eine „Themaverfehlung”. Der Grund: Die Herstellung von Wasserstoff ist sehr energieintensiv. Der Verband übt daher harsche Kritik am Fokus der bayerischen Politik auf Wasserstoff im Schienenverkehr. „Andernorts wurde seit Jahren getestet und Wasserstoffzüge haben sich nicht durchgesetzt”, so Pro Bahn. Dessen Forderung: Der Freistaat sollte stattdessen dringend neue Elektrifizierungsmaßnahmen starten, um mit Oberleitungen den Schienenpersonennahverkehr elektrisch zu bewältigen. „Bayern muss endlich auch Tempo bei der Elektrifizierung aufnehmen”, betont der Fahrgastverband.

Beispielsweise habe Niedersachsen vor mehr als vier Jahren einzelne Züge mit Wasserstoff in einen Testbetrieb genommen und aus den Erfahrungen die Erkenntnis gewonnen: „Wasserstoff ist nicht sinnvoll auf der Schiene”, stellt Pro Bahn fest. Lukas Iffländer, bayerischer Vorsitzender des Fahrgastverbandes, sagt, Bayern hinke der Entwicklung hinterher. Zudem habe eine aktuelle Studie in Baden-Württemberg ergeben, dass der Wasserstoffbetrieb knapp das doppelte des batterieelektrischen Betriebs koste.”Wasserstoff ist für die Mobilität in Bayern nicht relevant”, fasst Iffländer zusammen.

„Wasserstoff ist rar, teuer und nur mit hohen Verlusten erzeugbar. Er muss den Sektoren vorbehalten bleiben, in denen es keine geeigneten Alternativen gibt”, so das Fazit von Pro Bahn. Auf der Schiene hingegen gebe es mit der Elektrifizierung bewährte Lösungen. (jaf)


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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