Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Elf von 19 Zügen fallen aus: Pro Bahn fordert Krisengespräch mit Go-Ahead

Go-Ahead hat zu wenig Personal. Die Folge sind Zugausfälle und Verspätungen. (Foto: Markus Höck [mh] (mhoeck@stadtzeitung.net, mhoeck))
Go-Ahead hat zu wenig Personal. Die Folge sind Zugausfälle und Verspätungen. (Foto: Markus Höck [mh] (mhoeck@stadtzeitung.net, mhoeck))
Go-Ahead hat zu wenig Personal. Die Folge sind Zugausfälle und Verspätungen. (Foto: Markus Höck [mh] (mhoeck@stadtzeitung.net, mhoeck))
Go-Ahead hat zu wenig Personal. Die Folge sind Zugausfälle und Verspätungen. (Foto: Markus Höck [mh] (mhoeck@stadtzeitung.net, mhoeck))
Go-Ahead hat zu wenig Personal. Die Folge sind Zugausfälle und Verspätungen. (Foto: Markus Höck [mh] (mhoeck@stadtzeitung.net, mhoeck))

So richtig rund will es einfach nicht laufen für das Bahnunternehmen Go-Ahead. Noch immer klagen Reisende über Verspätungen, Zugausfälle und mangelhafte Information. Nun gab es einen neuen Höhepunkt in der Pannenserie, den der Fahrgastverband Pro Bahn aufgriff und ausführlich darstellte. Die Wurzel allen Übels sei demnach der akute Personalmangel bei Go-Ahead.

„Ich wünsch mir meinen alten Fugger-Express zurück.” Das ist das Fazit einer frustrierten Pendlerin am Montagmorgen. Sie will von Dinkelscherben nach Augsburg Hauptbahnhof, doch aus der Zugfahrt wird nichts. Der Zug, den sie eigentlich nehmen möchte, fällt aus. Der nächste Zug hat 45 Minuten Verspätung – so schafft sie es nicht rechtzeitig zur Arbeitsstelle. Mit anderen Pendlern steigt sie in einen AVV-Bus; die Fahrzeit ist mit einem Umstieg in einen anderen Bus auf halber Strecke gut doppelt so lange wie im Zug. Aber wenigstens fahre der Bus zuverlässig. Die Fahrerin des Busses glaubt dann auch zu wissen, wo das Problem bei Go-Ahead sei: Personalmangel.

Diese Ansicht teilt auch der Fahrgastverband Pro Bahn. Am Sonntagnachmittag „mussten leider zahlreiche Bahnfahrer in unserer Region feststellen, dass die Personaldecke bei Go-Ahead immer noch keineswegs ausreichend ist”, schreibt Jörg Lange, Stellvertretender Vorsitzender des Pro Bahn-Landesverbands Bayern, in einer Mitteilung. So sei es nach Aufzeichnungen von Pro Bahn zu den „bislang massivsten personalbedingten Ausfällen von Zugfahrten seit Betriebsaufnahme” gekommen. Auf der Strecke zwischen Augsburg und München fielen demnach zwischen 15 und 19.30 Uhr elf von 19 Zugfahrten aus. Ein Blick auf den Twitter-Account von Go-Ahead Bayern, der über Änderungen im Fahrtangebot und Verkehrsmeldungen unterrichtet, bestätigt das.

Dabei ist der Personalmangel das Hauptproblem von Anfang an gewesen. „Als man im Dezember 2022 die Augsburger Netze übernahm, hatte Go-Ahead aufgrund von Personalmangel die Riesbahn nach Aalen nicht selber gefahren und Leistungen gekürzt”, erinnert Lange. Damals fielen die Taktverdichter zwischen Augsburg und Meitingen sowie der Halbstundentakt am Samstag zwischen Augsburg und Dinkelscherben weg. Zum sogenannten „kleinen Fahrplanwechsel” im Juni wollte Go-Ahead aber diese – vertragsgemäßen – Leistungen anbieten. Tatsächlich hätte Go-Ahead zwischenzeitlich die Riesbahn nach Aalen übernommen und den Taktverstärker nach Meitingen wieder eingeführt, so Lange. Aber: der Taktverstärker war an zahlreichen Tagen ausgefallen – „ein Indikator für die nach wie vor bestehenden Personalprobleme”, interpretiert ProBahn. Doch das sei erst der Anfang. „In der Urlaubssaison um Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam nahmen die Ausfälle auf allen Ästen deutlich zu. Mit dem Fahrplanwechsel vergab Go-Ahead die Strecke Treuchtlingen - Würzburg an das Eisenbahnverkehrsunternehmen WFT, die dort soweit wir das sehen ihre Leistungen stabil fahren”, so Lange. Go-Ahead habe angekündigt, dass man damit auch im Gesamt-Netz wieder zuverlässiger unterwegs sei. „Das war einige Tage lang auch der Fall, wie ich auch den Medien bestätigen konnte”, gibt Lange zu. Doch der Sonntag zeige klar, dass die Probleme weiter bestehen. „Wir können nur die BEG auffordern, sich erneut mit Go-Ahead zusammenzusetzen und sich vom Unternehmen erläutern zu lassen, wie man in den grünen Bereich kommen will”, fordert Lange von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Personallöcher hätten die unangenehme Eigenschaft, sich zu vergrößern. „Fehlendes Personal führt zu Überstunden und kurzfristigen Dienstplanänderungen bei den verbliebenen Mitarbeitern und damit zu weiteren Kündigungen, die in eine Abwärtsspirale hineinlaufen können”, warnt Pro Bahn.

„Der Personalmangel treibt uns wie auch andere Unternehmen derzeit um”

Für die aktuellen Probleme sieht Go-Ahead „verschiedene Gründe”. „Der Personalmangel treibt uns wie auch andere Unternehmen derzeit um; dies und die Fahrzeugprobleme sind die Hauptursachen für die Zugausfälle, die wir sehr bedauern; für die Verspätungen gibt es neben Fahrzeugstörungen auch viele andere Ursachen, die extern bedingt sind”, erklärt Winfried Karg, Sprecher von Go-Ahead Bayern.

Auch für die mangelhafte, oft zu kurzfristige Fahrgastinformation hat Karg eine Erklärung. „Durch das Vereinigen und Trennen von Zügen ist die Eingabe von Zugausfällen sehr aufwendig und muss in zwei Arbeitsschritten erfolgen”, sagt er. Das treffe dann vor allem die Bahnhöfe, in denen Züge getrennt oder vereinigt werden, wie etwa den Hauptbahnhof in Augsburg. „Auf Grund der Vielzahl von Störungen gab es hier leider Probleme. Um besser informieren zu können, sind wir deswegen dabei, mehr Personal in der Leitstelle einzusetzen. Deren Ausbildung läuft und wird bald komplett abgeschlossen sein”, verspricht Karg.

Bei den Fahrzeugproblemen sehe das Unternehmen zwar eine positive Entwicklung. Aber: „Seit kurzem haben wir ein vermehrtes Problem mit den Schleifleisten der Stromabnehmer, weswegen etliche Züge in die Werkstatt mussten und der einsatzfähige Fahrzeugbestand deutlich geschwächt wurde”, so Karg. Grundsätzlich würde die Anzahl der Probleme sichtbar weniger, leider komme diese positive Entwicklung zu langsam voran. „Unser Hauptproblem ist aber die Personalsituation, die ist ja in ganz Südbayern schwierig. Das Thema, das die gesamte Branche trifft, wird uns noch einige Zeit begleiten”, sagt Karg.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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