Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 07.06.2023 10:20

Bahn auf dem Weg der Besserung: Generalsanierung der Strecke Ulm-Augsburg geplant

Groß und Klein gemeinsam: Jetzt dürfen ganz offiziell die einstöckigen Fahrzeuge mit den Doppeldeckern von Go-Ahead zusammengekoppelt werden. Das Unternehmen will so flexibler auf Fahrgastzahlen regieren können. (Foto: Go-Ahead Bayern)
Groß und Klein gemeinsam: Jetzt dürfen ganz offiziell die einstöckigen Fahrzeuge mit den Doppeldeckern von Go-Ahead zusammengekoppelt werden. Das Unternehmen will so flexibler auf Fahrgastzahlen regieren können. (Foto: Go-Ahead Bayern)
Groß und Klein gemeinsam: Jetzt dürfen ganz offiziell die einstöckigen Fahrzeuge mit den Doppeldeckern von Go-Ahead zusammengekoppelt werden. Das Unternehmen will so flexibler auf Fahrgastzahlen regieren können. (Foto: Go-Ahead Bayern)
Groß und Klein gemeinsam: Jetzt dürfen ganz offiziell die einstöckigen Fahrzeuge mit den Doppeldeckern von Go-Ahead zusammengekoppelt werden. Das Unternehmen will so flexibler auf Fahrgastzahlen regieren können. (Foto: Go-Ahead Bayern)
Groß und Klein gemeinsam: Jetzt dürfen ganz offiziell die einstöckigen Fahrzeuge mit den Doppeldeckern von Go-Ahead zusammengekoppelt werden. Das Unternehmen will so flexibler auf Fahrgastzahlen regieren können. (Foto: Go-Ahead Bayern)

Für Bahnreisende im Großraum Augsburg ist der sogenannte kleine Fahrplanwechsel am kommenden Wochenende mit einigen Verbesserungen verbunden: So wird es ab 11. Juni unter anderem die Halbstundentakte nach Aichach und Dinkelscherben auch an Samstagen geben. Eine deutlich größere Verbesserung steht zudem für die Strecke zwischen Augsburg und Ulm an. Sie soll in ein spezielles Bahn-Sanierungsprogramm für Hochleistungskorridore aufgenommen werden – allerdings erst im Jahr 2030.

Als das Bahnunternehmen Go-Ahead zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 den Regionalverkehr rund um Augsburg, etwa auf den Strecken zwischen München, Augsburg, Ulm und Meitingen, übernommen hatte, verlief der Start recht holprig. Weil zu wenig Personal zur Verfügung stand, konnten einige Verbindungen nicht gefahren werden und dann hatte das Unternehmen auch noch Pech mit dem Wetter: Eisregen legte die Siemens-Fahrzeuge lahm, tageweise bewegte sich kaum etwas. Mittlerweile hat sich vieles gebessert, auch wenn noch längst nicht jeder Zug pünktlich fährt, was aber meist nicht auf die Go-Ahead-Kappe geht. Für den kleinen Fahrplanwechsel kündigt das Unternehmen nun weitere Verbesserungen an.

So sollen ab dem 11. Juni „im Regionalverkehr rund um Augsburg alle im Fahrplan vorgesehenen Zugfahrten” durchgeführt werden. Wegen fehlenden Personals konnten dort seit Dezember „rund drei Prozent der Züge nicht gefahren werden”, so Go-Ahead. Zwischenzeitlich seien Anfang Mai bereits die Pendelfahrten außerhalb des Berufsverkehrs zwischen Augsburg und Meitingen aufgenommen worden, „jetzt kommen auch der Halbstundentakt am Samstag nach Dinkelscherben, ein bisher entfallener nachmittäglicher Zug zwischen Ansbach und Treuchtlingen sowie einige ergänzende Züge auf der Riesbahn hinzu”.

„Wir lösen damit unser Versprechen ein, dass ab dem 11. Juni alle Zugleistungen gefahren werden“, sagt Fabian Amini, Geschäftsführer von Go-Ahead Bayern.

Damit nicht genug, scheint Go-Ahead auch die Probleme mit der Fahrgastinformation in den Griff zu bekommen. So habe sich in den vergangenen Wochen zusehends die Online-Verbindung der Züge stabiliesiert, „so dass inzwischen fast alle Fahrzeuge lokalisiert werden können und die Verspätungs- und Fahrgastinformationen verlässlicher und kontinuierlicher werden”.

Und noch eine Verbesserung stellt Go-Ahead in Aussicht: Die beiden im Augsburger Netz eingesetzten Fahrzeugtypen von Go-Ahead Bayern, einstöckig und zweistöckig, dürfen demnach jetzt auch fahrplanmäßig miteinander gekuppelt fahren – bundesweit sei das in dieser Konstellation bisher einmalig. Zudem können von den kleineren, einstöckigen Zügen vom Typ Mireo nunmehr auch planmäßig vier statt bisher maximal drei Zugteile aneinander gekuppelt fahren. Beide Zugkonstellationen waren bisher nicht planmäßig vorgesehen, aber in den vergangenen Wochen bereits spontan möglich. „Wir können so zu den Hauptverkehrszeiten flexibler auf die Nachfrage eingehen, so dass unsere Fahrgäste hoffentlich in den allermeisten Fällen einen Sitzplatz finden und sich in unseren Zügen wohl fühlen“, hofft Amini.

Auf mehr Komfort für die Reisenden, allerdings erst in einigen Jahren, hoffen auch Landrat Martin Sailer, Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz und der Stellvertreter des Landrats Michael Higl. In einer gemeinsamen Pressemitteilung melden sie, dass unter anderem die Bahnhöfe entlang der Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm offenbar gute Chancen auf eine umfassende Sanierung haben. Hintergrund ist der Plan der Deutschen Bahn (DB) und des Bundesverkehrsministeriums, „besonders ausgelastete Streckenabschnitte des deutschen Schienennetzes zu einem ,Hochleistungsnetz' auszubauen”. Vor ziemlich genau einem Jahr gab die Bahn dieses Vorhaben bekannt, als Reaktion auf „aktuelle Zuverlässigkeits- und Qualitätsprobleme des Verkehrsträgers Schiene”, wie es die Bahn im Juni 2022 formulierte. Über eine Generalsanierung der wichtigsten Schienenkorridore, sogenannte Hochleistungskorridore”, solle sich das „hoch belastete Netz bis 2030 zu einem Stabilitätsanker für die gesamte Schiene entwickeln”. Störungen würden auf diesen Strecken stark reduziert und „die Infrastruktur deutlich robuster”.

„Von dieser Maßnahme werden sowohl die Fahrgäste, aber auch die Anwohner und Kommunen profitieren“

Der Bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter hat laut Pressemitteilung den Landkreises nun in einem Brief wissen lassen, dass wohl auch die Bahnstrecke Ulm-Augsburg in das Programm aufgenommen wird. Sailer, Durz und Higl hätten sich bereits in der Vergangenheit für eine entsprechende Aufnahme ausgesprochen. „Durch diese erfreuliche Entscheidung erhalten wir einen enormen Mehrwert für unseren Landkreis“, ist Sailer überzeugt. Denn während der geplanten fünfmonatigen Sanierungsphase der Strecke im Jahr 2030 sollen nicht nur alle Oberleitungen, Stellwerke, Gleise und Weichen ertüchtigt werden: „Bund und DB haben sich darauf verständigt, auch die Bahnhöfe auf der Strecke sowie die Verbesserung des Schallschutzes anzugehen.“ Durch die Aufnahme der Strecke Ulm-Augsburg in das Generalsanierungsprogramm ergebe sich für die Region eine „echte Perspektive auf den notwendigen Modernisierungsschub entlang der gesamten Bahnstrecke im westlichen Landkreis Augsburg”, da ist sich auch Hansjörg Durz sicher: „Von dieser Maßnahme werden sowohl die Fahrgäste, aber auch die Anwohner und Kommunen profitieren.“

Inwiefern diese Generalsanierung mit den Plänen für den künftigen Streckenverlauf zwischen den Städten Ulm und Augsburg kollidiert – oder überhaupt –, ist jetzt noch nicht abzusehen. Aktuell beschäftigt sich die Regierung von Schwaben im Raumordnungsverfahren mit vier möglichen Trassen. Eine dieser Varianten konzentriert sich auf den Ausbau der bestehenden Strecke bis Dinkelscherben. Hier hatte zuletzt Projektleiter Markus Baumann gegenüber dem Augsburger Stadtrat angedeutet, dass diese Trasse im Vergleich mit erheblich mehr Kosten und längerer Bauzeit verbunden wäre. Im Raumordnungsverfahren soll nun eine Vorzugsvariante herausgearbeitet werden, über die letztlich der Bundestag entscheiden muss.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

north