Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.08.2023 09:49

Traum vom Paradieschen: Wohnprojekt will Haus mit Direktkrediten kaufen

Der Verein Paradieschen möchte im Stadtteil Pfersee ein Haus kaufen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. (Foto: Paradieschen e.V.)
Der Verein Paradieschen möchte im Stadtteil Pfersee ein Haus kaufen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. (Foto: Paradieschen e.V.)
Der Verein Paradieschen möchte im Stadtteil Pfersee ein Haus kaufen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. (Foto: Paradieschen e.V.)
Der Verein Paradieschen möchte im Stadtteil Pfersee ein Haus kaufen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. (Foto: Paradieschen e.V.)
Der Verein Paradieschen möchte im Stadtteil Pfersee ein Haus kaufen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. (Foto: Paradieschen e.V.)

Vielleicht klappt es im zweiten Anlauf: Der Augsburger Verein Paradieschen will erneut ein leerstehendes Gebäude im Augsburger Stadtgebiet erwerben, um langfristig bezahlbaren Wohnraum für etwa 15 Personen zu schaffen. Geplant sind außerdem öffentliche Räume für das Quartier. Um das nötige Geld aufzutreiben, setzt der Verein auf niedrig verzinste Direktkredite von Privatpersonen. Im Frühjahr war ein erster geplanter Hauskauf nahe der Kahnfahrt in letzter Minute gescheitert, was allerdings nicht am Geld lag.

Mehrere Initiativen und Vereine haben sich in den vergangenen Monaten und Jahren in Augsburg gegründet, um bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu schaffen. So baut etwa der genossenschaftsähnliche Verbund „Sherlo” auf dem Sheridan-Areal drei Häuser in Holzhybridbauweise, die Raum für 50 Personen bieten sollen, und in der direkten Nachbarschaft errichtet die Baugemeinschaft „Sheridan Park & Junia” ebenfalls drei Mehrfamilienhäuser in Holzbauweise, mit 33 Wohnungen. Einen etwas anderen Weg geht der Verein „Paradieschen”. Statt selber zu bauen, wollen die Mitglieder ein leerstehendes Gebäude kaufen.

„Wir beobachten mit großer Sorge, dass die Mietpreise in Augsburg rasant steigen”

„Wir beobachten mit großer Sorge, dass die Mietpreise in Augsburg rasant steigen. Dagegen möchten wir mit unserem Projekt ein Zeichen setzen”, meint Felicia Reintke vom Verein Paradieschen. Um den Kauf eines leerstehenden Wohngebäudes zu finanzieren, wollen die Vereinsmitglieder sogenannte Direktkredite von mehreren hundert Privatpersonen sammeln. Das Geld soll nicht nur für den Erwerb des Gebäudes, sondern auch für dessen Sanierung reichen. „Die Direktkredite sind deutlich niedriger verzinst als jeder Bankkredit. Außerdem macht unser Verein keinen Profit mit der Vermietung des Gebäudes. So bleiben die Mieten dauerhaft auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau”, erklärt Reintke die Idee hinter dem Projekt.

Wie gut das mit den Direktkrediten klappt, hat sich beim ersten Kaufversuch des Vereins gezeigt. Im Frühjahr hatte der Verein mehr als 1,3 Millionen Euro Direktkredite von rund 200 Privatpersonen zusammenbekommen. Mit dem Geld sollte ein altes Pfarrhaus an der Augsburger Kahnfahrt gekauft werden. Doch aus dem Hauskauf wurde nichts. Der Eigentümer habe im letzten Moment entschieden, an den Höchstbietenden statt an das Wohnprojekt zu verkaufen, teilte der Verein im März in einer Presseerklärung. „Die monatelange, intensive Arbeit für ein sozialverträgliches Wohnprojekt wird durch das rein profitorientierte Handeln eines Einzelnen zerstört”, kritisierte damals Magdalena Lutzeyer aus dem Unterstützerkreis des Projekts in der Mitteilung. Laut Verein hatte es mehrere Jahre gedauert, bis die Initiative mit dem Haus an der Kahnfahrt das vermeintlich passende Gebäude gefunden hatte. Nachdem der damalige Eigentümer am Tag des Notartermins den Kauf abgesagt hatte, musste sich der Verein erneut auf die Suche nach einer passenden Immobilie begeben – und hatte offenbar Glück: Im Stadtteil Pfersee sind die Vereinsmitglieder fündig geworden. Nun wollen sie dort ein Haus kaufen.

„Wir freuen uns sehr, dass wir nur fünf Monate nach dem geplatzten Hauskauf eine neue Immobilie in Aussicht haben. Der jetzige Verkäufer hat das Haus für uns reserviert und steht unserem Projekt sehr offen gegenüber. Wenn wir nun genügend Menschen finden, die uns einen Direktkredit geben, kann unser Traum vom bezahlbaren, gemeinschaftlichen Wohnen in Pfersee schon bald Realität werden”, sagt Max Schorer vom Verein Paradieschen.

Geplant ist aber, nicht nur Wohnraum zu schaffen. Im Gebäude sollen auch öffentliche Räume entstehen, beispielsweise eine offene Werkstatt, ein Seminarraum und ein Verschenkeregal im Keller. „Wir wollen mit dem Projekt einen Begegnungsort schaffen, von dem alle profitieren können – unabhängig von der Größe des Geldbeutels”, so Schorer.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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