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Aichacher Zeitung Logo„Neue Normalität”: Experten geben Einblick in Immobilienmarkt im Wirtschaftsraum Augsburg | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.02.2024 13:11

„Neue Normalität”: Experten geben Einblick in Immobilienmarkt im Wirtschaftsraum Augsburg

Podiumsrunde beim A³-Marktgespräch mit den Experten zu Wohnen, Gewerbe und Einzelhandel. (Foto: Regio Wirtschaft Augsburg GmbH)
Podiumsrunde beim A³-Marktgespräch mit den Experten zu Wohnen, Gewerbe und Einzelhandel. (Foto: Regio Wirtschaft Augsburg GmbH)
Podiumsrunde beim A³-Marktgespräch mit den Experten zu Wohnen, Gewerbe und Einzelhandel. (Foto: Regio Wirtschaft Augsburg GmbH)
Podiumsrunde beim A³-Marktgespräch mit den Experten zu Wohnen, Gewerbe und Einzelhandel. (Foto: Regio Wirtschaft Augsburg GmbH)
Podiumsrunde beim A³-Marktgespräch mit den Experten zu Wohnen, Gewerbe und Einzelhandel. (Foto: Regio Wirtschaft Augsburg GmbH)

Verhaltener Optimismus war der Grundtenor auf dem A³-Marktgespräch zum Thema „Immobilien” im Februar. Etwa 70 Fachbesucher lauschten den aktuellen Einschätzungen von Experten zum Marktgeschehen im Jahr 2024. Zum dritten Mal boten die Immobilientage Augsburg den Rahmen für die Fachveranstaltung rund um den regionalen Immobilienmarkt im Wirtschaftsraum Augsburg.

Ausgangspunkt für den Blick in die Zukunft der Immobilienbranche waren die Zahlen aus einer Analyse des Beratungsunternehmens Bulwiengesa. Demnach sind es „schwierige Zeiten für die Immobilienbranche, hohe Finanzierungskosten und schwache Konjunktur belasten viele Unternehmen”. Die Stimmung in den verschiedenen Segmenten sei jedoch sehr unterschiedlich: So sei der Einzelhandel nicht mehr das Schlusslicht, sondern das Segment Büro. Und während sich im Wohnungsmarkt vorsichtiger Optimismus breitgemacht habe und das Logistiksegment trotz Einbußen seit Ende 2022 stabil blieb, scheinen die gewerbliche Investoren „nach wie vor unter Schockstarre zu stehen”. Die Transaktionsvolumina befänden sich auf einem Niveau wie nach der Finanzkrise 2008/2009.

Doch Oliver Rohr, Bereichsleiter Gewerbeimmobilien bei Bulwiengesa mildert diese Nachricht etwas ab. Er erwartet im Jahr 2024 deutschlandweit eine leichte Belebung. Zudem stehe Augsburg im Vergleich zu anderen Standorten teilweise besser da. Die Entwicklung neuer Flächen für Logistik- und Unternehmensimmobilien im vergangenen Jahr in der Region Augsburg veranlasst ihn zu dieser Einschätzung. 2024 sei mit einem hohen Büroflächenneuzugang in der Stadt Augsburg zu rechnen. Neue, hochwertige Büroflächen hätten trotz Homeoffice die Chance, vom Markt aufgenommen zu werden. „Bei konjunkturellem Rückenwind wird das Vermietungsgeschehen wieder anziehen“, sagte Rohr voraus.

Diesen vorsichtigen Optimismus teilten auch die Teilnehmer der Podiumsrunde. So sei die Nachfrage im Bürobereich zwar noch gedämpft, aber vorhanden. Marcus Rothenbucher von der Firma Walter Beteiligungen und Immobilien AG berichtete von einem Vermietungsstand von 40 Prozent, den der Innovationsbogen inzwischen vor Eröffnung erreicht habe. Hier habe man mit „hochwertigen, auch kleinteilig verfügbaren Flächen den Trend der Zeit getroffen”. Und die Schaffung eines Tech-Clusters, wie mit dem Technology Campus nahe dem Augsburg Innovationspark, habe sich für Walter ebenfalls bewährt.

Gerne etwas kleiner hat es offenbar auch der Einzelhandel, wie Wolfgang Hübschle, Wirtschaftsreferent der Stadt Augsburg, mitteilte. Der Trend gehe weiter hin zu kleinteiligen Flächen und es kämen ergänzende Nutzungen hinzu. Um die Flächen zu bespielen, seien alle gefragt – die Stadt, Eigentümer wie auch die Konsumenten.

Wenig Platz für Optimismus bleibt dagegen in Bezug auf Wohnraum. Dieser ist in Augsburg weiter Mangelware, eine Besserung ist offenbar nicht in Sicht. Dazu trage der erhebliche Rückgang der Baugenehmigungen bei. Und auch wenn Genehmigungen für Wohnungen erteilt wurden, hätten private Akteure aufgrund der Marktlage diese Projekte mitunter nicht realisieren können, wie Benjamin Dierig, Vorstand der Dierig AG, darlegte. So gingen die Mieten weiter nach oben, Baugrund sei rar und die Baukosten blieben zu hoch. „Die Renditen erlebten 2023 erhebliche Korrekturen”, so die Regio Wirtschaftsgesellschaft.

Dierig umschrieb die veränderten Rahmenbedingungen mit „Willkommen in der neuen Normalität“. Er forderte dazu auf, sich bewusst zu machen, „dass die vorhergehenden 15 Jahre besonders gute Rahmenbedingungen für die Immobilienbranche boten, die nun einen Einschnitt erfahren”. Er betrachtet die aktuelle Situation als Teil zyklischer Entwicklungen.

Aktiv werden trotz des schwierigen Marktumfelds

Doch gerade in diesem schwierigen Marktumfeld müsse man sich trauen, jetzt schon aktiv zu werden, „um in Zukunft bei größeren Entwicklungsschritten in der Region mögliche Effekte zu nutzen – wie zum Beispiel im Kontext des Uniklinikums Augsburg”, meinte Marcus Rothenbucher.

„Kommen Sie mit uns in einen Dialog, und machen Sie es uns allen einfacher“, forderte Steffen Kercher, Baureferent der Stadt Augsburg, in seinem abschließenden Plädoyer. Er erinnerte daran, die digitalen Angebote der Bauverwaltung zu nutzen, wie das Einreichen von vollständigen Anträgen oder auch die Option der Freisteller-Anträge im Blick zu haben.

Andreas Thiel, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung A³, stellte zuletzt die Mitmachmöglichkeiten für die regionale Immobilienbranche im Jahr 2024 vor, darunter der A³-Immobilienkongress, die Beteiligung auf der Expo Real und die A³-Standortkampagne, die den Standort mit zahlreichen Aktivitäten und unterstützenden Partnern stärken und positionieren soll.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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