Steffen Kercher, Referent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen der Stadt Augsburg, freut sich über die neusten Zahlen. Auswertungen von 2489 notariellen Kaufurkunden aus dem vergangenen Jahr bilden auf insgesamt 124 Seiten den Immobilienmarktbericht 2023. Dieser zeige, dass „der Erwerb von Wohneigentum in Augsburg wieder bezahlbarer wird”, sagt Kercher. Das Werk, das nun veröffentlicht wurde, enthält neben den Vertragszahlen, wie etwa der Anzahl der Kaufverträge, dem Flächenumsatz und dem Geldumsatz, auch Liegenschaftszinssätze, Sachwertfaktoren und Vergleichsfaktoren. Auf diese Weise soll der Immobilienmarktbericht für Kaufinteressenten Transparenz schaffen.

Dass die Kaufpreise für Immobilien in den großen bayerischen Städten München, Augsburg und Ingolstadt weiter zurück gehen, hatte zuletzt auch eine Auswertung des Marktforschungsinstituts vom Immobilienverband IVD Süd ergeben. Demnach sanken die Preise für Wohnimmobilien in Augsburg im vergangenen Jahr bis zum Herbst um durchschnittlich rund sechs Prozent. Die Immobilienmarktberichte für Augsburg der Jahre 2023 und 2022 zeigen aber auch: Immer weniger Häuser und Wohnungen wechseln den Eigentümer – was einer der Gründe für den nach wie vor überlasteten Augsburger Mietmarkt ist. Hinzu kommt, dass der Rückgang der Kaufpreise relativiert wird durch die Preisexplosion der vielen Jahre zuvor. Vor 2022 stiegen die Quadratmeterpreise in Augsburg zehn Jahre lang jedes Jahr um mindestens sieben Prozent.

„Das Marktumfeld ist natürlich für viele Akteurinnen und Akteure weiterhin ausgesprochen schwierig”, räumt Kercher ein. Dennoch seien den Kaufinteressenten durchaus Perspektiven gegeben, wenn sie „die anhaltend positiven Entwicklungen bei den Löhnen, Einkommen und Renten” den Kaufpreisen gegenüberstellen könnten, so der städtische Baureferent. Wie Kercher betont, seien sowohl bei Wohnungen als auch bei Reihenhäusern die durchschnittlichen Preise im Wiederverkauf gegenüber den Spitzen im Jahr 2022 deutlich gesunken und liegen wieder auf dem Niveau des Jahres 2020. Insgesamt werde „ein signifikanter Rückgang in allen Bereichen und Teilmärkten des Augsburger Immobilienmarktes seit Mitte 2022” festgestellt.

Mit den nur knapp 2500 Verkäufen unterbietet der aktuelle Immobilienmarktbericht im Übrigen die Zahlen aus dem Jahr zuvor. 2022 waren 2660 Immobilien ge- beziehungsweise verkauft worden. Die Zurückhaltung potentieller Käufer dürfte weiterhin an den vielen wirtschaftlichen Unsicherheiten und den vergleichsweise hohen Kreditzinsen liegen, auch wenn letztere seit Ende 2023 wieder sinken. Viele Interessenten mieten dann doch lieber anstatt zu kaufen, was den Druck auf den Mietmarkt erhöht. Laut IVD Süd stieg das Mietpreisniveau in Augsburg 2023, wie bereits in den Jahren zuvor, weiter an. Und auch was die Kaufpreise angeht, könnte es demnächst für alle, die ein Eigenheim erwerben wollen, wieder schlechte Nachrichten geben. Womöglich deutet sich bereits das Ende der Wende bei den Preisen an: Nach einem Bericht des Handelsblatts signalisieren neue Daten des Immobilien-Finanzierungsportals Europace deutschlandweit einen Richtungswechsel – hin zu wieder steigenden Preisen.