Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 30.10.2023 05:45, aktualisiert am 30.10.2023 11:38

Rübsamen-Filiale in Aichach schließt

<b>Die Umstrukturierungen</b> bei der in Schieflage geratenen Modekette Rübsamen haben Folgen: Die Filiale am Aichacher Stadtplatz schließt. (Foto: Bastian Brummer)
Die Umstrukturierungen bei der in Schieflage geratenen Modekette Rübsamen haben Folgen: Die Filiale am Aichacher Stadtplatz schließt. (Foto: Bastian Brummer)
Die Umstrukturierungen bei der in Schieflage geratenen Modekette Rübsamen haben Folgen: Die Filiale am Aichacher Stadtplatz schließt. (Foto: Bastian Brummer)
Die Umstrukturierungen bei der in Schieflage geratenen Modekette Rübsamen haben Folgen: Die Filiale am Aichacher Stadtplatz schließt. (Foto: Bastian Brummer)
Die Umstrukturierungen bei der in Schieflage geratenen Modekette Rübsamen haben Folgen: Die Filiale am Aichacher Stadtplatz schließt. (Foto: Bastian Brummer)

Aichachs Innenstadt wird sich in den kommenden Monaten entscheidend verändern. Nachdem Werner Anneser vom gleichnamigen Sportgeschäft vor wenigen Wochen angekündigt hatte, seinen Laden mangels Nachfolge aufzugeben, wird bald ein weiterer Einzelhändler das Feld räumen. Das Modehaus Rübsamen am Stadtplatz schließt. Dieser Schritt ist eine Folge von Umstrukturierungsmaßnahmen im Zuge des laufenden Insolvenzverfahrens. Wie berichtet, war die Modekette mit Sitz in Augsburg bereits im Sommer dieses Jahres in wirtschaftliche Schieflage geraten. Corona, Kriege und die daraus resultierende Inflation dürften mit dazu beigetragen haben.

Diese Mit-Ursachen hatte zumindest Rübsamen-Chef Marcus Vorwohlt bereits im Sommer im Gespräch mit unserer Zeitung ausgemacht, wenngleich er vor allem die Baustellen rund um das Haupthaus an der Augsburger Karolinenstraße für den Rückgang von Kundschaft verantwortlich machte. Damals hatte Vorwohlt betont, dass der Standort in Aichach, die 1978 als erste Filiale überhaupt eröffnet worden ist, gewissermaßen sein „Baby” sei. Im Juli war das erklärte Ziel: keine Kündigungen und der Erhalt aller Filialen.

Umstrukturierungen als Grund für die Schließung

Noch vor einigen Tagen hatte es tatsächlich so ausgesehen, als bleibe der Standort erhalten, sagte auch Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann. Hart getroffen habe ihn die Nachricht von der Schließung nicht zuletzt deswegen. „Auch das Verhältnis zu den Angestellten dort war immer gut. Es tut mir sehr Leid”, erklärte das Stadtoberhaupt am Sonntag am Telefon. 16 Angestellte sind bei Rübsamen in Aichach beschäftigt, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus.

Am Sonntag war bei Rübsamen in Aichach niemand für eine Stellungnahme zu sprechen. Draußen tummelten sich hunderte Kauflustige an den Ständen des Simon- und Judäimarktes. Ab 13 Uhr öffnete auch das Modehaus seine Türen. Zuvor gab eine Rübsamen-Mitarbeiterin durch die verschlossene Glastür lediglich zu verstehen, dass zum jetzigen Zeitpunkt niemand Angaben in der Sache machen werde. Geschäftsführer Marcus Vorwohlt war am Wochenende ebenfalls nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Habermann: „Da muss wieder ein Einzelhändler rein”

Wie Bürgermeister Habermann erklärte, habe der Rübsamen-Geschäftsführer ihn am Freitag angerufen, um ihn über den Schritt zu informieren. Die Entscheidung habe er laut Habermann am Donnerstag getroffen. „Das Verhältnis war immer sehr gut”, beteuerte der 70-Jährige. „Mit diesem Haus gehen ein Stück Tradition und ein Stück Stadtgeschichte verloren”, machte der Bürgermeister deutlich. Bevor Rübsamen die Räumlichkeiten Ende der 1970er-Jahre übernommen hatte, war in ihnen das Modegeschäft Bierling untergebracht. Auch deshalb ist für Habermann klar: „Da muss wieder ein Einzelhändler rein.”

Dieses Ziel verfolge die Stadt nun. Er sehe dafür zwei Möglichkeiten, erklärte Habermann, der am Sonntag mit Thomas Wörle von der Wirtschaftsförderung der Stadt über das Thema diskutiert hat. „Eine Lösung ist sicherlich, möglichst schnell einen Nachmieter zu finden. Wir haben da als Stadt auch unsere eigenen Netzwerke”, sagte der Bürgermeister. Perspektivisch könne er sich aber auch vorstellen, die Immobilie zu entwickeln. „Das Haus ist stadtbildprägend”, betonte Habermann.

Eine Entwicklung sei womöglich über einen Investor realisierbar. Ebenso gut könne er sich allerdings vorstellen, dass die Stadt das Gebäude kauft und die Sache selbst in die Hand nimmt. „Dass wir das können, haben wir bereits beim Kauf des Bahnhofshauses bewiesen”, rief der Sozialdemokrat Habermann ins Gedächtnis.

Kauft die Stadt das Rübsamen-Gebäude?

Eine Gegenfinanzierung sei etwa durch den Verkauf des Grundstücks an der Martinstraße möglich, auf dem sich derzeit das alte Feuerwehrhaus befindet. Darüber hinaus hofft Habermann weiterhin darauf, dass Aichach wieder in die Städtebauförderung kommt. Zunächst müssten allerdings Gespräche mit dem Eigentümer des Gebäudes geführt werden. Der sitzt im Ausland.

Es sind also dicke Bretter, die die Stadt zu bohren hat. Und nachdem der Betrieb im Laden noch eine Weile weiter läuft, ist noch nichts sicher. Eines aber ist klar: Mit der Schließung des Modehauses in Aichach nach 45 Jahren geht ein Beben durch die Geschäftswelt. Schon wieder. Wie lange die Filiale am Aichacher Stadtplatz noch geöffnet hat, war am Wochenende nicht in Erfahrung zu bringen.


Bastian Brummer
Bastian Brummer

Redakteur

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