Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Projektentwickler insolvent – wie geht es mit dem Bahnareal weiter?

Dunkle Wolken über dem Bahngelände im Hochfeld: Der Düsseldorfer Immobilienentwickler Gerchgroup hat jüngst Insolvenz beantragt. Welche Auswirkungen dies auf die Planungen des Wohnquartiers an der Firnhaberstraße hat, ist derzeit noch offen.  (Foto: Maximilian Tauch)
Dunkle Wolken über dem Bahngelände im Hochfeld: Der Düsseldorfer Immobilienentwickler Gerchgroup hat jüngst Insolvenz beantragt. Welche Auswirkungen dies auf die Planungen des Wohnquartiers an der Firnhaberstraße hat, ist derzeit noch offen. (Foto: Maximilian Tauch)
Dunkle Wolken über dem Bahngelände im Hochfeld: Der Düsseldorfer Immobilienentwickler Gerchgroup hat jüngst Insolvenz beantragt. Welche Auswirkungen dies auf die Planungen des Wohnquartiers an der Firnhaberstraße hat, ist derzeit noch offen. (Foto: Maximilian Tauch)
Dunkle Wolken über dem Bahngelände im Hochfeld: Der Düsseldorfer Immobilienentwickler Gerchgroup hat jüngst Insolvenz beantragt. Welche Auswirkungen dies auf die Planungen des Wohnquartiers an der Firnhaberstraße hat, ist derzeit noch offen. (Foto: Maximilian Tauch)
Dunkle Wolken über dem Bahngelände im Hochfeld: Der Düsseldorfer Immobilienentwickler Gerchgroup hat jüngst Insolvenz beantragt. Welche Auswirkungen dies auf die Planungen des Wohnquartiers an der Firnhaberstraße hat, ist derzeit noch offen. (Foto: Maximilian Tauch)

Auf dem Bahngelände in der Firnhaberstraße im Augsburger Hochfeld soll ein Wohnquartier mit hunderten neuen Wohnungen entstehen, doch nun sind die Pläne dafür ins Stocken geraten. Die treibende Kraft hinter dem Projekt, der Immobilienentwickler Gerchgroup aus Düsseldorf, hat Insolvenz angemeldet.

Erst vor einigen Wochen hatte der Augsburger Stadtrat den neuen Planungen für ein modernes Wohnquartier auf dem seit Jahren brachliegenden Bahngelände zugestimmt. Davor stand die Stadt den von den Grundstückseigentümern angestoßenen Freistellungsprozessen von Eisenbahnbetriebszwecken kritisch gegenüber und sah eher einen größeren Bedarf an Bahnbetriebsflächen, um die Ziele der Mobilitätswende zu erreichen. Das Areal wechselte mehrfach den Besitzer, eine gewerbliche Nutzung hatte sich jedoch im Laufe der Zeit nicht ergeben und das Gelände liegt bis heute größtenteils brach.

Ein Umdenken der Stadt erfolgte dann in diesem Jahr. Zusammen mit den beiden Immobilienentwicklern Gerchgroup aus Düsseldorf und der Solidas Immobilien und Grundbesitz GmbH aus Augsburg, erarbeitete man ein Strukturkonzept, das als Rahmen für die weiteren Planungen dienen sollte.

Demnach soll an der Firnhaberstraße ein neues Stadtquartier mit rund 80.000 Quadratmetern und guter Vernetzung zum Hochfeld entwickelt werden. Die Planungen sehen einen Wohnanteil von 70 bis 80 Prozent vor, insgesamt hunderte Wohneinheiten. Daneben sollen Geschäfte, Büro- und Gewerbeflächen, Nahversorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs, eine Kita und mehrere Gastronomiebetriebe entstehen. Auch eine Straßenbahntrasse wurde bereits in die Planungen integriert, um die Nahverkehrsanbindung im restlichen Hochfeld zu verbessern. Mit dem Strukturkonzept als Basis sieht der Beschluss des Stadtrats als nächstes die Auslobung eines städtebaulichen Wettbewerbs vor.

Just als nach Jahrzehnten grünes Licht für eine Weiterentwicklung des Geländes gegeben wurde, kommt jetzt die Nachricht von der Insolvenz der Gerchgroup. Nach Informationen der Wirtschaftswoche hat der Immobilienentwickler beim Amtsgericht in Düsseldorf Insolvenzanträge für mehrere seiner Dachgesellschaften gestellt. Insgesamt betreut die deutschlandweit tätige Gerchgroup derzeit Immobilienprojekte im Wert von rund vier Milliarden Euro.

Die Firma hat sich auf die Entwicklung größerer Immobilien in deutschen Großstädten spezialisiert. Neben dem Bahnareal befinden sich darunter Objekte wie „The Q” in Nürnberg, das zu einem modernen Wohn- und Bürogebäude entwickelt wird, das „Laurenz Carré” in Köln, das als Stadtquartier Hotelbetrieb, Gastronomie, Büro- und Wohneinheiten vorsieht, und das „Praesidium” in Frankfurt am Main, für das ebenfalls als Mischung aus Wohn-, Geschäfts- und Bürokomplex derzeit ein Realisierungswettbewerb stattfindet. Diese Projekte sind zwar von der Insolvenz der Dachgesellschaften nicht direkt betroffen, da die Eigentümer jeweils operativ tätige Projektgesellschaften sind, denen die Bauprojekte gehören – im Falle des Bahnareals ist dies die „Solidas Gerch Augsburg Projektentwicklung 1.0 GmbH” – allerdings sind die Projektgesellschaften in ihrem operativen Geschäft oft von den Dachgesellschaften finanziell abhängig, weshalb sich die jetzige Insolvenz nun durchaus auf sie auswirken könnte.

Inflation, steigende Baukosten und höhere Zinsen bereiten der Branche Probleme

Ohnehin hat die gesamte Immobilienbranche derzeit gleich mit mehreren großen Problemen zu kämpfen. Eine jahrelange Niedrigzinsphase sorgte bis vor Kurzem für eine hervorragende Ausgangslage auf dem Bau- und Immobiliensektor. Garantierte sie doch ein hohes Maß an Liquidität und geringe Finanzierungskosten. Das änderte sich jedoch rapide durch die generell hohe Inflation, steigende Baukosten und vor allem die steigenden Zinsen. Dadurch werden die Kosten für Bauprojekte schnell zum Problem. Vor allem die höheren Zinsen sind dabei für die Branche gefährlich, wirken diese sich bei Bauprojekten doch gleich doppelt aus. Einerseits auf der Kostenseiten, weil die Kreditaufnahme für die Vorfinanzierung damit deutlich teurer wird, andererseits auch auf der Einnahmenseite. Da potentielle Immobilienkäufer für eine Finanzierung nun mit ebenso höheren Kreditkosten kalkulieren müssen, sinkt die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt, was wiederum auf die zu erzielenden Immobilienpreise drückt. Welche Auswirkungen die Insolvenz nun für das zu entwickelnde Stadtquartier an der Firnhaberstraße haben wird, ist derzeit noch nicht abzusehen.


Von Maximilian Tauch
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