Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Investorensuche gescheitert: Rübsamen muss schließen

„Wir schließen”: Das Modehaus Rübsamen muss nun doch den Betrieb einstellen. Das Stammhaus in Augsburg soll noch bis Ende April geöffnet bleiben. (Foto: Maximilian Tauch)
„Wir schließen”: Das Modehaus Rübsamen muss nun doch den Betrieb einstellen. Das Stammhaus in Augsburg soll noch bis Ende April geöffnet bleiben. (Foto: Maximilian Tauch)
„Wir schließen”: Das Modehaus Rübsamen muss nun doch den Betrieb einstellen. Das Stammhaus in Augsburg soll noch bis Ende April geöffnet bleiben. (Foto: Maximilian Tauch)
„Wir schließen”: Das Modehaus Rübsamen muss nun doch den Betrieb einstellen. Das Stammhaus in Augsburg soll noch bis Ende April geöffnet bleiben. (Foto: Maximilian Tauch)
„Wir schließen”: Das Modehaus Rübsamen muss nun doch den Betrieb einstellen. Das Stammhaus in Augsburg soll noch bis Ende April geöffnet bleiben. (Foto: Maximilian Tauch)

Am Ende waren alle Bemühungen vergebens: Der insolvente Modehändler Rübsamen hat keinen Investor gefunden. Jetzt kündigte das Unternehmen mit seiner mehr als 100-jährigen Tradition die Schließung an. Das Stammhaus in Augsburg soll noch bis Ende April geöffnet bleiben. Den 100 Mitarbeitern wird gekündigt.

Für die Rübsamen Gruppe, die aus drei Gesellschaften besteht, war eine Investorensuche der letzte Ausweg, denn eine dauerhafte und profitable Fortführung des Modehändlers wäre ohne Investor nicht möglich gewesen. In den vergangenen Wochen hätten die Verantwortlichen zahlreiche Gespräche mit möglichen Interessenten geführt. „Angesichts der schwierigen Branchen- und Unternehmenssituation war jedoch kein Interessent bereit, in die Rübsamen Unternehmensgruppe zu investieren und diese auf Basis des Sanierungskonzeptes fortzuführen”, heißt es in einer Mitteilung. Auch andere Lösungsansätze seien von den Verantwortlichen geprüft worden, doch aufgrund der wirtschaftlichen Situation und der Prognose nicht umsetzbar. Als Folge der gescheiterten Investorensuche sei für die Textilhaus Rübsamen GmbH & Co. KG sowie die beiden weiteren Gesellschaften der Gruppe die Stilllegung beschlossen worden.

Seit September 2023 befindet sich das Modehaus in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Wie viele andere Einzelhandelsunternehmen im Modebereich stehe auch Rübsamen stark unter Druck. Als Ursache nennt das Unternehmen das rückläufige Konsumverhalten der Kunden aufgrund der Inflation, der Energiekrise und dem Ukraine-Krieg. Die Kosten steigen gleichzeitig stark an. Rübsamen verzeichnet so im Ergebnis stark rückläufige Umsätze, die die laufenden Kosten auf Dauer nicht decken. Die Liquiditätslage habe sich in den vergangenen Wochen erheblich verschlechtert, was das nun verkündete Aus begründete.

„Auch das Weihnachtsgeschäft konnte diese Entwicklung leider nicht auffangen”

„Auch das Weihnachtsgeschäft konnte diese Entwicklung leider nicht auffangen, es blieb branchenweit vor allem im stationären Handel unter den Erwartungen”, so Geschäftsführer Marcus Vorwohlt in der Mitteilung. Im Bereich des Onlinehandels habe ein Zahlungsdienstleister zudem ausstehende Zahlungen zurückgehalten, was die Liquidität weiter belastet habe. Man habe intensiv am Sanierungskonzept gearbeitet, die Flächen verkleinert und auch neue Projekte wie ein exklusives „Private Shopping”-Konzept erarbeitet. „Letztlich reicht das jedoch leider nicht aus. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass eine erhebliche Verbesserung der Umsatzsituation trotz aller Maßnahmen nicht realisierbar ist. Das schmerzt mich persönlich sehr”, so Vorwohlt.

Auch bei der Augsburger Stadtspitze sieht man das Rübsamen-Aus mit großem Bedauern: „Das Modehaus Rübsamen war ein zentraler etablierter Anker für die Innenstadt und hat das innerstädtische Angebot mit seinem Konzept über all die Jahre extrem aufgewertet”, kommentiert Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle die Entwicklung. Die Stadt bedauere sehr, dass das Traditionsunternehmen seinen Betrieb nun einstellen müsse. „Die Textilbranche ist schon seit geraumer Zeit insgesamt einem extremen strukturellen Wandel und dem veränderten, aktuell auch noch vorsichtigerem Konsumverhalten ausgesetzt”, so Hübschle. Zudem zähle Bekleidung zu den Sortimenten, „die mittlerweile am stärksten im Onlinehandel nachgefragt werden”. Für die gesamte Einzelhandels- und Innenstadtentwicklung sei dies auch eine fortwährende Herausforderung, ergänzt Hübschle.

Für die Stadt ist die Schließung von Rübsamen doppelt bitter, steckt sie doch gerade einen Millionenbetrag in die Aufwertung der Karolinenstraße, um „attraktive Rahmenbedingungen für die bestehenden Unternehmen, aber auch für kommende Ansiedlungen sowie die Besucherinnen und Besucher der Augsburger Innenstadt zu schaffen”, wie es Referent Hübschle formuliert. Nun fällt einer der wichtigsten Anziehungspunkte in der Straße weg. Doch in dieser Hinsicht gibt man sich in der Stadtspitze optimistisch. „Mit der bereits geplanten Ansiedlung eines Nahversorgers kommt auch ein neuer Frequenz- und Impulsbringer für die zukünftige Weiterentwicklung der Karolinenstraße”, so Hübschle. Noch dazu sei die Karolinenstraße auch eine wichtige touristische Achse zwischen Dom und Rathausplatz.

In den kommenden Wochen will Rübsamen ohnehin den Geschäftsbetrieb fortführen und die Kunden könnten weiter in den Geschäften einkaufen, online bestellte Waren würden weiter ausgeliefert. Auch die Abwicklung von Retouren sowie alle sonstigen Serviceleistungen seien sichergestellt, versichert das Unternehmen. Neben dem Haupthaus in Augsburg, das bis Ende April geöffnet bleibt, bleiben auch die weiteren Filialen noch bis Ende April beziehungsweise Ende Mai geöffnet, je nach Verlauf des jeweiligen Abverkaufs der Warenbestände. Eine Filiale in Weilheim ist bereits geschlossen. Die Geschäfte in Aichach, Schrobenhausen und ein Partner-Store in Friedberg schließen, wie bereits zuvor bekannt gegeben wurde, bereits im Januar.

Generalbevollmächtigter Paul Abel, der die Geschäftsführung in der Eigenverwaltung unterstützt, zeichnet ein düsteres Bild: „Die Umsätze sind zu gering und auch die Prognose für das neue Jahr 2024 sieht hier keine erhebliche Verbesserung, die für einen kostendeckenden Betrieb ausreicht.” Für den Erhalt der Gruppe hätte es einen finanzstarken Investor gebraucht. Die für das Textilhaus Rübsamen und die beiden anderen Gesellschaften vom Amtsgericht Augsburg eröffneten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung laufen unterdessen weiter.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

north