Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 01.08.2023 23:00

„Notbremse” bei Rübsamen

<b>Das Modehaus Rübsamen</b> ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Das Geschäft am Aichacher Stadtplatz bleibt aber wie alle Filialen weiter geöffnet.  (Foto: Robert Edler)
Das Modehaus Rübsamen ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Das Geschäft am Aichacher Stadtplatz bleibt aber wie alle Filialen weiter geöffnet. (Foto: Robert Edler)
Das Modehaus Rübsamen ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Das Geschäft am Aichacher Stadtplatz bleibt aber wie alle Filialen weiter geöffnet. (Foto: Robert Edler)
Das Modehaus Rübsamen ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Das Geschäft am Aichacher Stadtplatz bleibt aber wie alle Filialen weiter geöffnet. (Foto: Robert Edler)
Das Modehaus Rübsamen ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Das Geschäft am Aichacher Stadtplatz bleibt aber wie alle Filialen weiter geöffnet. (Foto: Robert Edler)

Das Modehaus Rübsamen ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung soll nun dafür sorgen, dass innerhalb der nächsten Monate zügig Umstrukturierungsmaßnahmen durchgeführt werden können. Erklärtes Ziel ist der Erhalt aller Filialen und ein Verzicht auf Kündigungen.

In Aichach gehört das Modehaus am Stadtplatz zu den alteingesessenen Geschäften. Den meisten Kunden erscheint es wie ein ganz normaler Einzelhändler, nicht wie eine von 13 Filialen, über die Rübsamen mit seinem Stammsitz in Augsburg verfügt. Kein Wunder: „Aichach war das erste Baby”, erklärt Geschäftsführer Marcus Vorwohlt. Im Jahr 1978 wurde es von dem Augsburger Unternehmen als erste Filiale eröffnet. Dort arbeiten heute 16 Beschäftigte. Weitere Standorte gibt es in Friedberg (elf Beschäftigte), Schrobenhausen (13), Dachau (22), Landsberg, Fürstenfeldbruck, Weilheim und Murnau. Überall geht der Betrieb weiter.

Aichacher Filiale war „das erste Baby”

Corona, Ukraine-Krieg, Energiekostensteigerungen und Inflation - das alles sei schwer genug, aber noch zu bewältigen gewesen. Letztendlich hat laut Marcus Vorwohlt das Haupthaus in der Augsburger Karolinenstraße den Ausschlag für das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gegeben. Dort hat die Kundenfrequenz nachgelassen, was der Geschäftsführer auf die Schließung großer Läden wie Pustet, Sparkasse, Drogerie Müller oder Tchibo sowie eine seit Jahren dauernde Großbaustelle zurückführt. Zugleich ist die Verkaufsfläche mit 3500 Quadratmetern riesig. Deshalb wird vor allem darüber nachgedacht, diese Fläche zu verringern. Das Online-Geschäft macht Vorwohlt zufolge „in der Spitze” bis zu 30 Prozent aus, „das hat uns während der Corona-Pandemie sehr geholfen”, berichtet der Geschäftsführer, der die Aufgabe vor rund 30 Jahren von seinem Vater übernommen hat.

Die Insolvenz in Eigenverwaltung unterscheidet sich von der regulären Insolvenz dadurch, dass die Geschäftsführung weiter Entscheidungen treffen kann. Ein Sachwalter begleitet den Prozess und achtet darauf, dass die Interessen der Gläubiger nicht geschädigt werden. Die Agentur für Arbeit sichert drei Monate lang die Gehälter der 150 Beschäftigten, eine Verlängerung gibt es nicht, doch die Gehälter seien auch darüber hinaus gesichert, teilt das Unternehmen mit. „Das Verfahren ist eine Notbremse”, sagt Marcus Vorwohlt. Durch den Schritt könne man beispielsweise leichter Änderungen in Bestandsverträgen vornehmen, ob es nun Miet- oder Arbeitsverträge sind. Das Unternehmen muss einen Business-Plan vorlegen, der die Bemühungen zur Umstrukturierung glaubhaft vermittelt.

Die Mitarbeiter seien von der Mitteilung zunächst sehr benommen gewesen, „auch wenn alle wussten, dass wir kämpfen”, sagt Vorwohlt. Nun wüssten alle, wie der Plan der Geschäftsführung aussehe, und die erste Benommenheit habe sich gelegt. Ende Oktober sind die drei Monate vorbei, dann werde man wissen, ob die Rettung klappen kann, auch wenn der Geschäftsführer eher April 2024 als zeitlichen Horizont ausgibt: „Wenn wir daraus hervorgehen, dann gestärkt. Es wird zu Veränderungen kommen, aber die meisten werden am Standort Augsburg stattfinden”, sagt er gegenüber unserer Zeitung. Wird man also im Sommer 2024 noch das Modehaus Rübsamen am Aichacher Stadtplatz finden? „Das ist das erklärte Ziel.”


Carina Lautenbacher
Carina Lautenbacher

Chefredakteurin

north