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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Holi-Gaudy und Tuning-Treffen: Nachbarin der Augsburger Arena klagt gegen Stadt und FC Augsburg Betriebs GmbH

Anwohnerin Petra Wengert klagt wegen nicht-sportlicher Großveranstaltungen an der Augsburger Fußballarena gegen die Stadt. Auch die FC Augsburg Besitz und Betriebs GmbH ist zur Verhandlung vor dem Augsburger Verwaltungsgericht am Donnerstag geladen. Die Klage soll einer Event-Kultur abseits des Fußballs am Stadion des FCA vorbeugen.

Ein wenig erinnert die erste Antwort auf die Presseanfrage an die Stadt an das verwinkelte Verwaltungsgebäude im Zeichentrickfilm „Asterix erobert Rom”. Jenes Haus, in dem die Helden aus dem gallischen Dorf auf der Suche nach dem Passierschein A 38 von einem Büro zum nächsten geschickt werden. „Anbei die Antworten des Ordnungsreferates. Eine Weiterleitung an das Umweltamt über das Umweltreferat sowie an das Bauordnungsamt über das Baureferat ist bereits erfolgt”, schreibt die Pressestelle.

Der Fall ist offenbar komplexer, als es der spartanische Eintrag ins Terminregister des Verwaltungsgerichts erahnen lässt. Donnerstag, 17. November: Petra Wengert, Augsburg, gegen Stadt Augsburg, beigeladen FC Augsburg Besitz- und Betriebs-GmbH. Der einzige Hinweis darauf, worüber verhandelt wird, ist das Wort „Bauvorbescheid”.

Mit einem solchen „kann ein Bauherr vor Einleitung des Baugenehmigungsverfahrens einzelne Fragen seines Bauvorhabens rechtsverbindlich entscheiden lassen”, erklärt der Freistaat Bayern im Internet. In diesem Fall sieht das so aus: Seit 2015 wird drei Jahre lang getestet, ob auch Open-Air-Veranstaltungen abseits der Bundesliga- und Pokalspiele an der Augsburger Fußball-Arena möglich sind. Dafür gelten Lautstärkebeschränkungen und spätestens um 22 Uhr muss Ruhe sein.
Das reicht Petra Wengert aber nicht. Wengert wohnt in der Nähe der Arena, „ich kann sie von meinem Haus aus sehen”, sagt sie, auch „wenn die Stadt das verneint”. Vor allem aber befindet sich das rund 800 Meter entfernte Stadion in Hörweite - das rühre laut Wengert auch daher, dass die Arena höher liegt als ihr Zuhause. Messungen, wie laut es genau werde, habe sie zwar noch nicht vorgenommen. Doch der Lärm, besonders durch die Bässe, die in Richtung ihres Hauses wummern: „nervtötend”.

Freilich sind es bisher wenige Sausen, die an der nach einer Versicherung benannten Arena gefeiert werden - maximal drei im Jahr dürfen es während des Probebetriebs ohnehin nur sein. Darunter etwa das vom farbenfrohen religiösen Frühlingsfest der Hindus zum House-Musik-Massen-Event eingedeutschte Holi. Oder zuletzt im Oktober ein Tuning-Treffen, das Wengert, die sich an den Spielen des FC Augsburg nicht störe, folgendermaßen kommentiert: „Was da rüberkam, war eine Zumutung.”
Die Klage jedenfalls sei prophylaktisch, sagt Wengert. „Erst reicht man den kleinen Finger und dann haben wir hier drei Wochen ,Rock am Stadion'”, fürchtet die Anwohnerin. Sie finde, Festivals an der Arena zu etablieren, sei schlicht nicht erforderlich. Auch wenn sie ein wenig resigniert nachschiebt, das Gefühl zu haben, „die Spaßgesellschaft hat derzeit oft Vorrang, vor denen, die einen ruhigen Feierabend auf der Terrasse genießen wollen”.

Ob das Verwaltungsgericht ihre Annahme bestätigt, wird am morgigen Donnerstag ab 11 Uhr verhandelt. Das Augsburger Baureferat sieht der Klage gelassen entgegen. Die im Bauvorbescheid geregelte „Nutzungserweiterung der Fußballarena für Open-Air-Veranstaltungen” - so die Auffassung der Stadt Augsburg - „ist bereits von der ursprünglichen Baugenehmigung der Fußballarena gedeckt”. Das heißt, der Vorbescheid habe keine „echte” eigene Nutzungserweiterung zum Gegenstand und hätte gar nicht erfolgen müssen. „Bei lediglich drei für zulässig erachteten Open-Air Konzerten im Jahr fehlt es nach unserer Auffassung an bodenrechtlicher Relevanz, so dass sich die Genehmigungsfrage nicht neu stellt”, schreibt das Referat. Der Vorbescheid führe laut der Behörde „mangels eigenen Regelungsgehalts ins Leere”.
In anderen Worten: Eine Klage dagegen ist ohnehin hinfällig. Zumal sowohl Bau- als auch Ordnungsreferat bislang keine Anfragen für zukünftige Großveranstaltungen an der Arena vorliegen hätten. Auch seien bei beiden Ämtern bislang keinerlei Lärm-Beschwerden eingegangen. Wengert kämpft also alleine gegen die möglicherweise ja doch drohende Eventkultur am Stadion an. Ein ähnlich verzwicktes Unterfangen wie die Suche nach dem Passierschein A 38.


David Libossek
David Libossek

Sportredakteur

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