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Aichacher Zeitung LogoRaus mit Medikamentenresten und Pfannenbeschichtung: Klärwerk Augsburg wird modernisiert | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Raus mit Medikamentenresten und Pfannenbeschichtung: Klärwerk Augsburg wird modernisiert

Das Klärwerk Augsburg soll modernisiert und um eine vierte Reinigungsstufe erweitert werden. (Foto: imageBROKER/Martin Siepmann/IMAGO)
Das Klärwerk Augsburg soll modernisiert und um eine vierte Reinigungsstufe erweitert werden. (Foto: imageBROKER/Martin Siepmann/IMAGO)
Das Klärwerk Augsburg soll modernisiert und um eine vierte Reinigungsstufe erweitert werden. (Foto: imageBROKER/Martin Siepmann/IMAGO)
Das Klärwerk Augsburg soll modernisiert und um eine vierte Reinigungsstufe erweitert werden. (Foto: imageBROKER/Martin Siepmann/IMAGO)
Das Klärwerk Augsburg soll modernisiert und um eine vierte Reinigungsstufe erweitert werden. (Foto: imageBROKER/Martin Siepmann/IMAGO)

Es ist keine kleine Aufgabe, die das Klärwerk Augsburg zu bewältigen hat. Neben den Hinterlassenschaften der Bürger muss es auch mit den Abwässern aus der Industrie klar kommen – und das teilweise seit mehr als 70 Jahren. Und die Anforderungen werden nicht weniger. Im Gegenteil steigen die Ansprüche was die Qualität des Abwassers, die Nutzung von Energie und die übrigen Auswirkungen auf die Umwelt anbelangt immer weiter. Höchste Zeit also für eine Generalsanierung. Der Stadtrat stimmte nun einem „Masterplan 2040” für das Klärwerk zu, der die Anlage auf den neuesten Stand bringen soll. Der Preis: rund eine halbe Milliarde Euro.

„Das Klärwerk Augsburg reinigt das Abwasser in mechanischen, biologischen und chemischen Behandlungsstufen. So gelangt es in den Lech, ohne Schaden anzurichten”, beginnt die Beschlussvorlage für den Stadtrat. Doch das Klärwerk, das in der heutigen Form in drei großen Bauabschnitten in den 1950er, 70ern und 90ern errichtet wurde, musste bereits in der Vergangenheit immer wieder saniert und modernisiert werden, „um die gestiegenen wasserrechtlichen Anforderungen einhalten zu können”.

Das soll nun mithilfe des Masterplans erneut gelingen. Grundlage für das Konzept ist eine „Bestandsaufnahme der Kläranlage mit dem erforderlichen Re-Investitionsbedarf bis 2040 und den zugehörigen Betriebskosten”. Der Masterplan soll zudem der Stadtentwässerung Augsburg eine langfristige Finanzplanung ermöglichen. Denn die Sanierung des Klärwerks wird voraussichtlich deutlich teurer als etwa die derzeit laufenden Projekte Theatersanierung oder die Untertunnelung des Hauptbahnhofs.

Gebührenerhöhung: 61 Euro Mehrkosten im Jahr für Durchschnittshaushalt

Die Gesamtkosten belaufen sich nach ersten Schätzungen bis zum Jahr 2040 auf 514 Millionen Euro. Diese teilen sich auf in 300 Millionen Euro für Reinvestitionen, 153 Millionen Euro für die Aufgabestellungen der Zukunft, 51 Millionen Euro für den Unterhalt und zehn Millionen Euro für die Erneuerung der elektrotechnischen Anlagen. Zwar rechnet die Stadtentwässerung mit Fördermitteln, doch um eine Gebührenerhöhung kommen die Augsburger nicht herum. Im Masterplan ist eine Erhöhung um 49 Cent pro Kubikmeter Schmutzwasser vorgesehen, der genaue Betrag soll im Laufe des Jahres ermittelt werden, wenn klar ist, mit wie viel Finanzhilfe die Stadtentwässerung tatsächlich rechnen kann. In einer Beispielrechnung für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 125 Kubikmetern würde die Erhöhung um 49 Cent Mehrkosten von rund 61 Euro im Jahr bedeuten.

Eines der wichtigsten Elemente der Sanierung wird die Einrichtung einer vierten Reinigungsstufe sein. Denn längst kommt das Klärwerk nicht mehr mit allem zurecht, was durch die Kanalisation fließt.

Bislang beginnt der Klärprozess mit einer Rechenanlage. Diese befreit die 800 bis 2000 Liter pro Sekunde, abhängig von Tageszeit und Wochentag, von Grobstoffen – 600 Tonnen fallen hier jährlich an. Nächster Schritt in der Abwasserreinigung ist der Sand- und Fettfang. Danach folgt die Vorklärung, in der sich alle organischen Substanzen absetzen sollen, die schwerer sind als Wasser. Weiter geht es mit der mehrstufigen biologischen Klärung, in der Mikroorganismen das Wasser reinigen. Nach einem Aufenthalt im Nachklärbecken und einer Qualitätskontrolle fließt das Abwasser in den Lech – bis jetzt.

Künftig soll sich in den Klärprozess eine vierte Reinigungsstufe eingliedern, wie sie etwa in Baden-Württemberg bereits eingeführt ist. Diese Reinigungsstufe soll sogenannte Spurenstoffe entfernen, wie Medikamentenreste, PFT (Perfluorierte Tenside) etwa aus Pfannenbeschichtung und Kleidungsimprägnierung, Röntgenkontrastmittel sowie künstliche Süß- und Farbstoffe. Klärwerke könnten nur einen begrenzten Teil dieser Stoffe aus dem Abwasser entfernen, so die Beschlussvorlage der Verwaltung. Die vierte Reinigungsstufe würde helfen, „die Belastungen der Umwelt zu senken”. Diese Reinigungsstufe könne aus einer Aktivkohlefilterung, einer Ozonierung oder einer Kombination beider Verfahren bestehen. In Bayern sei bislang keine bestimmte Verfahrensweise vorgegeben. Das Klärwerk Augsburg, immerhin viertgrößtes Klärwerk Bayerns, ist aufgrund seiner Größe und wegen der Trinkwassergewinnung im Mündungsgebiet des Lechs unter 13 Klärwerken, die durch den Freistaat Bayern gefördert werden. Eine Förderung von mindestens 50 Prozent stehe in Aussicht.

Den zusätzlichen Energiebedarf für die vierte Reinigungsstufe soll zumindest teilweise ein Solarfaltdach über den Becken der biologischen Reinigungsstufe liefern.

Der Stadtrat entschied einstimmig, dass die Stadtentwässerung alle wichtigen Maßnahmen aus dem Masterplan vorbereiten soll.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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