Die Kresslesmühle leistet als Kulturhaus in der Altstadt seit vielen Jahren wichtige Integrationsarbeit und ist immer wieder Ausgangspunkt für Initiativen und Ideen. Nun ist das Augsburger Projekt „AUX – AUxburger eXkursionen” vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Rahmen des Wettbewerbs „Gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort stärken” mit dem zweiten Platz ausgezeichnet worden. Ein durchaus beachtliches Resultat, denn bundesweit waren 42 Einreichungen erfolgt.

Bis in die 1970er hinein wurde die Mühle tatsächlich noch als Kornmühle betrieben. Schließlich kaufte die Stadt das Gebäude, sanierte es „stellte das Haus zunächst als Unterkunft für Arbeitsmigranten zur Verfügung”, wie die Kresslesmühle über die eigene Geschichte informiert. Der Bezug zur Migrationsthematik war also früh gegeben. Die Bürgeraktion Lechviertel rüstete die Mühle zu einem zentralen Treffpunkt um. Kerngedanke sei es gewesen, ein „selbstverwaltetes Bürger- und Gemeinschaftshaus für die Bewohnerinnen und Bewohner der Altstadt zu gründen”. Wie auch heute noch gehörte von Anfang an eine Gastronomie zum Konzept. Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde die Mühle ab den 1990er Jahren vor allem als Kleinkunstbühne. Alles, was Rang und Namen in der Kabarettszene hatte, war in der Augsburger Altstadt zu Gast. Doch als „eines der ersten soziokulturellen Zentren in Deutschland” machte sich das Kulturhaus durch seine vielkulturelle Arbeit bundesweit einen Namen. Die Geschäftsführer Hansi Ruile und Bert Schindlmayr betrieben intensive Netzwerkarbeit unter anderem mit migrantischen Organisationen. So entstand etwa in Zusammenarbeit mit dem Mesopotamienverein die Interkulturelle Akademie Augsburg. Und auch das Zeltfestival La Piazza entsprang einer Idee der Kresslesmühle – und nun „AUX – AUgsburger eXkursionen”. Seit April 2022 gibt es das Projekt im Bildungshaus der Kresslesmühle.

„Das Herzstück des Projektes bildet die AUX – Stadtrallye”, sagt Alina Dajnowicz, Ideengeberin und Projektleiterin. „Mit vielfältigen spielerischen Aufgaben werden teilnehmende Teams an unterschiedliche Orte geführt und entdecken dadurch zahlreiche Angebote unserer Stadt: Beratungsstellen, Bildungseinrichtungen, Kunststätten, Museen, Freizeiteinrichtungen und viele weitere mehr. Das Projekt bereitet Freude und Spaß und ermöglicht ein multiples Win-win auf vielen Ebenen!”

Das Projekt AUX will die Inhalte der Integrationskurse mit dem Geschehen vor Ort verbinden und den Teilnehmern konkrete Anlässe geben, ihre Deutschkenntnisse einzusetzen. Weiter soll das Projekt die Teilnehmer einladen, „gewohnte Strukturen zu verlassen”. Ein ganz pragmatischer Ansatz sind Fahrradkurse, die schlicht den Mobilitätsradius erweitern. Die verschiedenen Exkursionen wiederum bieten mal die Gelegenheit für einen Spaziergang durch den Stadtwald, in der Musikschule zu singen oder die schönsten Spielplätze auszuprobieren.

In seinem Grußwort zur Preisverleihung würdigte BAMF-Vizepräsident Michael Griesbeck das Engagement der Projektträger: „Sie sind Brückenbauer und Türöffner zugleich. In Ihren Projekten eröffnen Sie Menschen Wege, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und sich als wichtiger Teil des Gemeinwesens vor Ort zu begreifen.” Damit würde ein Fundament gelegt „für eine solidarische Gesellschaft, in der Vielfalt Akzeptanz findet und Engagement für und miteinander möglich wird”, so Griesbeck weiter.

Die Projekt-Einreichung aus Augsburg habe die Jury mit ihrem „innovativen Ansatz, der durchdachten Struktur und vielschichtigen Wirkung” überzeugt. Sie erkannte eine „durchdachte Strategie, die Teilnehmende dazu anrege, sich in der Stadt zu bewegen, sich zu vernetzen und dabei automatisch Beratungsstrukturen kennenzulernen”, erläuterte das BAMF in der Begründung. Gefördert wird das Projekt vom Bundesinnenministerium im Rahmen des Bundesprogrammes „Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden.”

„Dieses tiefgehende Konzept und die kontinuierliche Weiterentwicklung, basierend auf Rückmeldungen der Teilnehmenden, zeugen von der Effektivität und Nachhaltigkeit der Auxburger Exkursionen”, freut sich Bürgermeisterin und Referentin für Bildung und Migration, Martina Wild, über die bundesweit Anerkennung und Würdigung des Augsburger Projekts.

Und noch etwas ist bemerkenswert: Auch wenn das Projekt „AUX – AUgsburger eXkursionen” sich in erster Linie an zugewanderte Menschen richtet, ist es nicht exklusiv diesen Menschen vorbehalten. Teilnehmen können nämlich alle, die Lust dazu haben. Interessierte mit und ohne Migrationsgeschichte. Mehr Informationen zu „AUX – AUgsburger eXkursionen” und den einzelnen Aktionen sind zu finden unter kresslesmuehle.de/aux.