Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 29.02.2024 10:20

Hilfe für die Suchthilfe: Bezirk und Stadt Augsburg starten Modellprojekt

Sie haben am Dienstag die Kooperationsvereinbarung Modellprojekt „Stärkung der Suchthilfe in Augsburg“ unterzeichnet (von links): Dr. Jakob Berger, Regionaler Vorstandsbeauftragter für Schwaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Professor Alkomiet Hasan, Ärztlicher Direktor des BKH Augsburg, Oberbürgermeisterin Eva Weber, Bezirkstagspräsident Martin Sailer und Uwe Schmidt, Geschäftsführer Drogenhilfe Schwaben.  (Foto: Markus Höck)
Sie haben am Dienstag die Kooperationsvereinbarung Modellprojekt „Stärkung der Suchthilfe in Augsburg“ unterzeichnet (von links): Dr. Jakob Berger, Regionaler Vorstandsbeauftragter für Schwaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Professor Alkomiet Hasan, Ärztlicher Direktor des BKH Augsburg, Oberbürgermeisterin Eva Weber, Bezirkstagspräsident Martin Sailer und Uwe Schmidt, Geschäftsführer Drogenhilfe Schwaben. (Foto: Markus Höck)
Sie haben am Dienstag die Kooperationsvereinbarung Modellprojekt „Stärkung der Suchthilfe in Augsburg“ unterzeichnet (von links): Dr. Jakob Berger, Regionaler Vorstandsbeauftragter für Schwaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Professor Alkomiet Hasan, Ärztlicher Direktor des BKH Augsburg, Oberbürgermeisterin Eva Weber, Bezirkstagspräsident Martin Sailer und Uwe Schmidt, Geschäftsführer Drogenhilfe Schwaben. (Foto: Markus Höck)
Sie haben am Dienstag die Kooperationsvereinbarung Modellprojekt „Stärkung der Suchthilfe in Augsburg“ unterzeichnet (von links): Dr. Jakob Berger, Regionaler Vorstandsbeauftragter für Schwaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Professor Alkomiet Hasan, Ärztlicher Direktor des BKH Augsburg, Oberbürgermeisterin Eva Weber, Bezirkstagspräsident Martin Sailer und Uwe Schmidt, Geschäftsführer Drogenhilfe Schwaben. (Foto: Markus Höck)
Sie haben am Dienstag die Kooperationsvereinbarung Modellprojekt „Stärkung der Suchthilfe in Augsburg“ unterzeichnet (von links): Dr. Jakob Berger, Regionaler Vorstandsbeauftragter für Schwaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Professor Alkomiet Hasan, Ärztlicher Direktor des BKH Augsburg, Oberbürgermeisterin Eva Weber, Bezirkstagspräsident Martin Sailer und Uwe Schmidt, Geschäftsführer Drogenhilfe Schwaben. (Foto: Markus Höck)

In einem Modellprojekt wollen der Bezirk Schwaben und die Stadt Augsburg Suchterkrankten künftig besser helfen. Mit der Drogenhilfe Schwaben, den Bezirkskliniken und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) haben sie am Dienstag dazu einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. Gleichzeitig plant die Stadt mit dem Konzept „Forum St. Johannes”, einen wichtigen Baustein für das Gelingen des Projekts beizusteuern.

1,3 Millionen Euro steuert der Bezirk für das auf drei Jahre ausgelegte Modellprojekt „Stärkung der Suchthilfe in Augsburg“ bei und leistet somit einen Großteil der Finanzierung. Der Start ist bereits für Freitag vorgesehen.

„Jeder Euro, der in die ambulante Suchthilfe fließt, spart 17 Euro an Folgekosten durch Suchterkrankungen ein“

Mit dem Projekt soll Suchtkranken in Augsburg geholfen werden, die bislang kaum oder gar nicht erreicht wurden. „Suchtkranke haben keine Lobby. Sucht ist jedoch ein gesamtgesellschaftliches Problem“, sagte Bezirkstagspräsident Martin Sailer bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung. Eine Stärkung der Suchthilfe in Augsburg sei aus Sicht des Bezirks nicht nur aus moralischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive alternativlos. „Jeder Euro, der in die ambulante Suchthilfe fließt, spart 17 Euro an Folgekosten durch Suchterkrankungen ein“, sagte Sailer.

Unter anderem soll es zwei zusätzliche Streetworker geben und auch im Bereich der Substitutionstherapie werde eine zusätzliche Vollzeitstelle eingerichtet, wie Uwe Schmidt, Geschäftsführer der Drogenhilfe Schwaben berichtete. Süchtige erhalten zudem Schulungen für Naloxon, ein Medikament, das im Falle einer Opiat-Überdosis Leben retten könne. Die Drogenhilfe plant weiter, ihre Schnelltestkampagne, etwa auf HIV oder auf Hepatitis C, zu erweitern. Ziel sei es, so Schmidt, die Betroffenen nach einem positiven Test auch in eine medizinische Behandlung zu bringen, was bisher nicht immer gelungen sei.

Dieses Ziel ließe sich leichter erreichen, wenn die Stadt Augsburg ihr Konzept „Forum St. Johannes” umsetzen könnte. Wie berichtet, sieht dieser Plan vor, den bisherigen Süchtigentreff vom Helmut-Haller-Platz in das alte Pfarrhaus neben der evangelischen Kirche St. Johannes an der Wertachbrücke zu verlegen und dort das Angebot deutlich auszuweiten, unter anderem um eine Arztpraxis, in der auch Drogenersatz-Medikamente ausgegeben werden sollen.

Geplant sei eine Filialpraxis, um deren Betrieb sich mehrere niedergelassene Ärzte aus Augsburg und Umgebung kümmern sollen. Wie Dr. Jakob Berger, Regionaler Vorstandsbeauftragter für Schwaben der KVB sagte, habe eine Abfrage unter Ärzten in Augsburg ergeben, dass durchaus Interesse und Bereitschaft bestehe, dieses Vorhaben zu unterstützen. Die Praxis könnte bereits in diesem Jahr eröffnen. Vor allem für jüngere Mediziner sieht Berger eine Chance, mit dem Thema „Substitution” in Kontakt zu kommen. Da gebe es einige Berührungsängste, so Berger.

Freilich soll es in St. Johannes noch mehr geben. „Das Angebot im jetzigen ,BeTreff' wurde gut angenommen. Die Räume sind jetzt aber viel zu klein und die Öffnungszeiten zu kurz. Das ändern wir jetzt mit einem Angebot, das in jede Richtung Möglichkeiten bietet und bei dem wir auch nachsteuern können”, begründete Ordnungsreferent Frank Pintsch den Umzug. Zum „Forum St. Johannes” gehöre daher auch ein Umfeldmanagement mit Sicherheits- und Reinigungskonzept und eine begleitende Hausleitung als fester Ansprechpartner. Angedacht werden außerdem Arbeitsmöglichkeiten im Umfeldmanagement, ein Tagesaufenthalt und eine Notschlafstelle. Vorbild für die Augsburger Lösung sei ein Konzept der Stadt Essen.

Die Kirche St. Johannes selbst soll als „wichtiger Ort in Oberhausen” als Diakoniekirche erhalten bleiben und mehr Raum für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen bieten. Das Konzept will insbesondere den an die Kirche anschließenden Friedensplatz mit einbeziehen. Mit Angeboten wie Nachbarschaftsfest, kleine Friedenstafel und einem Café für alle Bürger soll der bislang nur zu Einzelereignissen genutzte Platz belebt werden. Die Stadt erhofft sich so auch eine Aufwertung insgesamt für den Stadtteil zu erreichen – auch, um den Anwohnern das Vorhaben bekömmlicher zu machen. Erste negative Stimmen wurden bereits laut. Die Sorgen werde man ernst nehmen, versprachen Ordnungsreferent Pintsch und Oberbürgermeisterin Eva Weber. Doch auch wenn der Stadtrat noch zustimmen muss, scheint es so, als gebe es keine Alternative zum Forum St. Johannes. In einer ersten Vorstellung hinter verschlossenen Türen, sei die Forums-Idee parteiübergreifend gut angekommen, berichteten Pintsch und Weber. Der mögliche Start ist für Januar 2025 geplant. „Dass das Konzept funktionieren kann, zeigen Beispiele aus anderen Städten, wo es zu spürbaren Verbesserungen geführt hat”, ist Pintsch überzeugt. Für Oberhausen werde es „ein gutes Projekt, weil auch der Erhalt des Ortes St. Johannes und der Aufbau eines Cafés am Friedensplatz etwas Positives bewirken wird”, glaubt Pintsch. Nun muss er nur noch die Oberhausener ebenfalls davon überzeugen.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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