Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.11.2022 10:42

Am Aichach der Zukunft arbeiten

<b>Stärken und Schwächen</b> benennen, Vorschläge machen und diskutieren: Bei m Integrierten Stadtentwicklungskonzept ist die Mitarbeit der Bürger gefragt. (Foto: Berndt Herrmann)
Stärken und Schwächen benennen, Vorschläge machen und diskutieren: Bei m Integrierten Stadtentwicklungskonzept ist die Mitarbeit der Bürger gefragt. (Foto: Berndt Herrmann)
Stärken und Schwächen benennen, Vorschläge machen und diskutieren: Bei m Integrierten Stadtentwicklungskonzept ist die Mitarbeit der Bürger gefragt. (Foto: Berndt Herrmann)
Stärken und Schwächen benennen, Vorschläge machen und diskutieren: Bei m Integrierten Stadtentwicklungskonzept ist die Mitarbeit der Bürger gefragt. (Foto: Berndt Herrmann)
Stärken und Schwächen benennen, Vorschläge machen und diskutieren: Bei m Integrierten Stadtentwicklungskonzept ist die Mitarbeit der Bürger gefragt. (Foto: Berndt Herrmann)

Gibt es in Aichach in Zukunft mehr Grün in der Stadt? Wurden die Betriebe und der Einzelhandel unterstützt und sind am Ort geblieben? Hat man eine Stadthalle und noch andere Räume für Kultur geschaffen? Und was ist nun mit dem Verkehr am Stadtplatz? Sind die Autos weg oder gibt dort es weiterhin Parkplätze? Mit diesen Fragen und Wünschen beschäftigten sich am Mittwochabend im Gasthaus Gutmann in Ecknach Bürgerinnen und Bürger. Der Anlass. Die Auftaktveranstaltung für die Fortführung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) für Aichach.

Dabei geht es um die "Leitplanken für die mittel- und langfristige Entwicklung der Stadt", wie es Bürgermeister Klaus Habermann zum Auftakt formulierte. Und es geht um viel Geld, denn die Erstellung eines ISEK ist die Voraussetzung, um Geld für die Städtebauförderung zu bekommen, die hilft, die Ziele umzusetzen.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die Bürgerschaft. Sie soll während der gesamten Zeit Ideen entwickeln, Wünsche formulieren, Kritik üben, Stärken und Schwächen der Stadt benennen und darüber diskutieren. Die Veranstaltung in Ecknach war die erste davon.

Dabei fängt man in Aichach nicht bei Null an. Bereits 2008 hat man einen ISEK-Prozess durchgeführt, es gibt eine ganze Reihe von Konzepten: zum Beispiel ein Einzelhandelskonzept, eine Parkraumuntersuchung und Klimaschutzteilkonzept. Darauf kann man zurückgreifen und es weiterentwickeln. Darauf wiesen beim Bürgerforum am Mittwoch auch der Architekt Ulrich Wieler und die Stadtplanerin Vera Lenger hin. Sie arbeiten beim Weimarer Büro für Stadtplanung "UmbauStadt" und werden den gesamten ISEK-Prozess in Aichach begleiten.

Nach 14 Jahren sei es Zeit, sich die Ergebnisse von 2018 anzusehen. Was von dem, was man sich damals vorgenommen hat, ist umgesetzt, was nicht, was muss neu auf die Agenda? Gerade die letzten Jahre hätten auch in der Stadtplanung vieles verändert, manche erst 2018 oder 2019 entwickelte Konzepte erscheine heute "wie aus einer anderen Zeit", sagte Wieler.

Er und Vera Lenger hatten den Abend vorbereitet. Sie haben sich im Vorfeld Aichach genau angeschaut, Daten und den Stand der Dinge in Bereichen wie Demoskopie, Landschaft und Natur, Mobilität, Stadtleben, Gewerbe, Freizeit, Kultur, Klima und noch mehr gesammelt, aufbereitet und auf großen Schautafel dargestellt.

Dort, an den Wände, "arbeiteten" dann die Bürgerinnen und Bürger. Nach etwas zögerlichem Beginn pinten sie Zettel mit Vorschlägen und Wünschen an die Wände, kamen mit Ulrich Wieler und Vera Lenger ins Gespräch und diskutierten untereinander über die verschiedensten Themen. Ein Blick auf die Wände zum Schluss, zeigte deutlich, wie komplex und widersprüchlich der Blick auf die Stadt und ihre Zukunft sein kann. Exemplarisch zeigten das zwei Posts unter der Überschrift "An Aichach gefällt mir" stand dort: "Der Stadtplatz (ohne Autos), direkt darunter "Die Parkplätze am Stadtplatz". Viel Raum Diskussionen über unterschiedliche Ideen und Wege also.

Das zeigte sich auch in der Diskussion am Abschluss des Bürgerforums. Einig war man sich da zum Beispiel, dass eine belebte Innenstadt und ein intakter Einzelhandel wichtig und gewünscht sind. Nur wie das erreichen? Sollen mehr Menschen in der Altstadt wohnen? Hat sie sich in der Vergangenheit zu sehr zur Flaniermeile mit Kunst und Kultur entwickelt oder dient gerade eine funktionierende Stadt mit einem attraktiven öffentlichen Raum der Stärkung des Einzelhandels, wie AGA-Vorstand Robert Burkhard argumentierte?

Andere Themen war beispielsweise das San-Depot und Neusa-Gelände und seine mögliche und offenbar auch gewünschte Nutzung für Freizeit und Kultur, die Naturräume und Grünflächen in der Stadt, die noch deutlicher erlebbar werden sollten oder auch die Wasserläufe, die helfen können, die Lebensqualität in der Stadt trotz der Erhitzung durch den Klimawandel zu erhalten.

Ulrich Wieler las aus den Vorschlägen am Ende des Abends heraus, dass eine lebendige Stadt aus der Mischung der Interessen und ihrer Balance besteht. Mischung sah er auch als den richtigen Weg beim Einzelhandel, und, als dritten großen Komplex, das Thema Parken in der Innenstadt. Wie könnte man das anders organisieren, welche Alternativen gibt es und welche Konsequenzen würden sie haben?

Stoff für Diskussionen und Ideen also für die Stadtverwaltung, den Stadtrat und vor allem für die Bürgerschaft. Als nächste Schritte stehen zwei weitere Möglichkeiten zur Beteiligung auf dem Plan: eine Bürgerwerkstatt, wohl im 1. Quartal 2023, und eine Bürgerinformation. Außerdem bekommen die Hausbesitzer in der Innenstadt demnächst einen Fragebogen.

Dass bei der ersten überwiegend Veranstaltung Mitarbeiter der Verwaltung, Stadtratsmitglieder, Vertreter der Parteien und der AGA anwesend waren, ist nach den Erfahrungen Wielers durchaus normal. Nicht zuletzt gibt es beim ISEK-Prozess die Möglichkeit, sich während der gesamten online über das Concept Board zu beteiligen (siehe Kasten).

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