Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Unesco Welterbe, was nun? Stadt Augsburg stellt erste Pläne vor

Fast schon eine Woche war die Entscheidung in Baku her, als die Stadt Augsburg am Freitag zur offiziellen Pressekonferenz einlud. Das hatte auch einen guten Grund, denn erst jetzt kehrte die Augsburger Welterbe-Delegation aus Aserbaidschan zurück. „Es war ein großartiges Erlebnis, das wir in Baku hatten”, erzählte Unesco-Koordinator Ulrich Müllegger im Viermetzhof des Maximilianmuseums.
Der mit Glas überdachte Innenhof, in dem die Originale der Augsburger Brunnenfiguren ausgestellt sind, wird zukünftig wohl ein wichtiger Anlaufpunkt für alle Touristen sein, die Augsburg als Wasserstadt erkunden wollen. Die Stadt rechnet damit, dass es von diesen Besuchern einige geben wird. Deshalb wird auch bald ein „Wasser-Info-Laden” in der ehemaligen Sparkassen-Filiale am Rathausplatz entstehen. Voraussichtlich im Mai 2020 soll das 100 Quadratmeter große Informationszentrum eröffnen.

Längerfristig braucht die Stadt ein Besucherzentrum, doch momentan diskutiere man noch, ob dieses in einem großen zentralen Gebäude untergebracht oder dezentral an mehreren Stellen eingerichtet werden soll, sagte Kulturreferent Thomas Weitzel. „Da ist jetzt kein Zeitdruck dahinter.” Ein Zeitplan von acht bis zehn Jahren wäre vorstellbar. Dem stimmte auch Oberbürgermeister Kurt Gribl zu. „Wir fühlen uns nicht unter Druck.” Stattdessen müsse das Konzept nun genauso sorgfältig erarbeitet werden wie schon die Bewerbung selbst.

In rund zweieinhalb Jahren entstand das 800 Seiten lange Werk, das die Stadt zur Evaluation bei der Unesco eingereicht hatte. Für Rolf Höhmann war es der sechzehnte Unesco-Antrag, an dem er mitarbeitete, und es sei nun einer der „günstigsten Welterbe-Titel”, auch, weil alles so schnell über die Bühne ging. 2012 startete der Prozess mit der ersten Tentativbewerbung, die sei aber noch „viel zu sperrig” gewesen, erinnert sich Thomas Weitzel. Es musste viel gekürzt werden, bis man sich schließlich für die 22 Objekte entschied, die nun Teil des Welterbes sind. Rund zwei Millionen Euro hat die Bewerbung seit 2012 gekostet, wobei eine halbe Million Euro durch Spenden finanziert wurde. In den 1,5 Millionen Euro, die die Stadt ausgeben musste, seien auch „nachhaltige Effekte” enthalten gewesen, erklärte Weitzel, Maßnahmen, die sowieso nötig geworden wären, um die Denkmäler zu erhalten.

In Baku ging dann nach der langen und teuren Vorbereitung am Wochenende alles ganz schnell: Schon bei der Ankunft sei die Augsburger Delegation von zahlreichen Leuten angesprochen worden, erzählte Müllegger, erste Gratulationen waren zu hören. „Wir haben mitgekriegt, dass unser Thema, das Wassermanagement-System, in aller Munde ist.” Nur elf Minuten dauerte es schließlich, bis das Komitee in Baku entschied, dass Augsburg den Welterbe-Titel erhalten soll. Schon auf der Konferenz hätten einige Länder Interesse an gemeinsamen Projekten signalisiert, etwa Argentinien, Tunesien und die Niederlande.

Nun muss in der Stadt ein Konzept erarbeitet werden, wie mit dem Titel umgegangen werden soll. Augsburg habe nun auch den Auftrag, die Denkmäler weiterhin zu schützen und zu verwalten, betonte Mülleggers Stellvertreterin Antonia Hager. Zukünftige Bau- und Entwicklungsmaßnahmen müssten welterbeverträglich sein. Auf jeden Fall müsse nun das Unesco-Büro weiterentwickelt werden, sagte Weitzel. Es gehe um touristische Facetten, aber auch um die Vorbildfunktion, die die Stadt nun einnimmt: „Wie gehen wir nachhaltig mit Ressourcen um?”

OB Kurt Gribl will nun vorerst dafür sorgen, dass ein Konzept erstellt wird, das sieben Punkte berücksichtigt. Neben dem Tourismus soll etwa auch über eine Entwicklungs-Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern oder über ein Konzept nachgedacht werden, wie das Thema Wasser aus wissenschaftlicher Sicht behandelt werden kann.


Von Laura Türk
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