Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.01.2022 16:57

Basilisk oder Indianer?

Ein Wiedehopf   sitzt auf einem toten Ast. Mit seinem gebogenen Schnabel und der Federhaube ist er unverwechselbar.	Foto: Rosl Roessner (Foto: Rosl Roessner)
Ein Wiedehopf sitzt auf einem toten Ast. Mit seinem gebogenen Schnabel und der Federhaube ist er unverwechselbar. Foto: Rosl Roessner (Foto: Rosl Roessner)
Ein Wiedehopf sitzt auf einem toten Ast. Mit seinem gebogenen Schnabel und der Federhaube ist er unverwechselbar. Foto: Rosl Roessner (Foto: Rosl Roessner)
Ein Wiedehopf sitzt auf einem toten Ast. Mit seinem gebogenen Schnabel und der Federhaube ist er unverwechselbar. Foto: Rosl Roessner (Foto: Rosl Roessner)
Ein Wiedehopf sitzt auf einem toten Ast. Mit seinem gebogenen Schnabel und der Federhaube ist er unverwechselbar. Foto: Rosl Roessner (Foto: Rosl Roessner)

Der Vogel des Jahres sei bizarr, faszinierend und spannend, wie der Experte schwärmt. Die Haube des Vogels erinnert an den Federschmuck legendärer Häuptlinge der indigenen Stämme Nordamerikas. Höpfel erinnert sie an einen Basilisken, wie er sagt. Die sagenumwobene Gestalt, eigentlich ein Hybrid aus Schlange, Drache und Gockel, als Lindwurm mittelalterliches Sinnbild der Pest, und zuletzt als Schlange populär geworden durch die Verfilmung des zweiten Harry-Potter-Buches von Joanne K. Rowling, der „Kammer des Schreckens”, ist allerdings deutlich gefährlicher als der gerade einmal amselgroße Wiedehopf. Anders als beim mythologischen Vorbild töten die Blicke des fuchsroten und Schach-gemusterten Basilisken mit Federn außerdem wirklich nicht. Und der Gestank ist ungefährlich.

Viel mehr brauche es eine ordentliche Portion Glück, den Vogel zu Gesicht zu bekommen. Höpfel selbst ist es bislang erst zweimal gelungen, wie er zugibt. Das hat einen Grund: Besonders der Landkreis Aichach-Friedberg bietet nicht unbedingt den richtigen Lebensraum für das Tier, zumindest noch nicht. „Der Wiedehopf ist ein Höhlenbrüter”, sagt Höpfel.

Alte Obstbäume oder Steinmauern seien seine Kinderstube. Wirklich alte Streuobstwiesen sind im Landkreis allerdings eher schwer zu finden. Gepflanzt werden aber immer mehr, etwa nördlich der Augsburger Straße im Gewerbegebiet nahe der B 300 bei Aichach-West.

Die liefern wertvolle Lebensräume für die Leibspeise des Wiedehopfs. Der Vogel des Jahres ist bei der Nahrungssuche auf Großinsekten angewiesen. Das erklärt Cyrus Mahmoudi, LBV-Chef im Nachbarlandkreis Dachau. Er lebt nahe der Landkreisgrenze. Dort, nördlich von Weichs, in Richtung Jetzendorf und Hilgertshausen, findet der Wiedehopf noch Heupferd, Feldgrille, große Schmetterlingsraupen und Co. Das Nahrungsangebot ist wichtig, um den Nachwuchs zu versorgen. Allerdings gibt es im Landkreis Dachau bisher keinen Brutnachweis, im Wittelsbacher Land nur bei Schmiechen. „Wenn wir den Wiedehopf sehen, dann bisher ausschließlich als Durchzügler”, betont der Dachauer LBV-Vorsitzende. Der Verband stelle aber immer mehr Nistkästen auf, in Streuobstwiesen oder an sonstigen Magerrasenflächen.

„Mager muss es sein”, sagt auch Stefan Höpfel. Zu fette Wiesen sind nicht artenreich, das ist bekannt. „Und wir haben im Landkreis immer noch sehr viele dieser intensiv genutzten Wiesen”, erläutert der LBV-Chef. Früher sei das anders gewesen. „Wir konnten noch vor einigen Jahrzehnten beobachten, wie große Schwärme an Staren auf den Wiesen nach Nahrung gesucht haben”, sagt Höpfel. Konkret hätten die Vögel nach der Larve der Wiesenschnake gesucht. Durch scharfe Gülle allerdings würden die abgetötet, zum Leidwesen des Stars. Dieses Beispiel lässt sich auch auf den Wiedehopf anwenden.

Allerdings könnte der wiederum vom Klimawandel profitieren. Laut Cyrus Mahmoudi vom Dachauer LBV fühlt der Wiedehopf sich nämlich dort wohl, wo es warm und trocken ist. Dichter Bewuchs und folglich Schatten und zu hohe Feuchtigkeit verdrängten die Beute des seltenen Vogels. Wird es nun wärmer, hat das generell eine Veränderung der Vegetation zur Folge. Der Zugvogel mit dem an seinen Gesang „Hupup” angelehnten wissenschaftlichen Namen Upupa epops, der im südlichen Eurasien brütet, könnte dann auch im Dachauer und Wittelsbacher Land wieder mehr Nahrung finden. Etwas ganz ähnliches weiß Stefan Höpfel von der Nachtigall zu berichten. Bei der Kartierung entlang der Ecknach im vergangenen Jahr hätte der LBV an vier aufeinanderfolgenden Tagen den Gesang des Vogels gehört - ein Indiz dafür, dass eine Nachtigall im Ecknachtal nistet. Dass sie das in diesem Fall auf 500 Metern über dem Meer tut, ist beinahe eine Sensation. Ihr Verbreitungsgebiet wächst somit.

Ob das auch für den gefiederten Häuptling zutrifft, bleibt abzuwarten. Wer die Augen offen hält, kann den Basilisken ohne Todesblick aber beobachten. Kein Brutnachweis im Dachauer Land


Von Bastian Brummer
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