Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 18.08.2022 17:16

Wenn Bäche versiegen

Wasser fließt   im Aderbach schon seit Wochen nicht mehr, Josef Brandstetter holt sich da also keine nassen Füße.	     	Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)
Wasser fließt im Aderbach schon seit Wochen nicht mehr, Josef Brandstetter holt sich da also keine nassen Füße. Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)
Wasser fließt im Aderbach schon seit Wochen nicht mehr, Josef Brandstetter holt sich da also keine nassen Füße. Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)
Wasser fließt im Aderbach schon seit Wochen nicht mehr, Josef Brandstetter holt sich da also keine nassen Füße. Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)
Wasser fließt im Aderbach schon seit Wochen nicht mehr, Josef Brandstetter holt sich da also keine nassen Füße. Foto: Bernd Hofmann (Foto: Bernd Hofmann)

Und der Aderbach ist nicht der einzige Bach in der Gemeinde Aresing, der erstmals seit Menschengedenken ausgetrocknet ist. Auch der Rettenbach und der Weilenbach führen kein Wasser mehr. Oft fällt das gar nicht auf, weil die Bäche unter dichter Vegetation verborgen sind. Doch wer die Äste und Stauden zur Seite schiebt, findet Steine, trockene Blätter und vielleicht noch ein paar stinkende Pfützen, in denen das letzte Leben, das im Bach war, verrottet. Fließendes Wasser gibt es hier nicht mehr - schon seit Wochen.

Wer mit Fachleuten redet, erfährt schnell, dass es mehrere Gründe für das Versiegen der Bäche gibt. Aber alle haben sie mit der langen und für unsere Gegend extremen Trockenheit zu tun. Zum einen kommt einfach zu wenig Wasser nach, weil es kaum regnet. Zum anderen muss mehr bewässert werden. Und dafür werden offenbar nicht nur legale Brunnen genutzt. Immer wieder bekomme er Hinweise, dass jemand - verbotenerweise - einen Bach anstaue, um dann Wasser daraus abzupumpen, berichtet Bürgermeister Klaus Angermeier (CSU) auf Anfrage unserer Zeitung. Doch wenn jemand von der Gemeinde nachschaue, sei nichts mehr nachzuweisen.

Der Klimawandel ist nun ganz konkret auch vor Josef Brandstetters Haustür angekommen. Der Aderbach wird aus dem Gröbener Forst gespeist, und ein Wald hält das Wasser normalerweise gut und lange zurück. Nun kommt nichts mehr von dort, die natürlichen Wasserspeicher unter dem Waldboden sind offenbar erschöpft.

Holger Pharion, der beim Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt als Abteilungsleiter für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zuständig ist, bestätigt auf Anfrage, dass die Situation in anderen Kommunen, auch im Donaumoos, ganz ähnlich sei. Machen könne man da erst mal wenig, denn: „Wir brauchen Niederschläge.” Wenn Bäche austrocknen, sei das natürlich auch für die Gewässerökologie dramatisch: Was nicht außerhalb des Wassers leben kann, stirbt.

Und was ist mit unerlaubten Wasserentnahmen? Die gebe es durchaus, und seine Behörde sei auch unterwegs, um nachzuforschen, doch man sei auf Hinweise angewiesen, sagt Pharion. Für den Allgemeingebrauch dürfe aus Gewässern übrigens nur „eine Menge, die man mit der Hand schöpfen könnte”, geholt werden. Das heißt: Gießkanne ja, Pumpe nein.

Doch nicht jede Wasserentnahme ist illegal. Es gibt ja auch genehmigte Brunnen. Die dürfen, wie Pharion erklärt, nur in die oberste Grundwasserschicht gebohrt werden - was eben auch die Schicht ist, die kleine Bäche speist. Im Hinblick auf die allgemeine Prognose, dass es wegen des Klimawandels künftig öfter so heiße, trockene Sommer wie den diesjährigen geben könnte, spricht Pharion auch von „Überlegungen, wie man die Bewässerung begrenzt”. Da sei auch die Landwirtschaftsverwaltung gefragt. Die Bauern müssten beraten werden, welche Kulturen mit weniger Wasser auskämen.

Wie bei Josef Brandstetter ist auch bei Klaus Angermeier der Blick in die Zukunft ein sorgenvoller. Mehr denn je müsse sich der Mensch fragen: „Was verträgt die Natur und was nicht?” Und das ist nicht mehr nur eine Frage von globaler Dimension. Der Klimawandel, das zeigen die ausgetrockneten Bachbette deutlich, ist längst angekommen.


Von Verena Heisserer
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