Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 10.11.2022 15:24

Guter Standort für Gründer

<b>Die Zahl der Gewerbe-Anmeldungen</b> in Aichach-Friedberg stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Das Wittelsbacher Land ist zu einem attraktiven Standort für Gründerinnen und Gründer geworden.  (Foto: Ronald Carreño Pixabay)
Die Zahl der Gewerbe-Anmeldungen in Aichach-Friedberg stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Das Wittelsbacher Land ist zu einem attraktiven Standort für Gründerinnen und Gründer geworden. (Foto: Ronald Carreño Pixabay)
Die Zahl der Gewerbe-Anmeldungen in Aichach-Friedberg stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Das Wittelsbacher Land ist zu einem attraktiven Standort für Gründerinnen und Gründer geworden. (Foto: Ronald Carreño Pixabay)
Die Zahl der Gewerbe-Anmeldungen in Aichach-Friedberg stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Das Wittelsbacher Land ist zu einem attraktiven Standort für Gründerinnen und Gründer geworden. (Foto: Ronald Carreño Pixabay)
Die Zahl der Gewerbe-Anmeldungen in Aichach-Friedberg stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Das Wittelsbacher Land ist zu einem attraktiven Standort für Gründerinnen und Gründer geworden. (Foto: Ronald Carreño Pixabay)

Die Region bietet attraktive Standorte für Start-ups. Das beweist die Statistik, der zufolge die Zahl der Gewerbe-Anmeldungen in Aichach-Friedberg in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist. Auch das Augsburger und das Dachauer Land stehen bei Gründerinnen und Gründer hoch im Kurs.

Was das Wittelsbacher Land so interessant macht für potenzielle Betriebsgründer, liegt für Daniela Eder, Sachgebietsleiterin "Wirtschaftsförderung, Regionalmanagement, Klimaschutz, Tourismus" am Landratsamt Aichach-Friedberg, auf der Hand: Der Landkreis liege zentral zwischen München, Augsburg und Ingolstadt und sei verkehrstechnisch gut erschlossen. Der Landkreis Aichach-Friedberg, Stadt Augsburg und Landkreis Augsburg hätten über die Regio Augsburg Wirtschaft GmbH zudem eine starke Wirtschaftsförderung, mit Standortmarketing und Regionalmanagement, für den Wirtschaftsraum Augsburg geschaffen. "Die Zusammenarbeit stärkt alle Beteiligten", erklärt die Wirtschaftsreferentin. Zudem verfüge der Kreis Aichach-Friedberg über eine gute Gesundheitsversorgung und mit den Kliniken an der Paar über zwei leistungsstarke Krankenhäuser sowie eine gute Infrastruktur in den Gemeinden, etwa was Betreuungsangebote für Kinder betreffe. Das Wittelsbacher Land profitiere auch von einer "ausgewogenen Branchenstruktur mit zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen, einer hohen Lebensqualität, einem breiten Bildungsangebot", verdeutlicht Daniela Eder. Sie hebt zudem die Beratungsangebote für Existenzgründer (siehe Artikel im Kasten) und das Engagement des Landkreises in vielen Initiativen und Kooperationen zur Förderung von Neugründungen hervor. "Das alles trägt auch dazu bei, dass der Landkreis wächst. So kann auch zukünftig aus einem großen Talentpool geschöpft werden", sagt die Wirtschaftsexpertin.

Das Ergebnis des Rankings des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn, bei dem Wissenschaftler jährlich ermitteln, wie viele haupt- und nebenerwerbliche Gründungen sowie Übernahmen und Zuzüge von Gewerbebetrieben in einer Region pro 10▎000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter neu angemeldet wurden: Der Landkreis Aichach-Friedberg hat es auf Rang 19 und der Landkreis Augsburg auf Platz 20 geschafft. Das Wittelsbacher und das Augsburger Land konnten im vergangenen Jahr also in die Top 20 aufrücken, Aichach-Friedberg mit einer Quote von 176,5 und Augsburg mit 175,6 Gewerbe-Ansiedlungen pro 10▎000 Einwohner. Der Landkreis Dachau musste seine Stelle unter den Topplatzieren aufgeben: Von Platz 17 im Jahr 2020 ging es auf den 24. Platz mit einem Wert von 174,4. Das IfM beruft sich auf Zahlen der Statistische Ämter des Bundes und der Länder mit Stand vom September 2022 und eine Auswertung von 401 Landkreisen, Kreisen und kreisfreien Städten Deutschlands.

Die jüngste Auswertung der Regionaldatenbank Genesis zeigt ebenfalls einen Trend nach oben für Aichach-Friedberg, auch wenn sich die dafür herangezogenen Zahlen etwas unterscheiden, da sie von Ende des Jahres 2021 stammen. Hier schafft es das Wittelsbacher Land auf Platz 21 unter 403 ausgewerteten Stadtstaaten, Stadt- und Landkreisen. Laut dieser Statistik lag die Zahl der Gewerbeanmeldungen im Kreis bis Ende 2021 bei 1473 Firmengründungen, 162 mehr als im Vorjahr. Die Gründer und Gründerinnen in Aichach-Friedberg schwimmen demzufolge derzeit mit dem Bundestrend, der ebenfalls nach oben zeigt. Nach bundesweitem Rückgang 2020 wurden 2021 in Deutschland nämlich 704949 und damit 19▎576 mehr Gewerbeanmeldungen abgegeben.

Im Wittelsbacher Land sei aufgrund der guten Verkehrsanbindung vor allem die Logistik-Branche stark vertreten, berichtet Daniela Eder und verweist unter diesem Aspekt als Beispiele auf die Gewerbegebiete "Acht 300" und in Derching. "Handwerk und Holzverarbeitung, Automotive, Maschinen- und Werkzeugbau sind traditionell starke Branchen im Landkreis und der Region", führt sie weiter aus.

Der Gründergeist ist in Deutschland gut messbar, weil am Anfang eines etwaigen unternehmerischen Erfolges immer ein Formular auszufüllen ist: die Gewerbeanmeldung. Nur Freiberufler brauchen die nicht, deswegen sind ihre Gründungen auch statistisch nicht erfassbar. Über das Formular wird die gewerbliche Entwicklung im Vergleich zu anderen Staaten recht genau erfasst. Aktuell liegen in der von den Statistischen Landesämtern betriebenen Regionaldatenbank die Zahlen aus den Gewerbeämtern bis zum 31.12.2021 vor. Im Kreis Aichach-Friedberg entwickelten sich die Gewerbeanmeldungen von 1237 im Jahr 2018 über 1287 in 2019 und 1311 in 2020 bis zu 1473 Anmeldungen im vergangenen Jahr - die Zahl stieg in den vergangenen Jahren also stetig an.

Wird die Zahl der Gründungen mit der Bevölkerungszahl abgeglichen, kommt ein bundesweit vergleichbarer Wert heraus. Freilich sagt der so für 2021 errechnete Wert von 109 Firmengründern und -gründerinnen je 10 000 Einwohner nur, wie groß der Drang in die Selbstständigkeit ist. Die Erfolgschancen zu beurteilen, die sich am Ende in Arbeitsplätzen, lokaler Wirtschaftskraft und interessanten Unternehmen niederschlagen, ist schwieriger. Dafür schätzen die Statistiker die Chancen der Gründung ab, soweit das möglich ist: 2021 bekamen von den 1473 Gewerbeanmeldungen im Kreis Aichach-Friedberg insgesamt 1140 das Prädikat "Neuerrichtungen", womit Gewerbe beschrieben werden, die es im Landkreis vorher noch nicht gab. In denen wiederum wurden 210 als "Betriebsgründungen" eingestuft, denen die Experten eine größere wirtschaftliche Bedeutung beimessen, weil sie meinen, dass diese Firmen auf Sicht wirtschaftlichen Erfolg und Arbeitsplätze bringen. 2020 hatte deren Zahl bei 157 gelegen. Diese besonders wichtigen Gründungen lagen 2021 im Kreis Aichach-Friedberg also um 53 höher als im Vorjahr.

Betriebsübernahmen werden mit zunehmendem Alter der Betriebsinhabenden ebenfalls eine wachsende Möglichkeit. Deswegen lohnt sich der Blick auf die 1024 Gewerbeabmeldungen: Nur 729 waren 2021 "echte Aufgaben", aber von diesen fielen tatsächlich nur 101 in die Klasse der Betriebsaufgaben, bei denen auch von größeren Arbeitsplatzverlusten auszugehen ist. Ansonsten steckten in den Abmeldungen auch 85 Betriebe, die an Nachfolger oder Käufer übergeben wurden. Sie tauchen also bei den Anmeldungen in der Zahl der Übernahmen mit 92 größtenteils wieder auf und bei ihnen sind unterm Strich die Arbeitsplätze nicht unbedingt verloren gegangen.

Die Zahl der Übernahmen mag gering erscheinen, allerdings ist es eine große und außergewöhnliche Leistung, wenn Betriebe heutzutage übernommen werden. Nachfolgerinnen und Nachfolger innerhalb der Familie sind rar geworden. "Über alle Branchen hinweg zeigt sich, dass Kinder oft bewusst einen anderen Karriereweg als die Elterngeneration anstreben", weiß Wirtschaftsreferentin Daniela Eder. Auch für die Suche anderer potenzieller Übernehmer sind die Zeiten schwer: Die Krisen der vergangenen Jahre seien ebenfalls mitverantwortlich für einen Rückgang der Betriebsübernahmen, schildert Eder. Zudem seien "bei Handwerksbetrieben hohe bürokratische Anforderungen und Vorgaben ein Hauptgrund für Unternehmen, weshalb Betriebsübernahmen nicht erfolgen".

Das Fazit für den Landkreis sieht dennoch unter dem Strich positiv aus: Zieht man die 1024 Gewerbeabmeldungen von den Gewerbeanmeldungen ab, bleibt für 2021 ein Gründer-Saldo von plus 449 Gründerinnen und Gründern.

Übernahmen innerhalb der Familie selten geworden

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