Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Fugger-Garage: Einzelhandel will mit Parkhaus mehr Kunden in die Innenstadt ziehen

Ignaz Walter möchte der Stadt Augsburg ein besonderes Geschenk machen und auf eigene Kosten ein Parkhaus mit rund 700 Stellplätzen unter der Fuggerstraße bauen. Seinem Angebot an die Augsburger Stadträte hat der ehemalige Bauunternehmer eine lange Liste mit Vorteilen der Tiefgarage beigelegt. Während die Reaktionen im Stadtrat eher verhalten blieben, wäre das Parkhaus aus Sicht des Einzelhandels durchaus willkommen.

Für Walter stehe nicht das Geld im Vordergrund, er wolle mit seinem Geschenk vielmehr „der Stadt Augsburg einen Gefallen tun“. Das zweigeschossige Parkhaus mit rund 700 Stellplätzen soll „eines der schönsten in Deutschland werden“, verspricht der Ex-Bauunternehmer. Es soll barrierefrei sein und flächendeckend hell beleuchtet und überwacht werden, damit sich auch Frauen ohne Angst darin bewegen können. Die Parkplätze sollen breiter sein als gewöhnliche und schräg angelegt werden, um auch Fahranfängern das Einparken zu erleichtern. Walter kündigt zudem Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes sowie Raum für Carsharing an. Für die Bauzeit setzt er rund 15 Monate an.

Es ist nicht das erste Angebot dieser Art, das der ehemalige Bauunternehmer der Stadt macht: Bereits Mitte der 90er Jahre wollte er unter der Fuggerstraße eine Tiefgarage errichten, damals allerdings mit 2600 Parkplätzen. Das Vorhaben war aufgrund eines Bürgerbegehrens gescheitert. Nun wolle er dieses „Jahrhundert-Geschenk“ erneut anbieten. Er könne nicht glauben, dass ein Bürgervertreter ein solches Geschenk ablehnen würde.

Denn aus Sicht des 82-Jährigen hätte die Fugger-Garage zahlreiche Vorteile: Der Parkplatz-Suchverkehr entfiele, damit würde der Verkehr in der Innenstadt insgesamt weniger und die Luftverschmutzung geringer. Es würden weniger Stellplätze an den Straßen benötigt und diese würden wieder „mit viel Grün menschlich und bürgerfreundlich“. Für Fahrradfahrer verspricht sich Walter durch den geringeren Suchverkehr mehr Sicherheit.

Zudem würden laut Walter durch die Parkmöglichkeiten die Geschäfte und der Stadtmarkt kräftig belebt. Neue Fachmärkte würden sich ansiedeln, die Bürger wieder in die Innenstadt zum Einkaufen kommen, statt nach München oder ins Umland zu fahren, die Lebensqualität stiege an, mehr Touristen kämen, die Stadt würde zum Publikumsmagneten, zeichnet er ein fast schon utopisches Bild von der Innenstadt nach dem Bau seines Parkhauses. „Die Stadt Augsburg würde als drittgrößte Stadt Bayerns wieder unangefochtenes Oberzentrum unserer schönen Heimat und der ganzen Region werden.“ Eine Benachteiligung der bereits existierenden Parkhäuser sieht Walter nicht. Da mehr Leute in die Innenstadt kommen würden, würden diese dennoch gebraucht.

Von den Vorteilen der Tiefgarage ist auch Ulrich Mayer überzeugt. Er ist der Vorsitzende des Innenstadt-Gewerbebeirats und Geschäftsführer des No. 7. Alles, was den Parkplatz-Suchverkehr bekämpfe, sei zu begrüßen, sagt Mayer. Und gerade ein helles, modernes Parkhaus mit großen Stellflächen sei willkommen. „Immer mehr Kunden kommen mit großen Autos in die Stadt und trauen sich in die kleinen engen Parkhäuser gar nicht mehr rein“, erklärt Mayer. Und auch ältere Menschen fühlten sich in den düsteren Garagen nicht wohl.

Damit deckt sich Mayers Meinung mit der der IHK Schwaben. Dort hat Walter nun seine Pläne vorgestellt und ist auf offene Ohren gestoßen. Die IHK will sich für die Erstellung eines Verkehrskonzepts für Augsburg stark machen, in das auch das geplante Parkhaus miteinfließen soll.

Oberbürgermeister Kurt Gribl hatte kürzlich ebenfalls Stellung zu dem geplanten Parkhaus bezogen. Er gehe davon aus, dass künftig mehr Parkraum benötigt werde, sähe die Garage aber lieber an anderer Stelle in Augsburg, wie etwa dem Kongress am Park. Im Gegenzug würde er sich dafür einsetzen, die kostenlose Tarifzone, die die Stadtwerke derzeit für die Innenstadt planen, bis zum Kongress zu erweitern. Walter allerdings hatte schon früh klar gestellt, dass sich aus seiner Sicht das Parkhaus an diesem Standort nicht rechnen würde. Er fürchtet, es wäre nur ausgelastet, wenn im Kongress Veranstaltungen stattfinden.

Das sieht auch Mayer so. „Wir brauchen ein Parkhaus am Kongress, aber nicht als Alternative zu dem in der Innenstadt.“ Gerade die Menschen vom Land, die man gerne zum Einkaufen in die Stadt holen würde, seien es gewohnt, direkt vor der Tür parken zu können. Walters Tiefgarage sei durchaus sinnvoll an dieser Stelle, gerade auch im Hinblick auf den geplanten Fugger-Boulevard. An diesem will Walter sich übrigens ebenfalls finanziell beteiligen: Er will die Kosten der Platzgestaltung oberhalb seiner Garage mitfinanzieren, also die Verlegung notwendiger Leitungen, die Straßenbahngleise sowie archäologische Befunde.

Das angebotene Parkhaus stößt aber nicht bei allen auf Begeisterung. Die Augsburger Grünen etwa kritisieren die Pläne scharf. „Angesichts der Stickoxidbelastung und drohender Fahrverbote in unseren Städten liest sich so ein Vorstoß eines ,exklusiven Parkhauses’ mit 670 Parkplätzen in Überbreite für extra große, schwere Drecksschleudern direkt unter der Fuggerstraße wie ein verspäteter Aprilscherz,“ so der Grünen-Sprecher Peter Rauscher.

Eine Entscheidung, ob die Stadt Walters Geschenk annehmen will, gibt es bislang nicht.


Von Kristin Deibl
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