Denkmäler gibt es viele in Augsburg. 1068 Einzeldenkmale sind es laut Baureferent Gerd Merkle. Damit war die zweit älteste Stadt Deutschlands die beste Wahl als Gastgeber für die diesjährige Eröffnung des bundesweiten Tags des offenen Denkmals am Sonntag. Das bestätigten auch die Gastredner aus Politik und Denkmalpflege.
Seit der Gründung vor mehr als 2000 Jahren als römische Militärsiedlung „sammeln” sich in Augsburg bemerkenswerte Bauwerke und Zeugnisse aus den verschiedenen Epochen an. Vor allem auch dem Einsatz von Privatleuten war und ist es zu verdanken, dass die Denkmäler den Sturm der Zeiten überdauerten - und wo sie es nicht taten, mit Liebe und Sorgfalt restauriert wurden. Ein gutes Beispiel dafür findet sich in den Fuggerhäusern an der Maximilianstraße. Der Stadtpalast, war im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt worden, wie viele historische Gebäude in der Innenstadt. Zwei Räume in diesem prächtigen Wohnkomplex stechen ganz besonders heraus: die Badstuben. Zwischen 1569 und 1573 entstanden die beiden Sammlungskabinette auf Geheiß von Hans Fugger, der weniger Begabung für das Geldverdienen besaß, dafür ein umso größeres Kunstverständnis. Das zumindest berichtete Bernt von Hagen am Sonntag bei seiner Führung durch die Badstuben. Der Name ist freilich irreführend und falsch. „Gebadet wurde hier nie”, erklärte der Denkmalexperte von Hagen. Doch die überbordende Ausstattung mit Büsten, Decken- und Wandmalereien verleiteten zu dem Trugschluss und so kam es zur Fehlbezeichnung, die sich bis heute gehalten hat.
Tatsächlich sind die Badstuben, wie die Fuggerhäuser mit ihren bezaubernden Innenhöfen eindrucksvoller Beweis, warum Augsburg immer wieder als die nördlichste Stadt Italiens gilt: Hier wurde schon 1515, also deutlich früher als im restlichen Teil „Nordeuropas”, italienische Renaissancearchitektur verwirklicht.
Die Badstuben waren dazu gedacht, prunkvoller Rahmen für die Kunstsammlung Hans Fuggers zu sein. Der größere „Musensaal” wurde 1944 stark beschädigt. Der kleinere, dem Jahreskreis gewidmete Raum konnte seine luxuriöse Ausstattung bewahren. In den Jahren 2000 bis 2013 wurden beide Räume restauriert und können seither nach Anmeldung besichtigt werden.
Bundesbauministerin Barbara Hendricks zeigte sich in ihrem Grußwort beeindruckt von der Geschichte Augsburgs und betonte, dass mit dieser Stadt als Gastgeber die richtige Wahl getroffen wurde, zeige sich in ihr doch die ganze Bandbreite an Denkmälern, die der bundes- und europaweite Gedenktag zu bieten hätte. In Deutschland waren 8000 Denkmäler am Sonntag geöffnet, allein in Augsburg waren es 60. „Der Tag des offenen Denkmals ist - wie der Denkmalschutz allgemein - ohne die Menschen für und mit denen wir dies leisten, nicht vorstellbar”, erklärte Professor Jörg Haspel, Vorsitzender des Stiftungsrates der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Das diesjährige Motto lautete dementsprechend „Gemeinsam Denkmale erhalten”.
OB Kurt Gribl nutzte sein Grußwort, um auf eine spontane Protestaktion gegen den Abriss des nicht denkmalgeschützten Gärtnerhauses im Martini-Park einzugehen. In ehrlicher und fairer Diskussion müssten gemeinsam die Grenzen des Denkmalschutzes ausgelotet werden.
Er erinnerte daran, dass mit dem Umbau des Gaswerks und der Generalsanierung des Theaters zwei gewaltige Denkmalschutzprojekte noch vor Augsburg liegen - vielleicht ein Grund, in ein paar Jahren die Eröffnung wieder in der Fuggerstadt abzuhalten.