Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Rettung für die Stadtmauer: Sanierung entlang der Thommstraße geht weiter

<b>Einsturzgefahr:</b> Vor ziemlich genau fünf Jahren war ein Stützpfeiler der mittelalterlichen Stadtmauer an der Thommstraße teilweise eingestürzt. Mittlerweile wurde bereits ein Teil der Stadtmauer saniert, jetzt soll ein weiterer Bauabschnitt folgen. (Archivfoto: Louis Lochner)
Einsturzgefahr: Vor ziemlich genau fünf Jahren war ein Stützpfeiler der mittelalterlichen Stadtmauer an der Thommstraße teilweise eingestürzt. Mittlerweile wurde bereits ein Teil der Stadtmauer saniert, jetzt soll ein weiterer Bauabschnitt folgen. (Archivfoto: Louis Lochner)
Einsturzgefahr: Vor ziemlich genau fünf Jahren war ein Stützpfeiler der mittelalterlichen Stadtmauer an der Thommstraße teilweise eingestürzt. Mittlerweile wurde bereits ein Teil der Stadtmauer saniert, jetzt soll ein weiterer Bauabschnitt folgen. (Archivfoto: Louis Lochner)
Einsturzgefahr: Vor ziemlich genau fünf Jahren war ein Stützpfeiler der mittelalterlichen Stadtmauer an der Thommstraße teilweise eingestürzt. Mittlerweile wurde bereits ein Teil der Stadtmauer saniert, jetzt soll ein weiterer Bauabschnitt folgen. (Archivfoto: Louis Lochner)
Einsturzgefahr: Vor ziemlich genau fünf Jahren war ein Stützpfeiler der mittelalterlichen Stadtmauer an der Thommstraße teilweise eingestürzt. Mittlerweile wurde bereits ein Teil der Stadtmauer saniert, jetzt soll ein weiterer Bauabschnitt folgen. (Archivfoto: Louis Lochner)

Sie machte Augsburg einst zu einer richtigen Stadt und ist heute Denkmal für die prächtige Vergangenheit der ehemaligen Freien Reichsstadt: die Stadtmauer. Doch die noch erhaltenen Überreste der städtischen Befestigung sind in keinem guten Zustand, entlang der Thommstraße besteht für einen Mauerabschnitt sogar Einsturzgefahr. Mit einer umfangreichen Maßnahme will die Stadt ihre Befestigungsreste retten, ein erster Teil ist bereits ertüchtigt worden. Am Dienstag soll der Bauauschuss den Weg frei machen für die Rettung eines weiteren Mauerstücks.

Zuletzt war die Stadtmauer Kulisse für ein historisches Bürgerfest. Für Ausflügler und Stadttouristen sind die noch erhaltenen Mauerreste beliebte Fotomotive. Insgesamt stehen noch etwa vier Kilometer der denkmalgeschützten Stadtbefestigung Augsburgs, bestehend aus nicht zusammenhängenden Mauern und Bastionen. Schon die alten Römer zäunten ihren Stützpunkt ein, zunächst mit Palisaden, dann mit einer richtigen Mauer. Bischof Ulrich hat im 10. Jahrhundert, unter dem Eindruck der Ungarneinfälle, eine niedrige Steinmauer um die Bischofsstadt errichten lassen, die sich in den Kämpfen rund um die Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 auch bewähren musste.

In den folgenden Jahrhunderten erhöhten und vergrößerten die Augsburger ihre Mauer. Setzten Tore ein und Türmchen drauf – auch Stadtbaumeister Elias Holl tobte sich an den Befestigungsanlagen mit Umbauten aus. Doch der modernen Stadt im 19. Jahrhundert – und vor allem ihrem Verkehr – war das steinerne Korsett schnell zu eng geworden. Als König Ludwig II. 1866 die Festungseigenschaft der Stadt Augsburg aufhob, fielen rasch Mauern und Tore, die im Wege waren, wie etwa das Gögginger Tor oder das Frauentor – letzteres wohlgemerkt gegen die Stimmen einiger Bürger, die sich zumindest beim Jakober Tor durchsetzen und es vor dem Abriss retten konnten.

Doch was die Stadtobrigkeit von der Befestigung stehen ließ, droht nun an einigen Stellen Opfer zu werden von Schadstoffen in der Luft, Verwitterung und wie im Fall des Mauerabschnitts an der Thomstraße von ungünstigen baulichen Entscheidungen. Statische Untersuchungen an der Stadtmauer dort, eingeteilt in die Zonen A bis L, hatten ergeben, „dass der Mauerabschnitt K II/L aufgrund einer Verformung und eines Überhangs von bis zu 58 Zentimeter einsturzgefährdet war”, schreibt die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage für den Bauausschuss. Als Ursache hatten die Experten die „nachträgliche stadtseitige Erdauffüllung und die geringe Mauerstärke von 37 Zentimeter der freistehenden Wand” ausgemacht.

Einen ersten, 45 Meter langen Teilabschnitt hat die Stadt bereits im Jahr 2020 statisch auf Vordermann gebracht. Die Baukosten lagen bei knapp 650.000 Euro. Um ein weiteres Kippen der Stadtmauer zu verhindern, wurden Metallpfähle in die Mauer eingebaut. Vertikale Pfähle verankern die Mauer im Boden, waagrechte Pfähle stabilisieren sie zusätzlich. Sämtliche Fehlstellen im Mauerwerk sowie die gesamte Ansichtsfläche wurden restauriert.

Eine Million Euro für 55 Meter Mauer

Der sich an diesen Bauabschnitt anschließende Mauerbereich ist dagegen noch immer einsturzgefährdet und mit einem Bauzaun abgesperrt. Nun sollen nach dem Vorbild des bereits sanierten Abschnitts weitere 55 Meter Mauer gesichert werden. Die Bauverwaltung beschreibt es als eine „innenliegende Ertüchtigung”, für die keine außen sichtbar angefügten Elemente geplant seien. Der erdaufgefüllte Mauerbereich werde nach Verpressen des Mauerwerks mittels Schrägpfählen statisch ertüchtigt, die Ankerplatten der Pfähle befinden sich im Kern des Mauerwerks. Zur Sicherung des darüber liegenden freistehenden Mauerbereichs sind vertikal gebohrte, vorgespannte Verpresspfähle vorgesehen, die in die Mauerwerkspfeiler eingebracht werden. Die Fehlstellen der Mauerwerksansichtsfläche einschließlich der Mauerkrone sollen restauriert werden, stark geschädigte Ziegel würden ausgetauscht, weniger stark geschädigte Ziegel mit Steinersatzmasse ergänzt. Desolate Fugen sollen mittels Kalkmörtel erneuert werden. Im Sockelbereich werde ein Lehmschlag eingebracht und anschließend ein Schotterrasen eingebaut.

Für die Maßnahme stehen gut eine Million Euro im Vermögenshaushalt zur Verfügung. Die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis gebe es bereits und Fördermittel aus dem Entschädigungsfonds seien beantragt. „Die Genehmigung zum vorzeitigen Baubeginn liegt vor”, so die Bauverwaltung. Stimmt der Hochbauausschuss der Beschlussvorlage zu, dann könnten die Arbeiten noch im Frühjahr 2024 beginnen.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

north