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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

MT Aerospace: Standort Augsburg „massiv, massiv geschwächt – möglicherweise gefährdet“

Für den Wirtschaftsstandort Augsburg gab es zuletzt zahlreiche Hiobsbotschaften. Premium Aerotec, Fujitsu, Kuka und Ledvance strichen Stellen oder machten gar ihre Werke komplett dicht. Nun wurde bekannt: Auch beim Luftfahrtzulieferer MT Aerospace werden im kommenden Jahr mindestens 80 Arbeitsplätze wegfallen.

Die 80 Stellen beziehen sich auf die Produktion. Doch es sind noch weitere 80 Jobs in Gefahr; denn, sollte die Europäische Weltraumorganisation Esa neue Entwicklungsaufträge nicht nach Augsburg vergeben, werden wohl auch Entwicklungsingenieure von Stellenstreichungen betroffen sein. Dann wäre „der Standort Augsburg massiv, massiv geschwächt – möglicherweise gefährdet“, sagt ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage unserer Zeitung.

Hintergrund sind die Esa-Programme für die Raketen Ariane 5 und Ariane 6. Der Zulieferer MT Aerospace fertigt in Augsburg Teile für diese Trägerraketen. Doch der Markt für große Raketen ist eingebrochen. Der Bedarf an geostationären Satelliten, für die große Flugkörper wie die Ariane 5 oder das Nachfolgemodell 6 benötigt werden, geht zurück. Der Trend geht zu kleineren, leichter ersetzbaren Modellen.

Hinzu kommt Space X. Der private Raumfahrtkonzern des Unternehmers Elon Musk – Mitgründer des Online-Bezahlsystems PayPal und Entwickler des Elektroautos Tesla – macht sowohl den staatlichen Weltraumorganisationen als auch den Raketen-Entwicklern zunehmend Konkurrenz und sorgt für mächtigen Preisdruck. Nachfrage und Preise hätten sich daher in den vergangenen Jahren halbiert, erläutert der Sprecher.

Die Folge: Die Esa hat sich entschieden, zehn Ariane-5-Raketen weniger zu bestellen als ursprünglich geplant. So kommt es, dass bereits Ende des Jahres die Fertigung des 5er-Modells in Augsburg ausläuft. Und: Der Übergang zum Nachfolger stockt. Der Produktionsstart für die Ariane 6 wird später anlaufen als einkalkuliert.

Im ersten Halbjahr 2020 müsse MT Aerospace daher circa 80 der 500 Mitarbeiter entlassen, fasst der Sprecher zusammen. Die Gespräche zum Stellenabbau würden bereits geführt. Es werde versucht, sozialverträgliche Lösungen zu finden. Betriebsbedingte Kündigungen sollen wenn möglich vermieden werden – „Stichwort Altersteilzeit, Frühverrentung, et cetera“, erklärt der Sprecher.

Während von der ersten Abbauwelle nur die Produktion betroffen sein wird, hängt die Zukunft der Entwicklungsingenieure – und somit auch die des Entwicklungsstandorts Augsburg – vor allem von politischen Entscheidungen ab. Es geht um die Vergabe weiterer Budgets für das Ariane-Programm. Ende November findet dazu in Sevilla die Konferenz der europäischen Raumfahrtminister statt. Man werde bei den Politikern nun weiter für den Standort Augsburg werben, sagt der Unternehmenssprecher.


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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