Das Ledvance-Werk in Augsburg soll geschlossen werden. Die 650 Mitarbeiter der ehemaligen Osram-Zweigstelle sollen am Montag darüber informiert werden. Die Nachricht löst in der Stadt Empörung aus. Oberbürgermeister Kurt Gribl spricht deutliche Worte - und will den Angestellten helfen.
Die Produktionshallen von Ledvance setzen sich an diesem wolkenverhangenen Novembertag nur unmerklich vom Grau des Himmels ab. „Nein”, sagt eine Angestellte, die an der Schranke zum Werksgelände steht, sie glaube nicht an das, was am Wochenende durch die Medien geisterte. „Ich kann mir das nicht vorstellen.” Doch die Zeichen dafür verdichten sich wie die Herbstwetter-Suppe über der Berliner Allee: Das Ledvance-Werk in Augsburg soll schließen.
Einen „respektvollen Umgang und kontinuierlichen Dialog” schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite, „mit Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft sind Teil unserer Identität und ermöglichen nachhaltiges Handeln”. Die Nachricht, die Augsburg nun traf, lassen Teile dieses Satzes zersplittern wie eine an die Wand geworfene Glühbirne. Eine Hiobsbotschaft, die auch die Politik auf den Plan ruft. „Wir akzeptieren diese Botschaft nicht”, kommentierte am Samstag Oberbürgermeister Kurt Gribl gegenüber dem Bayerischen Rundfunk
. Gribl sprach davon, für die Angestellten „Netzwerke aufzuspannen” und versprach: „Keiner soll hart fallen.”
650 Mitarbeiter wären in Augsburg betroffen. Sie sollen am Montag über die Schließung des Standorts informiert werden. So überraschend diese Neuigkeit nun eintraf, die Entwicklung des traditionsreichen Lampenstandorts hat bereits seit längerem Sorge bereitet. Hoffnung glomm Ende Februar 2016 auf, als der chinesische Leuchtdioden-Hersteller MLS das Osram-Werk übernahm.
Nicht nur die Osram-Führungsriege lobte den Deal, auch die Gewerkschaft IG Metall sprach damals von der bestmöglichen Lösung. Viele waren zuversichtlich, MLS könnte die immer unzeitgemäßere Leuchtstoffröhren-Produktion mit der von LEDs ablösen und das Werk so für die Zukunft sichern.
Innovationen blieben in den Hallen an der Berliner Allee allerdings aus. Entsprechende Konzepte kamen Gribl zufolge mehrere aus der Belegschaft selbst. Umgesetzt wurden sie jedoch nicht. Wenn all das nichts gebracht habe, sei das mehr als bedauerlich, resümierte Gribl. Die Stadt Augsburg plane nun einen Runden Tisch, an dem auch die Industrie- und Handelskammer, die Agentur für Arbeit und die Gewerkschaft IG Metall sitzen sollen. An diesem sollen jene Netzwerke entwickelt werden, mit Hilfe derer Gribl das Maximum für die Ledvance-Angestellten herausholen möchte.
„Wir werden nicht nur dastehen und zuschauen”, kündigte der Oberbürgermeister an. Er habe zudem bereits Kontakt zu Ministerpräsident Horst Seehofer und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner aufgenommen. Vor allem stehe, betonte das Stadtoberhaupt, „der Kampf um das Unternehmen selbst und die Fortführung des Unternehmens”.
Medienberichten zufolge schrieb Ledvance zuletzt rote Zahlen im zweistelligen Millionenbereich. Auch der Standort in Berlin soll deshalb dicht gemacht werden, in Eichstätt stehen offenbar Einschnitte an. Um den Dialog und das nachhaltige Handeln, das sich der Leuchtmittelhersteller auf die Fahnen geschrieben hat, müssen sich nun offenbar andere kümmern.