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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Kastanien sollen weichen: Baumfällungen in der Innenstadt sorgen für Streit unter Stadträten

Für neue Bauvorhaben müssen in Augsburg immer wieder Bäume weichen. Für große Empörung hat im vergangenen Jahr die Fällung zweier über 100 Jahre alter Kastanien in Göggingen gesorgt. Erst im Februar wurden für die anstehende Sanierung des Theaters zehn alte Stadtbäume gefällt. Nun die neuesten Opfer: Drei alte Kastanien sollen in der Holbeinstraße einem Neubau Platz machen.

In der Holbeinstraße soll ein fünfstöckiges Gebäude für rund 15 Millionen Euro entstehen. Bereits im April hatte das Amt für Grünordnung Bedenken wegen der für den Bau notwendigen Fällungen angemeldet. Der Bauausschuss hat dennoch nun im Rahmen eines Baugesuchs die Fällung der drei „geschützten und ortsbildprägenden“ Kastanien in der Holbeinstraße 7 mehrheitlich genehmigt.

Die Grüne Stadtratsfraktion kritisiert die Entscheidung des Ausschusses massiv. „Die Mehrheit des Bauausschusses ignoriert mit dieser Entscheidung, dass das Amt für Grünordnung in einer Stellungnahme die Fällung dieser drei Bäume abgelehnt hat“, so Cemal Bozoglu, baupolitischer Sprecher der Grünen. „CSU, SPD, Pro Augsburg und den Freien Wählern sind diese Bäume offensichtlich egal und das gerade in der sowieso schon durch Baumfällungen belasteten Holbeinstraße.“

Erst Anfang Mai war Umweltreferent Reiner Erben von den Stadträten aufgefordert worden, Beschädigungen von Bäumen durch Baufirmen künftig härter zu bestrafen. Für die Grünen ergibt sich daraus nun ein Widerspruch: Man könne nicht zum einen den Umweltreferenten auffordern, beim Baumschutz konsequenter durchzugreifen und zum anderen dann im Bauausschuss den Rat der Fachleute missachten, kritisiert die Fraktion.

Den Vorschlag der Grünen, mit dem Bau in die Breite zu gehen, die Baulinie nach hinten zu versetzen und damit die Bäume zu retten, hätte der Bauausschuss abgelehnt. „Damit fallen nun erneut und völlig unnötigerweise wertvolle Bäume direkt in der Innenstadt“, monieren die Grünen.
Die Entscheidung sei umso dramatischer, weil das Amt für Grünordnung auch vor den Folgen dieses Vorgehens gewarnt habe. Durch die Fällung der großen Bäume könnten auch die dahinter stehenden Bäume ihre Standfestigkeit verlieren und müssten dann ebenfalls gefällt werden.

„Sehenden Auges werden hier also nicht nur drei ortsbildprägende Bäume gefällt, sondern auch noch weitere Bäume gefährdet. Das widerspricht so ziemlich allen selbst gesteckten Zielen der Stadtökologie“, klagt Christian Moravcik von den Grünen an. „Hinzu kommt noch, dass auch die Denkmalpflege den aus ihrer Sicht zu hohen Bau ablehnt. Auch dies wurde im Ausschuss einfach übergangen.“

Die Grünen fordern nun die Verwaltung auf, mit dem Bauträger erneut zu verhandeln, „um eine naturverträglichere Variante zu erreichen“.
„Man kann sich durchaus die Frage stellen, warum das Amt für Grünordnung überhaupt eine Stellungnahme abgeben soll, wenn die klare Ablehnung und Alternativvorschläge einfach vom Ausschuss übergangen werden können“, schimpft Bozoglu.


Von Kristin Deibl
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