Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 18.10.2022 14:31

"Erst denken, dann handeln"

Beleidigende Schmierereien an der Wand einer weiterführenden Schule im Landkreis Aichach-Friedberg brachten einen heute 19-Jährigen auf die Anklagebank. Am Dienstag wurde der junge Mann von Eva-Maria Grosse, Richterin am Amtsgericht in Aichach, zu einer Geldauflage von 150 Euro verurteilt, die an eine gemeinnützige Einrichtung zu zahlen sind, sowie zu drei Gesprächsterminen, die sich Themen wie Umgang mit Vorgesetzten und Umgang mit Frust widmen sollen.

Die Worte, die der Angeklagte wegen Frust in der Schule und möglicherweise auch angestachelt durch Schulkameraden, auf der Schulwand hinterlassen habe, sollen hier nicht zitiert werden. Sie richteten sich auf äußerst beleidigende Weise gegen ein Mitglied der Schulleitung.

Der junge Mann, der im weißen Hemd, auf der Anklagebank Platz genommen hatte, zeigte sich vor Gericht geständig und reuig. Die Jugendgerichtshilfe attestierte ihm eine geradlinige Entwicklung und eine stabile Prognose. Die Staatsanwaltschaft, vertreten von Elisabeth Akindele, sprach von einer "klassischen, jugendtypischen Verfehlung", die Worte allerdings, die da an die Wand geschmiert worden seien, seien eine arge Beleidigung, noch dazu an öffentlicher Stelle, und damit für die Person aus der Schulleitung, die damit gemeint gewesen sein soll "in gesteigertem Maße unangenehm".

Ganz ähnlich schätzte die Sache auch Richterin Grosse ein, die meinte, die Beleidigungen seien "echt deftig", sie schäme sich schon, wenn sie es denke. Weil vieles für den Angeklagten spreche – "zum Glück", so die Richterin –, er sich geständig und reuig zeige, Anstrengungen zur Wiedergutmachung unternommen habe und bereits Sanktionen von Schule und Elternhaus erfahren habe, blieb sie mit ihrem Urteil unter dem von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafmaß. Dem jungen Mann gab sie gleich mehrere Lebensweisheiten auf den Weg: "Erst denken, dann sprechen. Erst denken, dann handeln. Und manchmal ist es durchaus sinnvoll diesem Spruch zu folgen: ,Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.'"

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