Bösartige Streiche im Internet sind gemeinhin unter Cybermobbing bekannt. Vergangene Woche traf es den Augsburger Stadtrat Peter Grab (WSA - Wir sind Augsburg): Auf einer Facebook-Seite tauchten Fotos von ihm und seinen Kindern auf. Jetzt läuft die Suche nach dem Urheber.
„Albert Walter”, selbstständiger Unternehmer aus den USA, suchte auf Facebook nach einer Beziehung. Nur: Das Profilbild zeigte den Augsburger Stadtrat Peter Grab und auch sonst zeigte die Seite viele private Fotos von Grab und auch seinen Kindern.
Grab wurde auf die Seite aufmerksam durch eine Veröffentlichung seines Stadtratskollegen Volker Schafitel (Freie Wähler) auf Facebook. „Ich war verwundert, dass er mich über diese Fake-Seite nicht informierte, sich aber öffentlich darüber lustig machte”, kommentiert Grab. „Das empfinde ich noch heute als zumindest unkollegial.” Er meldete die Seite bei Facebook und das Unternehmen nahm diese aus dem Netz.
Schafitel war aber nicht der einzige, dem die gefälschte Seite eine Erwähnung auf Facebook wert war. So stand bei der „WSA-AfD-Watch” die Vermutung zu lesen, Grab habe die Fake-Seite selbst erstellt. Gründer der WSA-AfD-Watch-Seite ist Peter Hummel, stellvertretender Vorsitzender der Freien Wähler Augsburg-Stadt. Führt die Spur also zu den Augsburger Freien Wählern? In einer Pressemitteilung wehrt sich die 1. Vorsitzende Angelika Lippert gegen diesen Verdacht. „Die Freien Wähler haben die Seite im Netz entdeckt und sie auf Facebook verlinkt. Herr Grab hatte damit die Möglichkeit gegen die Seite vorzugehen und zu handeln”, so Lippert. Die Fake-Seite habe aber nichts mit den Freien Wählern zu tun. Und ebenso wenig die zweite Seite, die kurz nach Löschung der ersten aufgetaucht war.
„Diese Stellungnahme ist unnütz”, schimpft Grab. „Es geht nämlich darum, dass auf der von Freie-Wähler-Vorstandsmitglied Peter Hummel gegründeten Seite, die sich zur Aufgabe gestellt hat, unter anderem angebliches ,rechtsradikales Gedankengut' von WSA zu beobachten, Screenshots mit Fotos von meinen Kindern auftauchten, mit dem Begleittext, ich wäre dabei ,ertappt' worden, dass ich mich bei Facebook als ,zeugungsfähiger Witwer' mit Fotos von ,armen Waisen' ausgebe und dass ,Minderjährige in so eine Lügengeschichte einzubinden schlichtweg schäbig' sei. Ich bin bis dato gegen viele veröffentlichte Lügen nicht vorgegangen, aber das brachte das Fass zum Überlaufen”, empört sich Grab. Seine Kinder hätten auf dieser Seite gegen Rechts nichts zu suchen. „Wer mich und WSA kennt, weiß darüber hinaus, wie bizarr diese Art von Verfolgungswahn von Peter Hummel ist, ausgerechnet mich oder WSA seit geraumer Zeit auch nur in die Nähe von Rechtsextremismus zu stellen”, so Grab weiter. Er und die WSA geben die Hoffnung nicht auf, dass „Vorstandsmitglieder der Freien Wähler Augsburg-Stadt ihre Energie und ihre finanziellen Aufwendungen gegen WSA ummünzen für die Anpreisung von politischen Zielen der Freien Wähler”.
Mit Sachpolitik habe das alles jedenfalls nichts zu tun. Ein grundsätzliches Verständigungsproblem zwischen den Freien Wählern und der WSA gibt es übrigens nicht. Wie Grab versichert, arbeite man mit den Freien Wählern Augsburg-Land hervorragend zusammen.
Doch Peter Hummel schießt gegen Grab zurück: Der ganze Vorfall mit der Fake-Seite sei „tatsächlich ärgerlich, ja, dass er damit allerdings ohne jede Quellenangabe oder Beweise mich ins Spiel bringt, ist niederträchtig. Zumal ich es war, der ihn auf die Existenz der erneut online gestellten Seite hingewiesen hat, damit er darauf reagieren kann.”
Dass auf der Seite „WSA-AfD-Watch” in einem Beitrag gemutmaßt worden sei, „ein gewisser Peter G. aus Augsburg gebe sich als Witwer Albert Walter samt rührender Kinderfotos im Internet aus, um damit Kontakte zu knüpfen, war sicher ein Fehler und passte auch nicht zu den ansonsten dort diskutierten Themen”, räumt Hummel ein. Entsprechend sei der Beitrag kurz nach der Veröffentlichung wieder entfernt worden. Hummel betont auch, dass er seit Ende vergangenen Jahres nicht mehr die Federführung für diese Seite inne habe.
Peter Grab hat mittlerweile Strafanzeige gestellt. Und auch das ist ganz im Sinne Peter Hummels. „Ich hoffe sehr, dass der WSA-Stadtrat die Ergebnisse, die sich daraus ergeben, genauso akribisch dokumentiert wie seine haltlosen Anschuldigungen im Vorfeld mir gegenüber”, erklärt Hummel.
Freunde werden die beiden aber vermutlich nicht mehr. Der Aufforderung Hummels, die Vorwürfe gegen ihn zurückzunehmen, hat Grab nicht befolgt. „Denn meine Vorwürfe gegen ihn und sein mehrjähriges Cybermobbing sind andere Tatbestände als die Frage, wer die Fake-Seiten erstellt hat. Dieses durchschaubare Ablenkungsmanöver lasse ich nicht zu”, so Grab.
Er jedenfalls hat aus der gesamten Geschichte eine wichtige Lektion für die eigene Nutzung der sozialen Medien gelernt: „Ich bin sehr viel vorsichtiger geworden.”