Pressemitteilung zur
Geschäftsstelle Schwaben
Stabile Lage – pessimistische Erwartungen
Weiß: „Fach- und Arbeitskräftemangel bremst rund 90 Prozent der Betriebe aus“
(Augsburg, 11.01.2023). Die Lage in der schwäbischen Metall- und Elektro-Industrie ist stabil, aber weiterhin von Unsicherheiten geprägt. Während sich der Materialmangel etwas entspannt, sind die Preise bei Vorprodukten, Logistik, Rohstoffen und Energie unverändert hoch. Zudem schwächt sich die Auftragslage ab. Das wirkt sich negativ auf die Geschäftserwartungen der Unternehmen aus. „Hohe Kosten, eine gefährdete Versorgungssicherheit mit Energie, die sich abkühlende Weltkonjunktur und vielfältige geopolitische Risiken verunsichern unsere Unternehmen. Zeitgleich entwickelt sich der Arbeits- und Fachkräftemangel zur Belastungsprobe und zum Wachstumshemmnis für unsere Industrie. Für die kommenden Monate hoffen wir, dass die Gas- und Strompreisbremsen ihre entlastende Wirkung für die Unternehmen entfalten. Andernfalls würde dies zu einer konjunkturellen Talfahrt führen“, erklärte Jürgen Weiß, bayme vbm Vorsitzender der Region NordWest Schwaben zur aktuellen Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen, die heute in Augsburg vorgestellt wurde.
Laut Umfrage wird die aktuelle Geschäftslage von rund 64 Prozent der Unternehmen als gut bewertet. Die Salden haben sich seit Sommer aufgehellt und liegen für das Inlandsgeschäft bei +58 Punkten und im Auslandgeschäft bei +63,9 Punkten. Die Erwartungen für das kommende Jahr sind hingegen im negativen Bereich. Für das Inlandsgeschäft liegen sie bei -22,5 Punkten und für das Auslandsgeschäft bei -22,9 Punkten.
Kernproblem der Unternehmen bleibt laut Umfrage der Mangel an Rohstoffen, Material und Vorprodukten. Über die Hälfte der Unternehmen leidet unter mittelmäßigen bis starken Beeinträchtigungen durch den Materialmangel. Acht von Zehn haben mit verspäteten Lieferungen zu kämpfen. „Die Produktionspläne sind stabil. Wir erwarten eine Erholung ab dem Frühjahr 2023, die sich im Herbst 2023 verlangsamen wird. Im Jahresdurchschnitt 2023 wird die Produktion auf dem Niveau von 2022 liegen“, prognostiziert Weiß.
Bei den Investitionsplänen sind die schwäbischen M+E Unternehmen positiv gestimmt: 46 Prozent wollen die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen. „Aber nur 21 Prozent der geplanten Investitionen entfallen auf Erweiterungen. Unser Standort hat durch den Krisen-Cocktail an Attraktivität eingebüßt. Um dauerhaft für Investitionen interessant zu bleiben, müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden“, findet Weiß und ergänzt: „Sorge bereiten hohe Arbeitskosten, Steuern und Abgaben sowie Bürokratiemonster wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.“
Die Ertragslage der Unternehmen in Schwaben ist gut, aber auch differenziert. 60 Prozent der Betriebe rechnet im laufenden Jahr mit einer Nettoumsatzrendite von über vier Prozent. Gleichzeitig befindet sich fast jedes Fünfte Unternehmen in einem kritischen Bereich: Vier Prozent befürchten Verluste und weitere 14 Prozent müssen mit einer Rendite von unter zwei Prozent auskommen. „Die Ertragslage ist damit etwas besser als noch im Sommer. Die Ergebnisse lassen etwas Spielraum, falls sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im kommenden Jahr verschlechtern sollten. Aber für eine Entwarnung ist es zu früh“, so Weiß.
Die Beschäftigung wird in den kommenden Monaten weiter moderat steigen. 32,9 Prozent der M+E Firmen in Schwaben wollen im ersten Halbjahr 2023 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, nur rund ein Prozent der befragten Betriebe wollen Stellen abbauen. Bremsend wirkt der Arbeitskräftemangel. 51 Prozent der Betriebe sehen ihre Produktion dadurch erheblich beeinträchtigt, weitere 36 Prozent zumindest geringfügig. „Im vergangenen Jahr haben die schwäbischen M+E Unternehmen mehr als 2.400 Stellen geschaffen. Bis zum Jahresende 2023 erwarten wir einen Anstieg der Beschäftigung um rund 1.600 weitere Stellen auf dann knapp unter 138.000“, berichtet Weiß und fügt hinzu: „Um langfristig den Bedarf zu decken, brauchen wir eine erleichterte Zuwanderung von Fachkräften und begrüßen die aktuellen Entwicklungen bei der gesetzlichen Anpassung der Fachkräftezuwanderung.“
Kontakt: Tobias Rademacher, Tel. 089-551 78-399, E-Mail: tobias.rademacher@ibw-bayern.de