Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 14.10.2022 09:36

Bus sucht Fahrer

<b>Der Bus ist da.</b> Das war und ist nicht an allen Haltestellen, besonders am Morgen, im Landkreis Aichach-Friedberg selbstverständlich. Die Bemühungen, vor allem den Schülerverkehr aufrecht zu erhalten, sind laut AVV hoch, Teilweise wird zu unkonventionellen Maßnahmen gegriffen.  (Foto: Ines Speck)
Der Bus ist da. Das war und ist nicht an allen Haltestellen, besonders am Morgen, im Landkreis Aichach-Friedberg selbstverständlich. Die Bemühungen, vor allem den Schülerverkehr aufrecht zu erhalten, sind laut AVV hoch, Teilweise wird zu unkonventionellen Maßnahmen gegriffen. (Foto: Ines Speck)
Der Bus ist da. Das war und ist nicht an allen Haltestellen, besonders am Morgen, im Landkreis Aichach-Friedberg selbstverständlich. Die Bemühungen, vor allem den Schülerverkehr aufrecht zu erhalten, sind laut AVV hoch, Teilweise wird zu unkonventionellen Maßnahmen gegriffen. (Foto: Ines Speck)
Der Bus ist da. Das war und ist nicht an allen Haltestellen, besonders am Morgen, im Landkreis Aichach-Friedberg selbstverständlich. Die Bemühungen, vor allem den Schülerverkehr aufrecht zu erhalten, sind laut AVV hoch, Teilweise wird zu unkonventionellen Maßnahmen gegriffen. (Foto: Ines Speck)
Der Bus ist da. Das war und ist nicht an allen Haltestellen, besonders am Morgen, im Landkreis Aichach-Friedberg selbstverständlich. Die Bemühungen, vor allem den Schülerverkehr aufrecht zu erhalten, sind laut AVV hoch, Teilweise wird zu unkonventionellen Maßnahmen gegriffen. (Foto: Ines Speck)

Eltern klagen über Schulbusse, die entweder gar nicht kommen oder verspätet oder viel zu voll sind. Beschwerden gibt es unter anderem aus dem Raum Aindling, Affing und Dasing. Was ist da los? Das beantwortet Irene Goßner vom Augsburger Verkehrsverbund (AVV) mit drei Schlagworten: Corona, Grippewelle und genereller Mangel an Fachpersonal. Das Problem des Fahrermangels wird sich nach ihrer Einschätzung eher verschärfen als entspannen. Tolle Aussichten für Schüler und Eltern?

Grundsätzlich gibt es für Schulbusse zwei Systeme: einmal den klassischen Schulbus, der die Kinder von den umliegenden Dörfern einsammelt und zur Schule karrt. Und zweitens Busse, die in den normalen Linienverkehr integriert sind, also ein öffentlicher Bus, der ohnehin zur Schule fährt. Und genau hier scheint es die meisten Probleme zu geben: Die Busse sind zu Stoßzeiten sehr voll oder fallen aus.

Irene Goßner aus der Pressestelle des AVV schildert das Problem auf Nachfrage folgendermaßen: "Derzeit fallen bei den Regionalbussen im AVV-Verbundgebiet immer wieder Fahrten wegen Krankheit oder Personalmangel aus. Die personellen Kapazitäten der vom AVV beauftragten Verkehrsunternehmen im Linienbusverkehr sind schon seit längerem so ausgereizt, dass die vereinbarten Vertragsleistungen gerade so erbracht werden konnten." Das vorhandene Personal arbeitete und arbeite unter starker Belastung, damit krankheitsbedingte Fahrtausfälle vermieden werden können. Fällt ein Fahrer kurzfristig wegen eines positiven Corona-Schnelltests am Einsatztag aus, dann könnten die Linien mangels Busfahrer nicht mehr mit Linienbussen bedient werden, führt sie aus. "Sonderschichten aufgrund von an Covid erkrankten Kollegen waren und sind immer noch an der Tagesordnung. Inzwischen kann unter Umständen bereits ein einziger Krankenstand zu Fahrtausfällen führen. Um das zu verhindern, werden sogar Verwaltungs- und Werkstattmitarbeiter als Fahrer eingesetzt."

Unkonventionelle Maßnahmen, von denen es noch mehr gibt: Laut Goßner führen Verkehrsunternehmen mittlerweile, wenn es die Fahrgastzahlen zulassen, einzelne Fahrten mit einem beschilderten Kleinbus durch, der mit einem normalen Führerschein gelenkt werden kann. Dies seien Anstrengungen, um den Fahrbetrieb bestmöglich aufrecht zu erhalten und Ausfälle so gering wie möglich zu halten.

So lässt sich vielleicht auch erklären, warum Eltern berichten, in Harthausen sei statt eines Busses ein Privatauto vorgefahren.

Die AVV-Marketing-Frau gibt zu, dass es in den vergangenen Wochen speziell im Raum Aichach-Friedberg und hier im nordöstlichen Landkreis "verstärkte Personalengpässe" gegeben habe. Man habe daran gearbeitet, den aktuellen Fahrplan "in möglichst großem Umfang trotz Fahrermangel" aufrecht zu erhalten.

Konkret auf Beschwerden von Eltern angesprochen, teilt sie mit: "Im Raum Haberskirch werden die beiden Haltestellen Kirche und St.-Stefan-Straße inzwischen wieder planmäßig im Frühverkehr von der AVV-Linie 211 bedient. Auf der AVV-Buslinie 203 musste und muss weiterhin die Fahrt um 6.17 Uhr ab Schlossberg nach Friedberg entfallen. Hier sind Schüler betroffen, für die keine alternative Buslinie zur Verfügung steht." Seit Montag, 10. Oktober, sei hier die Situation über Großraumtaxis gelöst, die korrekt beschildert seien, so Goßner.

Aufgrund der angespannten Personallage bei den einzelnen Verkehrsunternehmen könnten aber "punktuell" weitere Fahrten kurzfristig ausfallen.

Die Beförderung der Schüler habe aber stets höchste Priorität. An die Fahrgäste, an Eltern und Schüler, die derzeit dem Vernehmen nach eher aufs "Mama-Taxi" setzen, richtet sie folgende Worte: "Wir bitten um Verständnis, dass aufgrund der angespannten Personallage keine Verstärkerfahrten im nordöstlichen Raum Augsburgs erfolgen können."

Und wo sind eigentlich die Busfahrer? Die seien nicht alle krank, sondern es gebe grundsätzlich zu wenig von ihnen, war zu erfahren. Goßner rechnet damit, dass sich die Personalsituation sogar noch verschärfen könne. Ein Grund sei die demografische Entwicklung; die Fahrerinnen und Fahrer "haben ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter", beschreibt die AVV-Vertreterin die Situation. Absehbar werden also von ihnen mehr in den Ruhestand gehen, als Nachwuchskräfte folgen. Das liege daran, dass "allgemeine Ausbildungssituation" schwierig sei. Die geringe Ausbildungsvergütung und das schlechte Image des Berufsbildes sorgten dafür, dass Busfahrer bei jungen Menschen eher kein Wunschberuf sei. Zudem ist der Führerschein der Klasse D teuer und erfordert laut Goßner in der Regel ein Mindestalter von 24 Jahren. Die "größte Fahrschule Deutschlands", die Bundeswehr, falle seit Ende der Wehrpflicht aus. Für Unternehmen wiederum sei es relativ risikoreich, selbst neue Fahrer auszubilden, erklärt Goßner. Denn die hätten bei der Stellensuche eine große Auswahl und ließen sich vertraglich ungern lange binden; dazu komme, dass die tarifliche Bezahlung außerhalb Bayerns höher liege.

Irene Goßner ist überzeugt: "Es ist allgemein dringend erforderlich, die Kriterien für den Erwerb des Führerscheins zu verbessern und sowohl die Ausbildung als auch den Beruf des Kraftfahrers attraktiver zu gestalten."

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