Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

„Augsburg 2040”: Wie Integration in Augsburg in Zukunft aussehen soll

Die Stadt will ihre Integrationsarbeit weiter verstärken. Das Projekt „Zusammen in Augsburg” (Zusa), das im Juli angelaufen ist und mit zusätzlichen Fördergeldern in Höhe von 1,2 Millionen Euro unterstützt wird, setzt vor allem auf die interkulturelle Öffnung der Stadtgesellschaft, der Verwaltung der Medien und Unternehmen. In diesem Zuge ist bereits ein gemeinsames Projekt mit dem Textilmuseum geplant: „Augsburg 2040” will einen Blick auf das künftige Zusammenleben in der Stadt werfen. Es soll „kein gewöhnliches Ausstellungsprojekt werden”, wie Karl Murr, Leiter des Tim, ankündigt.
„Wie wollen die Augsburger in 20 Jahren leben? Der Migrationsanteil liegt dann wohl bei 50 Prozent oder mehr”, blickt Murr in die Zukunft. Um diese Frage nach dem Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft solle sich das Projekt Augsburg 2040 drehen. Gemeinsam mit Partnern wie dem Café Tür an Tür, der Law Clinic und dem Integrationsbeirat habe man Hauptthemen erarbeitet, auf die das Projekt seinen Fokus setzen will: Gesellschaft, Vielfalt, Soziales, Arbeit, Wirtschaft, Freizeit sowie Kultur. In rund zehn Workshops soll die Stadtgesellschaft aktiv beteiligt werden. Die Ergebnisse sollen dann im Obergeschoss des Tim auf rund 1000 Quadratmetern umgesetzt werden. „Es wird spannend, was dort passiert”, sagt Murr. „Vielleicht werden Vereine gegründet oder es bildet sich eine temporäre Beratungsstelle. Wir hoffen außerdem auf viele interessante Veranstaltungen, wie Lesungen oder Konzerte.”

Augsburg 2040 sei ein „spannendes Projekt, das zeigt, wie sich Museen öffnen müssen”, so Migrationsreferent Reiner Erben. Rund um interkulturelle Öffnung soll sich insgesamt die Integrationsarbeit der Stadt künftig verstärkt drehen. Nachdem das EU-Projekt „Willkommens- und Anerkennungskultur in Augsburg” (Waka) im Mai ausgelaufen ist, habe sich die Kommission nun von dem Nachfolgeprojekt Zusa überzeugen lassen. Herzstück des Maßnahmenpakets, das im Zuge des Projekts auf den Weg gebracht werden soll, seien Fortbildungen und Seminare, erklärt Margret Spohn, die das Büro für Migration, Interkultur und Vielfalt der Stadt leitet. „Die Veranstaltungen stehen städtischen Mitarbeitern ebenso offen wie Ehrenamtlichen. Wir haben schon mit Waka die Erfahrung gemacht, dass die intensive Zusammenarbeit viel bewirkt.”

Neben der interkulturellen Öffnung der Verwaltung und Informationsveranstaltungen für Medienvertreter zum Umgang mit einer ausgewogenen Berichterstattung, soll auch die Stadtgesellschaft miteinbezogen werden. „Die Stadt hat bislang kein Integrationskonzept”, berichtet Erben. Der Stadtrat habe das Konzept bereits beschlossen, das Migrationsbüro habe die Grundlagen erarbeitet, nun wolle man das Konzept gemeinsam mit den Bürgern entwickeln. „Wir werden in die Stadtteile gehen”, kündigt Erben an. „Auch in die, in denen es nicht leicht wird, wie etwa das Univiertel, in dem mehr als 20 Prozent die AfD gewählt haben.”

Darüber hinaus wolle man die Zusammenarbeit mit Unternehmen noch verbessern. „Der Fachkräftemangel war auch innerhalb des Vorgängerprojektes schon ein wichtiges Thema”, sagt Erben. Es sei entscheidend für Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, dass ihre Abschlüsse anerkannt werden. „Es kann nicht sein, dass diese Menschen mit ihrer bisherigen Berufslaufbahn hier nichts anfangen können.” Zentrale Anerkennungsstellen gebe es etwa in der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer. Die Stadt selbst wolle als Vermittlerin fungieren.

Das Projekt Zusa läuft bis 2020. Dass es mit rund einer Million Euro zusätzlich gefördert wird, liegt Erben und Spohn zufolge neben der interkulturellen Öffnung, die bereits im Vorgängerprojekt überzeugt habe, auch an dem Verbund, der durch das Vorgängerprojekt entstanden sei. Zu den Partnern gehören etwa das Diakonische Werk, das Grandhotel, das Rote Kreuz, die Volkshochschule und das Café Tür an Tür.

Insgesamt habe die Stadt in den vergangenen Jahren rund 3,9 Millionen Euro Drittmittel eingeworben. 900 000 Euro bekam beispielsweise Waka, 460 000 Euro das Bundesprogramm „Demokratie leben!”, mit dem mehr als 100 Projekte gefördert werden. Eine weitere Million Euro fließt in den Umbau der Kresslesmühle zu einem Bildungs-, Beratungs- und Begegnungshaus. Das Haus soll brandschutzsaniert und durch den Einbau eines Aufzugs barrierefrei gemacht werden. Künftig sollen dort nicht nur Geflüchtete, sondern alle Menschen, die aus dem Ausland nach Augsburg kommen, Bildungsberatung und Informationen zum Berufseinstieg bekommen. Startschuss für den Umbau ist am kommenden Montag.
 


Von Kristin Deibl
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