Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 27.06.2022 16:30

Auf den letzten Paddelschlag

Die WM fest im Blick:   Vinzenz Hartl hat sich beim Weltcup in Ljubljana für die Rennen Ende Juli auf dem Augsburger Eiskanal qualifiziert. 	Fotos: Thomas Lohnes (Fotos: Thomas Lohnes)
Die WM fest im Blick: Vinzenz Hartl hat sich beim Weltcup in Ljubljana für die Rennen Ende Juli auf dem Augsburger Eiskanal qualifiziert. Fotos: Thomas Lohnes (Fotos: Thomas Lohnes)
Die WM fest im Blick: Vinzenz Hartl hat sich beim Weltcup in Ljubljana für die Rennen Ende Juli auf dem Augsburger Eiskanal qualifiziert. Fotos: Thomas Lohnes (Fotos: Thomas Lohnes)
Die WM fest im Blick: Vinzenz Hartl hat sich beim Weltcup in Ljubljana für die Rennen Ende Juli auf dem Augsburger Eiskanal qualifiziert. Fotos: Thomas Lohnes (Fotos: Thomas Lohnes)
Die WM fest im Blick: Vinzenz Hartl hat sich beim Weltcup in Ljubljana für die Rennen Ende Juli auf dem Augsburger Eiskanal qualifiziert. Fotos: Thomas Lohnes (Fotos: Thomas Lohnes)

Der Student, der für den TSV Aichach BOL-Handball spielt, schaffte es beim Weltcup in Ljubljana in der Disziplin Kanuslalom Extreme unter die besten 16 - und erfüllte somit den vom deutschen Kanuverband geforderten Leistungsnachweis für einen Startplatz in Augsburg. „Das kam wirklich unerwartet”, sagt Hartl.

Zumal er sich auf den letzten Drücker ins deutsche Aufgebot paddelte. Die Wettkämpfe in der slowenischen Hauptstadt waren gleichzeitig die finale Chance, seine WM-Tauglichkeit auf internationaler Ebene nachzuweisen. Und der Kanute des AKV Augsburg wäre beinahe gar nicht angetreten. Hartl ist gleichzeitig Stützpunkttrainer in der Fuggerstadt, die von ihm betreuten Nachwuchsathleten bestritten am Wochenende einen bedeutenden Wettbewerb. „Wäre es nicht um die Heim-WM gegangen, hätte ich möglicherweise auf Ljubljana verzichtet und hätte meine Schützlinge begleitet”, sagt er.

Ursprünglich hatte der 21-Jährige vorgehabt, die Norm bereits eine Woche zuvor zu erfüllen. Doch die deutsche Mannschaft musste vorzeitig vom Weltcup in Krakau abreisen - zwei Teammitglieder, darunter Olympiasiegerin Ricarda Funk, waren positiv auf Corona getestet worden. So blieb Hartl nichts anderes übrig, als den Umweg über die Karawanken in Kauf zu nehmen.

Gut, dass der Friedberger auf seiner Route zur WM sowieso nicht strikt dem Navi folgte. Das sportliche Multitalent war bereits im Mai scharf abgebogen und wechselte kurzerhand die Disziplin. Denn dass es in seiner eigentlichen Kategorie, dem gewöhnlichen Kanuslalom, angesichts starker Konkurrenz nicht für Augsburg '22 reichen würde, war Hartl längst bewusst. Also probierte er es im Extremslalom, der 2024 olympisch sein wird.

In der noch jungen Sportart starten vier Kajak-Fahrer gleichzeitig ins Wildwasser - und zwar per Sprung von einer Rampe. Wer als Erster unten ankommt, gewinnt. „Man kommt sich an den Toren in die Quere, versucht, den anderen abzudrängen oder zu blockieren”, beschreibt Hartl die Intensität der direkten Duelle auf der Strecke: „Für die Zuschauer ist das ein sehr attraktiver Wettkampf. Es gibt mehr Action als im bloßen Kampf gegen die Uhr.”

Wobei er sich in Ljubljana im Zeitfahren für den Eiskanal qualifizierte. Bis klar war, dass er es unter die besten 16 schaffen würde, musste Hartl allerdings quälend lange warten. Nach ihm kamen noch mehr als 30 weitere Starter den Kanal im Stadtteil Tacen runter - die bestgewerteten Fahrer zum Schluss. „Als ich ins Ziel kam, war es wahnsinnig schwer einzuschätzen, ob meine Zeit reicht”, schildert der Friedberger. Umso größer war die Erleichterung, als klar war, dass ihm die geforderte Platzierung nicht mehr zu nehmen ist; letztlich wurde er sogar Zehnter. „Es ist toll, bei so einem coolen Event starten zu dürfen. Sicher werden Familie und Freunde da sein, vermutlich auch ein paar Handball-Kollegen”, blickt er voraus.

Viel Zeit zur Freude darüber habe er in Slowenien aber nicht gehabt, sagt der 21-Jährige. Schließlich standen am Sonntag die Achtelfinals an. Dieses Mal im direkten Wettkampf auf dem Wasser. Und da zeigte sich, wie eng es in der Sportart hergeht: „Ich habe gleich zu Beginn einen taktischen Fehler gemacht und das Verhalten eines Konkurrenten falsch eingeschätzt”, beschreibt Hartl, der als Dritter die nächste Runde verpasste.

Dass derlei Kleinigkeiten Rennen entscheiden, ist Fluch und Segen zugleich. Hartl begreift diese Unberechenbarkeit im Hinblick auf die WM eher als Chance. „In diesem Format ist keiner unschlagbar. Man kann nicht wie im Kanuslalom einem geradlinigen Plan folgen.” Kurzum: „Alles ist möglich.” Sein Ziel ist daher: in die Viererwettkämpfe kommen. Und da sieht er einen kleinen Vorteil in seinem Boot: „Ich kenne auf dem Eiskanal alles ein bisschen besser als die anderen”, sagt Hartl selbstbewusst. Er hat sich vorgenommen, in den Rennen keinesfalls nur eine Statistenrolle einzunehmen. „Bei der WM ist alles möglich”


Von David Libossek
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