Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 24.05.2023 18:42

Hoffen auf den Investitionsschub

Symbolbild (Foto: Pixabay)
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„Raus aus dem Dauerkrisenmodus”, forderte am Dienstagvormittag bei einem Pressegespräch bei Mayer und Söhne in Aichach Thomas Schörg, Pressesprecher der IHK Schwaben. Wenn sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen nicht in absehbarer Zeit änderten, dann müsse man damit rechnen, dass Unternehmer immer öfter im Ausland investieren, der Produktionsstandort „schleichend, aber doch beständig an Substanz verliert”, pflichtete ihm Thomas Sixta bei, der IHK-Regionalvorsitzender Aichach-Friedberg ist. Er ging auf die Herausforderungen ein, mit denen sich Unternehmer konfrontiert sehen.

IHK-Vizepräsident Dieter Weidner warf einen Blick auf die Investitionsvorhaben der im Rahmen der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage befragten Unternehmen. Investieren möchte laut der Erhebung, die von 17. bis 27. April lief, nur ein geringer Teil. Nicht nur dieser Fakt, auch die Art der Investitionen müssten als Alarmzeichen gedeutet werden.

Forderung: Raus aus dem Krisenmodus, weg mit der Bürokratie

Die IHK-Vertreter zeigten ein Balkendiagramm, aus dem hervorgeht, dass die bayerisch-schwäbischen Unternehmen im Inland als Hauptmotiv für Investitionen Ersatzbeschaffungen angeben (62 Prozent). Es folgten Umweltschutz (38 Prozent), Rationalisierung (35 Prozent), Kapazitätserweiterung (27) und Produktinnovation (26). Schörg kommentierte, so sehe das „Gegenteil einer wachsenden Wirtschaft” aus. Befragt wurden im genannten Zeitraum etwa 800 Unternehmen in Bayerisch-Schwaben aus Industrie, Dienstleistung, Einzelhandel sowie Reise- und Gastgewerbe; aus dem Landkreis Aichach-Friedberg haben sich über 40 Firmen beteiligt.

Das Ergebnis: Die Stimmung im Wittelsbacher Land ist schlechter als im Rest des IHK-Gebiets. Das liege daran, dass der Landkreis stark von der Industrie geprägt sei, erklärte Niklas Gouverneur von der IHK Schwaben. Motor für die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben seien die Dienstleister, positiv gab sich auch der Einzelhandel, Industrie und Baugewerbe hingegen klagten über Schwierigkeiten. Stichworte: Inflation, hohe Energiepreise und Zinssteigerungen.

Gründe für die negative Lagebeurteilung der Unternehmen im Wittelsbacher Land sind laut Thomas Sixta ein stark rückläufiges Auftragsvolumen, Arbeits- und Fachkräftemangel sowie Energie- und Rohstoffkosten, „die international nicht wettbewerbsfähig” sind. So stellten die IHK-Vertreter deutliche Forderungen: „Die Politik muss jetzt endlich unsere Infrastruktur modernisieren, den Bürokratieabbau nicht nur ankündigen, sondern auch anpacken, die Steuerlast auf ein international vergleichbares Niveau bringen, verlässliche Regeln für die digitale und energetische Transformation aufstellen und alle in- wie ausländischen Potentiale für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt heben.”

„Tolle Arbeitgeber” vor der Haustür

Das sind große Aufgaben, die regional nur bedingt umzusetzen sind. Was aber ein jeder Unternehmer machen könne, so Schörg, sei, „an der eigenen Arbeitgebermarke arbeiten, in Bildung investieren, das Potential auch im eigenen Betrieb heben”. Ein „Erfolgsmodell” seien Schulpartnerschaften. Wenn man jungen Leuten vermitteln könne, dass es vor ihrer Haustür „tolle Arbeitgeber” gibt, dann könne man langfristig auch „Pendlerei verhindern”, führte er aus.

Aus dem Landkreis Aichach-Friedberg pendeln viele aus, um ihre Arbeitsstätte zu erreichen. Das Wittelsbacher Land sei durchaus attraktiv, so Schörg. Eine ausgebaute B 300, eine Autobahn, ein Schienennetz und familiengeführte Unternehmen, die weltweit agieren, zählte er auf.

Dementsprechend gut ist die Arbeitslosenquote, die sich lange schon im Bereich der Vollbeschäftigung bewegt. Zuletzt lag die Arbeitslosenquote bei 2,5 Prozent. „Aus Sicht der Menschen ist es positiv, dass es viele freie Arbeitsstellen gibt. Für die Unternehmen bedeutet das aber, dass das Arbeitskräftereservoir nahezu aufgebraucht ist”, so Weidner. „Gut” liegt also ganz im Auge des Betrachters.

Einen Lichtblick allerdings ließen die Umfrageergebnisse doch noch erkennen: 24 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation, zu Jahresbeginn waren dies nur 16 Prozent. Der Anteil derer, die pessimistisch in die Zukunft blicken, sank in der jüngsten Umfrage von 31 Prozent auf 25. Zudem sei die Delle der geburtenschwachen Jahrgänge bald überwunden und die „Corona-Delle” müsse man jetzt aufholen, so Schörg. Raus aus dem Krisenmodus eben.


Ines Speck
Ines Speck

Redakteurin

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