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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Ärger um Informationspolitik der Stadt: Giftmüll-Zwischenlager an der Augsburger Schönbachstraße später geschlossen als geplant

Wien, Budapest, Bukarest, St. Petersburg, Kuba - Augsburg-Oberhausen. Nein, der nächste Bond spielt neben all diesen illustren Schauplätzen nicht im Norden der Fuggerstadt. Auch wenn Kommerzienrat Ludwig August Riedinger ein feiner Name für einen von Christoph Waltz verkörperten Schurken wäre. Jener Riedinger betrieb gemeinsam mit Hermann Blau an der Alten Austraße in Oberhausen eine Fabrik. Die wurde 1933 stillgelegt.
Heute, mehr als 80 Jahre später, gibt es Ärger um das, was von ihr übrig ist. Denn Blau war ein Chemiker und entwickelte 1904 in Augsburg Blaugas. Das erste Flüssiggas. Das stieg schnell zum Kassenschlager auf; daher die Dependancen rund um den Globus - und eben in Oberhausen. Die Fabrik hinterließ jedoch Spuren. Kontaminierte Spuren. Das brachliegende Gelände gehört dem Freistaat Bayern, der es gerne nutzen möchte.
Deshalb begann er damit, das kontaminierte Material abzutragen. Das Problem: Das Areal bot nicht ausreichend Platz, um die ausgehobenen Altlasten darauf zu testen, wie stark und mit welche Schadstoffen sie belastet sind. Davon hängt ab, wo sie später entsorgt werden.
Also kommt ein anderes Grundstück als Zwischenlager ins Spiel - eines an der Schönbachstraße. Es sollte ursprünglich bis Ende Mai diesen Jahres genutzt werden. So zumindest wird es im Juli 2015 im Umweltausschuss vorgestellt, schließlich von den Behörden genehmigt und im September im Amtsblatt und im einem Rundschreiben an die Anwohner publik gemacht.
Die Kurzzeit-Deponie-Nachbarn blickten freilich genau auf den Kalender; und merkten alsbald, dass das Zwischenlager auch im Oktober, fünf Monate nach Ablauf der Genehmigung, noch rege genutzt wird. Darüber informiert worden seien sie jedoch nicht. Sie wenden sich schließlich an WSA-Stadtrat Peter Grab, der einen Antrag an OB Kurt Gribl schickt. „Die besorgten Anwohner wundern sich über eine erneut mangelnde Informationspolitik der Stadt Augsburg”, schreibt Grab.
Unserer Zeitung gegenüber bestätigt das Umweltamt, dass die Genehmigung bis 31. Oktober verlängert wurde, nachdem „sich frühzeitig herausstellte, dass der ursprüngliche Zeitplan nicht einzuhalten ist”. Weil der Freistaat nicht sicher war, auch diesen Termin einzuhalten, sei „vorsorglich eine Genehmigung für weitere zwei Wochen beantragt und genehmigt worden”, schreibt die Behörde. Davon sei „jedoch kein Gebrauch gemacht worden”.
Verantwortlich für die Verzögerung sei einerseits die Altlastensanierung an der Zwischenlagerfläche selbst, die umfangreicher ausfiel als angenommen. Deshalb konnten auf dem ehemaligen Schrottplatz erst im Januar, statt wie geplant im November 2015, die ersten Chargen der ehemaligen Blaugasfabrik angeliefert werden. Andererseits hätten auch die Arbeiten an der Auerstraße mehr Zeit als zunächst anberaumt in Anspruch genommen. Auch ein technischer Defekt habe die Arbeiten verzögert, die Baustelle mehrere Tage lahmgelegt.
Worauf das Umweltamt aber in seinen eineinhalb Seiten langen Erläuterung nicht eingeht, ist die Frage, ob denn die Anwohner über die mindestens fünf Monate längere Zwischenlagernutzung informiert worden seien. Auch im Internet ist darüber nichts zu finden.

Das Genehmigungsverfahren erfolge „normalerweise ohne eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung”, heißt es in der Stellungnahme des Umweltamts, das sich damit darauf bezieht, dass die Maßnahme an sich ohnehin schon nicht hätte publik gemacht werden müssen. Auch hätten lediglich zwei Beschwerden das Amt erreicht: Über das laute Piepsen der Lastwagen im Rückwärtsgang.
Zuletzt seien nur mehr Arbeiter mit Abbauen und Reinigen beschäftigt gewesen. Der Asphalt soll erhalten bleiben für - wie das Amt etwas sperrig formuliert - „andersgeartete Folgenutzungen”. Dass dort doch noch ein Bond gedreht wird, bleibt dennoch äußerst unwahrscheinlich.


David Libossek
David Libossek

Sportredakteur

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