Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 07.09.2023 23:00

Wenn jemand keine Reise tut ...

Es ist wieder so weit! Alle Jahre wieder kommt – nicht das Christuskind, das kommt ein Quartal später – nein, es kommt die Urlaubszeit. Die Kollegen in der Augsburg-Redaktion schwärmen schon Monate im Voraus, so wie die hibbeligen Schulkinder, die von den Ferien träumen. Frei nach dem Motto: „Einigkeit und Recht auf Freizeit!” Da wird emsig geplant, gebucht und auch mal verschoben, nur damit man für ein paar wenige Tage wirklich leben kann. Und haben die Kollegen alles für ihre Abwesenheit organisiert, alles gepackt, mitgenommen, mit ihren Familien den Touristenbomber gestürmt und schlussendlich ihre Feriendestination erreicht, werden die umso härter arbeitenden Kollegen mit sonnigen Bildgrüßen vom Sandstrand bedacht.

Den Kollegen T. lässt das jedoch immer kalt. Der muss jetzt auch seinen „verdienten” Urlaub antreten und sich zwangsweise zwei Wochen von der Arbeit trennen. Und wenn gerade alle vom Urlaub schwärmen, schweift der fragende Blick auch mal zu ihm und dann weiß er nie, wie er es erklären soll: „Er mag halt lieber daheim bleiben!” Allein bei dem Gedanken an die ganzen Vorbereitungen, die generalstabsmäßigen Planungen, das Gepacke und die Strapazen bei An- und Abreise kriegt der Kollege wahl- und wechselweise „die Motten”, „das Laufen” oder „das kalte Grausen”. Und wenn er wie aus Trotz antwortet, dass er mit fast 40 Jahren noch nie geflogen ist, schauen ihn alle an, als würde er Kinder essen. Manchmal macht er sich einen Spaß und legt noch einen drauf. Dann erklärt er, dass er es in den vergangenen zehn Jahren nicht ein einziges Mal geschafft hat, sich über die Landkreisgrenzen zu bewegen. Spätestens an diesem Punkt fallen alle kollektiv vom Glauben ab. Also fast alle, einige wenige versuchen es noch einmal im Guten mit ihm. Die erklären ihm darauf noch einmal im Detail sachlich und fachlich, wie richtig und wichtig so ein Urlaub doch ist und wie er doch noch die Kurve kriegen könnte, um ins richtige Lager zu wechseln.

Vergebene Liebesmüh'! Der Kollege ist einfach zu faul und er genießt es daheim viel zu sehr. Diese Einstellung hat er übrigens auch nicht gestohlen, die hat er von der Mama. Die war in die Arbeit auch so vernarrt und konnte dem Urlaub nur wenig abgewinnen. Ironischerweise arbeitete die im Reisebüro und wehrte sich mit Hand und Fuß auch gegen bezahlte Reisen, weshalb ihr Chef sie mal mit einem veganen Metzger verglichen hat.

Und überhaupt – wer soll denn meine Blumen gießen?

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