Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.09.2022 16:53

IHK fürchtet Deindustrialisierung

Die IHK Schwaben   sieht in der aktuellen Energiekrise ein großes Problem für die regionale Wirtschaft.	Foto: mjt (Foto: mjt)
Die IHK Schwaben sieht in der aktuellen Energiekrise ein großes Problem für die regionale Wirtschaft. Foto: mjt (Foto: mjt)
Die IHK Schwaben sieht in der aktuellen Energiekrise ein großes Problem für die regionale Wirtschaft. Foto: mjt (Foto: mjt)
Die IHK Schwaben sieht in der aktuellen Energiekrise ein großes Problem für die regionale Wirtschaft. Foto: mjt (Foto: mjt)
Die IHK Schwaben sieht in der aktuellen Energiekrise ein großes Problem für die regionale Wirtschaft. Foto: mjt (Foto: mjt)

An der Umfrage der IHK beteiligten sich Anfang September 131 regionale Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen. Von höheren Energiekosten berichteten dabei 98 Prozent der befragten Unternehmen. Über ein Drittel oder 37 Prozent der Unternehmen fühlen sich von Kostensteigerungen beim Strom „stark oder sehr stark betroffen”, beim Gas sind es vergleichbare 35 Prozent. 44 Prozent der Befragten haben außerdem mit Ausfällen in der Lieferkette zu kämpfen. „Wenn wir diese Krise nicht in den Griff bekommen, werden immer mehr Unternehmen in Schieflage geraten”, warnt Lucassen.

Der Hauptgeschäftsführer sieht in den aktuellen Entwicklungen gar „klare Vorboten einer Deindustrialisierung unserer Region”. Die schwäbische Wirtschaft reagiere mit mehreren Maßnahmen auf die Krise - doch gefährde mit diesen gleichzeitig die „wirtschaftliche Führungsposition” des industriell geprägten süddeutschen Raums. Ein Großteil der Unternehmen gab an, aktuell Energie zu sparen (84 Prozent). 74 Prozent der Unternehmen geben die Kostensteigerungen über höhere Verkaufspreise an die Kunden weiter. Fast die Hälfte der Unternehmen hat zudem vor, eigentlich geplante Investitionen erstmal aufzuschieben. Das bedrohe der IHK zufolge besonders die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts. Knapp jedes zehnte Unternehmen hat der Umfrage zufolge bereits Produktionskapazitäten in andere Regionen verlagert oder plant dies.

All diese Erkenntnisse sind für den IHK-Hauptgeschäftsführer ernste Warnzeichen einer Deindustrialisierung. „In einigen Firmenzentralen fallen bereits Entscheidungen gegen den hiesigen Wirtschaftsstandort”, so Lucassen. „Eine Abwanderungsbewegung ist damit in Gang gesetzt.”

Die Wirtschaftsvertreter sehen die Politik in der Pflicht. „Die politisch Handelnden müssen ihre parteitaktischen Überlegungen nun hinten anstellen und sich einzig und allein auf die Lösung dieser Jahrhundertkrise konzentrieren”, fordert Lucassen. Einige Überzeugungen müssen dem Geschäftsführer zufolge in der aktuellen Lage hinten angestellt werden, um das Strom- und Gasangebot zu „maximieren”. Man brauche einen „großen Wurf, der auch vor manchen Tabus nicht Halt macht”. So appelliert Lucassen dafür, „dass alle verfügbaren Kapazitäten zur Stromproduktion auch tatsächlich genutzt werden und die Hemmnisse des Ausbaus weiterer Kapazitäten endlich fallen”, und spricht sich damit wohl auch für eine Verlängerung der Atomkraft aus. Kosten wie die CO2-Abgabe oder die Stromsteuer sind der Wirtschaft bereits seit Längerem ein Dorn im Auge. Diese müssten „umgehend auf das europäische Minimum gesenkt werden”, fordert Lucassen nun auch im Hinblick auf die Energiekrise.

Handlungsbedarf sieht die IHK Schwaben außerdem beim Entlastungspaket der Bundesregierung. Vor allem fehle es in diesem an gezielten Unterstützungsmaßnahmen für den Mittelstand - obwohl dieser das Rückgrat der deutschen Wirtschaft darstelle. Es müsse deshalb möglichst schnell zu weiteren Entlastungen kommen. lat Unternehmen geben steigende Kosten weiter


Von Laura Türk
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