Leichtbauroboter können durch ihre integrierte Sensortechnik als sogenannte „Cobots” ohne einen Schutzzaun mit den Beschäftigten zusammenarbeiten, sind vergleichsweise klein und können aufgrund ihres geringen Gewichts leicht zu verschiedenen Arbeitsstationen bewegt werden. Auch die Programmierung ist bei weitem nicht mehr so komplex wie noch vor einigen Jahren. Damit auch kleine und mittlere Unternehmen diese Potenziale im Betrieb nutzen können, brauchen sie dennoch oft Unterstützung: Schließlich haben sie im Vergleich zu größeren Unternehmen oft weniger spezifische Kompetenzen im Haus. Insbesondere die Anwendung von Normen und damit zusammenhängend die Druck- und Kraftmessung und die Risikobeurteilung stellen eine große Herausforderung dar. Bisweilen wird empfohlen, einen Systemintegrator zu nutzen. Wie ein flexibler Einsatz von Leichtbaurobotern effizient implementierbar und mit bestehenden Normen vereinbar ist, dazu gibt es kaum brauchbare Handlungsrichtlinien. Julia Berg, eine der Initiatorinnen des Expertennetzwerks, hat daher besonders die Anwenderunternehmen im Blick: „In den letzten Jahren ist wenig passiert, damit Leichtbauroboter flexibel eingesetzt werden können - was sie technologisch aber schon könnten. Deshalb wollen wir in dem Expertennetzwerk vor allem eine mögliche Ausgestaltung der Risikobeurteilung und die Klassifizierung von Werkzeugen und Werkstücken vorantreiben, um einen unkomplizierteren Einsatz gerade für mittelständische Unternehmen zu ermöglichen.” Im Expertennetzwerk „Schutzzaunlose Leichtbaurobotik” widmet sich nun die erste Arbeitsgruppe der Risikobeurteilung von Roboterapplikationen bei deren ortsveränderlichem Einsatz. Hier spielen Fragen wie die Vereinfachung der Vorgehen zur Risikobeurteilung und die Definition, ab wann eine Änderung der Anlage tatsächlich als Änderung gilt, die Hauptrolle. Auch Qualifikationsprofile für die verschiedenen Rollen und Aufgaben und beispielsweise eine Checkliste für den Ortswechsel von Robotern sollen erarbeitet werden. Die zweite Gruppe zur Zertifizierung und Klassifizierung von Komponenten erarbeitet ein Vorgehen, wie der Risikobeurteilungsprozess durch zertifizierte Komponenten und klassifizierte Bauteile gestrafft werden kann. Wann können Komponenten als „sicher” bezeichnet werden? Welche Komponenten auf dem aktuellen Markt bieten sich dafür an? Können Werkstücke klassifiziert werden? In Abstimmung mit den geltenden Normen sollen hierauf Antworten erarbeitet werden. Nach einer ersten Arbeitsphase bis Juli 2021 sollen Handlungsempfehlungen entstehen, wie die Normen- und Rechtslage für Leichtbauroboter praxistauglicher werden kann, wie Anwenderbetriebe den Einsatz der Cobots sinnvoll angehen können, ohne über dem Zertifizierungsdickicht den Mut zu verlieren, und wie sich Hersteller auf den Implementierungsprozess einstellen können. Daneben soll auch ein Demonstrator aufgebaut werden, der die behandelten Themen darstellt. In den Arbeitsgruppen arbeiten Hersteller, Forschungsinstitute und Anwenderbetriebe verschiedener Branchen und Größen gemeinsam, um die Erfahrungen der anderen zu nutzen und Lücken gemeinsam zu bearbeiten. Unternehmen aus dem Mittelstand können noch einsteigen und sich per E-Mail an laura.hillgartner@vdma.org melden. Das erste Arbeitstreffen findet am Dienstag, 15. September, statt, ab dann steht das Expertennetzwerk dauerhaft fest. Unternehmen können sich noch beteiligen