Laut Finanzreferent Roland Barth sicherte der Freistaat Bayern auch für die teurere Sanierung seine Unterstützung zu. 75 Prozent der förderfähigen Kosten würden somit übernommen, was etwa 50 bis 55 Prozent der Nettosumme entsprechen würde. Nach derzeitigem Planungsstand seien laut Barth die Kosten relativ verlässlich, so dass man seitens Stadtverwaltung mit jährlichen Belastungen in Höhe von 6,5 Millionen Euro rechne, wenn von Gesamtkosten in Höhe von 300 Millionen Euro ausgegangen werde. Zu Beginn der etwa vierstündigen Debatte im Stadtrat sprach Staatsintendant André Bücker in einer emotionalen Rede von einem „Zukunftsprojekt für die nächsten 100 Jahre, dem man sich nun stellen muss.” Zudem müsse sich ein Theater im Herzen der Stadt befinden. Kritik durfte Bücker sich von Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) anhören. Nach Ansicht von Marcon präsentiere der Intendant ein Theaterkonzept des 19. Jahrhunderts. Statt eines zentralen Ortes bräuchte es viele dezentrale Standorte, wie beispielsweise die Stadthalle. Bücker verwies Marcon auf die neu gegründete Digitalsparte und die Möglichkeit, Theater mittels VR-Brille von Zuhause aus sehen zu können. „Wenn das nicht Theater des 21. Jahrhunderts ist, weiß ich auch nicht”, so Bücker. Wie ein Großteil der Opposition sprach sich auch die SPD für ein Moratorium aus. „Was uns fehlt, ist eine belastbare Alternative”, sagte Dirk Wurm. Es sei nie ernsthaft in Betracht gezogen worden, ob das Theater nicht mit einer zweiten Spielstätte am Gaswerk bleiben könne. Dadurch könnten Kosten am Standort in der Innenstadt gespart werden. Aus Sicht von Baureferent Gerd Merkle würde ein Moratorium im Hinblick auf die steigenden Baupreise zwischen sieben und 14 Millionen Euro kosten. Außerdem komme eine dauerhafte Spielstätte am Gaswerk nicht in Frage, denn die Miete würde in einigen Jahren die Baukosten übersteigen. Verena von Mutius-Bartholy (Grünen-Fraktionsvorsitzende) sagte, dass es populistisch sei, wenn man sich als Opposition nun von den gestiegenen Baukosten überrascht zeigt. Denn es sei laut Mutius-Bartholy immer klar gewesen, dass es teurer werde. Regina Stuber-Schneider (Freie Wähler) erinnerte daran, dass ihr ehemaliger Stadtratskollege Volker Schafitel, der selbst Architekt ist, bei den damaligen Planungen darauf aufmerksam gemacht habe, dass die Kosten, mit denen die Stadt rechne, unrealistisch seien. „Wir haben ein Worst-Case-Szenario gefordert und sind abgebügelt worden mit den Worten: 'Die Kosten stehen fest und wir haben einen Puffer von 20 Millionen eingeplant'”, sagte Stuber-Schneider. Klare Worte an alle, die sich für ein Moratorium aussprechen, fand Raphael Brandmiller (Generation Aux), der sich mit den Grünen in einer Fraktionsgemeinschaft befindet: „Was wollen Sie eigentlich? Sie haben keine Alternative oder kulturpolitische Vision, die Augsburg braucht. Sie wollen sich in eine Denkhöhle zurückziehen und warten, bis der Geistesblitz auf Sie herabkommt.” Er habe den Anschein, dass die Diskussion über das Staatstheater vor allem von „alten weißen Männern” geführt werde, die „mal wichtiger waren, als sie es heute sind” und ein letztes Gefecht auf Kosten der kulturpolitischen Vision austragen würden. „Das finde ich falsch und schäbig”, sagte Brandmiller. Eine erneute Berechnung der Sanierungskosten mit einer anderen Methode, die eine genauere Kostenprognose bringe, forderte Lars Vollmar (FDP) und gab zu bedenken: „Wir haben hier heute die Entscheidung, ob das Augsburger Theater in einem Atemzug mit dem Berliner Flughafen oder der Hamburger Elbphilharmonie genannt wird.” Die derzeitige Prognose würde die Honorare für Architekten, die sich laut Vollmar noch um 30 bis 40 Prozent erhöhen könnten, nicht mit einbeziehen. Zuvor hatte ein externes Unternehmen die Ergebnisse ihrer Überprüfung der städtischen Kosten- und Terminplanung vorgestellt. Demnach seien die Zahlen der Stadt für eine Abstimmung geeignet. Leo Dietz , Fraktionsvorsitzender der CSU, könne nur den Kopf schütteln, „wenn hier ehrenamtliche Stadträte Fachleute fordern, die die Kosten kontrollieren und nun wieder Fachleute fordern, die die Fachleute kontrollieren.” Seiner Meinung nach werde das immer so weiter gehen, denn irgendwer sei immer unzufrieden. „Wir finden die Kostensteigerung nicht schön, aber man muss den Menschen im Staatstheater eine ordentliche Wirkungsstätte bieten”, erklärte Dietz. Im Sommer 2026 sollen die Maßnahmen am Großen Haus sowie der Neubau fertiggestellt sein, der Spielbetrieb soll im Herbst 2027 aufgenommen werden. „Zukunftsprojekt für die nächsten 100 Jahre”