Die Corona-Krise hat eine „zehnjährige Boom-Phase”, so Lucassen, der Schwäbischen Wirtschaft unterbrochen. Allerdings hatte sich die Kurve bereits im Herbst 2019 wieder unter den Zehnjahresdurchschnitt bewegt. Damals handelte es sich vor allem um Verluste in der Industrie. Diese gehört nun wiederum nicht zu den stärksten Verlierern der Corona-Krise. Stattdessen bewerten vor allem Tourismus und Gastronomie die aktuelle Lage fast übereinstimmend als negativ. Mit durchschnittlich 93 von 100 befragten Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage negativ einschätzen, liege man laut Lucassen in dieser Branche „im absoluten Keller”. Im Vergleich zeigt sich dennoch eine recht homogene Entwicklung, alle Branchen sind von der negativen Konjunkturentwicklung betroffen. Die einzige Ausnahme bildet aktuell noch die Bauwirtschaft. Hier sehen weiterhin 67 von 100 befragten Unternehmen ihre Geschäftslage positiv. Allerdings bedeutet auch dies bereits einen Abfall von 14 Punkten. Die IHK rechnet damit, dass auch die Bauwirtschaft die Auswirkungen verzögert zu spüren bekommen wird, wenn die bereits im Vorfeld an die Krise beauftragten Bauprojekte abgearbeitet sind. In anderen Branchen sind die Auswirkungen bereits angekommen. Laut Konjunkturumfrage, für die von Anfang bis Mitte Mai eine Stichprobe von 1000 IHK-Mitgliedsunternehmen befragt wurde, haben 49 Prozent der Unternehmen bereits jetzt mit wegbrechenden Neuaufträgen zu kämpfen. 44 Prozent berichten davon, dass bereits vergebene Aufträge storniert wurden. Vor der Corona-Krise waren es vor allem unterbrochene Lieferketten in der exportorientierten Industrie, die die schwäbische Wirtschaft schwächten. Nun gebe es schlichtweg ein Nachfrageproblem in allen Branchen, erklärte Lucassen. Dies spiegelt sich auch in den Umsatzerwartungen der Unternehmen wider. 16 Prozent der Unternehmen befürchten, dass ihre Umsätze 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 25 bis 50 Prozent sinken werden. Sieben Prozent der Unternehmen rechnen sogar mit einem Umsatzverlust von über 50 Prozent. „Das sind dramatische Zahlen”, sagte Lucassen. Denn Einbrüche in dieser Größenordnung seien im nächsten Geschäftsjahr nicht mehr einzuholen. Besonders in der Gastronomie und im Tourismus könnte die Krise für zahlreiche Unternehmen sogar das Aus bedeuten. 36 Prozent der Unternehmen gaben in dieser Branche an, dass ihr aktueller Liquiditätsstatus existenzbedrohend sei. Weitere 39 Prozent bewerten ihre finanzielle Lage als schlecht. „Das ist eine sehr ernste Situation für die bayerische und schwäbische Wirtschaft”, fasste Lucassen die Entwicklungen zusammen. Allerdings wolle man bei der IHK mit Optimismus in die Zukunft blicken. „Es wird eine Welt nach Corona geben”, betonte Lucassen. „Wir werden diese Krise meistern.” IHK-Präsident Andreas Kopton zeigte sich vorerst weniger optimistisch. Zwar könne er die Entscheidungen der Politiker nachvollziehen, doch der Lockdown sei „aus unternehmerischer Sicht eine Katastrophe” gewesen. Daraus müsse man nun die richtigen Lehren ziehen. Von der Politik forderte Kopton, einen erneuten Lockdown, auch bei einer möglichen zweiten Welle, bereits jetzt auszuschließen. Um wieder auf die Beine zu kommen, brauche die Wirtschaft nun die Sicherheit, dass sich diese Ausnahmesituation nicht wiederholen werde. Außerdem forderte Kopton, Verbote durch Gebote zu ersetzen. „Was brauchen wir jeden Tag neue Spielregeln, die sich niemand mehr merken kann?”, fragte er. „Wir können mit der Pandemie sehr wohl umgehen. Lassen Sie uns endlich wieder in Ruhe wirtschaften - Wir werden aufpassen.” Coronavirus sorgt für Absturz der Konjunktur