Einer der größten Einschnitte für das Staatstheater ist die Abstandsregelung. Es werden wohl deutlich weniger Zuschauer pro Aufführung die Theater betreten dürfen und auch geplante Produktionen mit großen Ensembles, Orchestern oder vielen Mitwirkenden hinter der Bühne können wohl vorerst nicht stattfinden. Ein Programm hat das Theater nun dennoch vorgestellt. Statt fünf Produktionen pro Sparte sind in der kommenden Spielzeit nur vier Produktionen vorgesehen, laut Bücker, um auch trotz der reduzierten Zuschauerzahl allen Interessierten die Möglichkeit zu bieten, alle Produktionen zu sehen. Ab Pfingsten sollen mit Einschränkungen auch Veranstaltungen mit Publikum wieder möglich sein. Das Augsburger Theater will zum Infektionsschutz auch einige Aufführungen im Freien anbieten, sowohl auf der Freilichtbühne am Roten Tor, als auch auf einer neuen Freilichtbühne im Martini-Park. Die noch in der aktuellen Spielzeit vorgesehenen großen Musical-Produktionen, „Kiss me, Kate” und „Herz aus Gold” werde man aber „nicht machen können”, so Bücker. „Das schmerzt uns alle sehr.” Die Abstandsregelungen seien bei diesen Stücken mit über 120 Mitwirkenden hinter der Bühne allerdings schlichtweg nicht einzuhalten. Stattdessen ist eine Musical-Gala am Roten Tor geplant. Zumindest einige der Produktionen im Ballett und Musiktheater, die eigentlich noch in der aktuellen Spielzeit hätten gezeigt werden sollen, können wohl so abgeändert werden, dass sie trotz der Corona-Beschränkungen gezeigt werden können. So soll die Oper „Orfeo ed Euridice” mit ihrer Premiere am 10. Oktober die Saison des Musiktheaters eröffnen. Möglich sei das, da es sich um ein Stück handle, „wo es ja unter anderem um die Distanz geht”, da das Liebespaar lange nicht zueinander komme, erklärt Sophie Walz, Leitende Dramaturgin des Musiktheaters. Es gebe nur drei Solisten, wenige Momente, in denen der Chor eine zentrale Rolle spielt, und ein vergleichsweise kleines Orchester. Die Oper sei also „ein Stück, mit dem wir eine Chance sehen, es auch wieder in eine Live-Aufführung übersetzen zu können”. Im Allgemeinen habe man den gesamten Spielplan auf die Abstandsregeln überprüft, sagte André Bücker, auch wenn der Intendant hofft, dass sich die Situation im Laufe der Saison wieder zum Positiven entwickeln werde. Auch für den Theater-Lieferdienst mit Hilfe von 3D-Brillen, bei dem bislang drei Stücke zur Verfügung stehen, sind weitere Projekte geplant. Man habe mit dieser Technik nun so schnell auf die neue Lage reagieren können, da diese sowieso bereits seit eineinhalb Jahren in der Vorbereitung gewesen sei, erklärt Bücker. Im Schauspiel können die bereits vor der Corona-Krise geplanten Inszenierungen rund um die Themen Vereinzelung und Rückzug ins „Eigensein”, das Motto der kommenden Spielzeit, weitestgehend wie vorgesehen gespielt werden. So auch die beiden deutschsprachigen Erstaufführungen, Neil LaButes „Die Antwort auf alles” und „Wittgensteins Mätresse” nach dem Roman von David Markson. Das Familienstück ist dieses Jahr „Tintenherz” nach dem Roman von Cornelia Funke. Das Augsburger Ballett startet mit Franz Schuberts Liederzyklus „Die Winterreise” in die neue Spielzeit. Im neuen „Freiluft-Sommertheater” auf der großen Wiese im Martini-Park wird das Stück „Cyrano de Bergerac” aufgeführt. Gegen Ende der kommenden Spielzeit bringt das Staatstheater mit „Chicago” außerdem eines der begehrtesten Broadway-Musicals auf die Freilichtbühne am Roten Tor. Auch das Fugger-Musical „Herz aus Gold” soll zum 500-jährigen Jubiläum der Fuggerschen Stiftungen wiederaufgenommen werden. Große Musicals müssen vorerst ausfallen