Nach derzeitigen Planungen will die Bahn den Posttunnel mit Inbetriebnahme des neu gebauten Mitteltunnels wieder schließen. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Augsburg fordert nun erneut, dass der Posttunnel dauerhaft geöffnet bleiben soll. Bei einer Begehung des Tunnels mit Ingenieuren habe der VCD festgestellt, dass die Bausubstanz bis auf wenige undichte Fugen in der Decke, in einem guten Zustand sei. „Will man den Posttunnel erhalten, wozu wir dringend raten, müssen die hierfür notwendigen Ausbesserungsarbeiten bis 2023 fertig geplant sein, damit sie zusammen mit den ohnehin anstehenden Bahnsteigarbeiten nach Fertigstellung des Tunnels durchgeführt werden können”, sagt Christian Ohlenroth vom VCD. Der Verein hatte sich bereits in der Vergangenheit für eine langfristige Nutzung des Tunnels ausgesprochen. Nach aktuellem Stand der Dinge sprächen noch weitere Argumente für einen Erhalt. So schlägt der VCD vor, die Situation in der für Fußgänger und Radfahrer engen Pferseer Unterführung langfristig durch den Posttunnel zu entzerren, „wenn von dem Bereich zwischen den beiden Tunnelelementen der Pferseer Unterführung ein offener Zugang zum Posttunnel geschaffen wird”. Für Fahrradfahrer aus dem Westen biete der Posttunnel eine direktere Anbindung an die Gleise als die neue Westseite des Hauptbahnhofs. Im Tunnel sei zudem genügend Platz für zusätzliche Fahrradabstellplätze. Darüber hinaus ermögliche der Posttunnel einen zusätzlichen Flucht- und Rettungsweg. Der VCD betont: „Durch den Posttunnel wird ein zusätzlicher Ein- und Ausgang für alle vier Himmelsrichtungen geschaffen. Das hilft, starkes Reiseaufkommen zu entzerren und schafft kürzere Wege.” Unterstützung gibt es von Volker Ullrich (CSU). Der Augsburger Bundestagsabgeordnete will mehrere Verbesserungen am Hauptbahnhof; darunter der „Erhalt des Posttunnels als weiterer barrierefreier Zugang zu den Bahnsteigen”. Diese Änderung des Planfeststellungsverfahren lasse sich einfach erreichen, man müsse sich aber nun zeitnah darauf einigen. Zudem fordert Ullrich in einem Papier, das er Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) geschickt hat und über das er demnächst mit Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla sprechen möchte, die Prüfung einer Bahnhofshalle über den Bahnsteigen, wie es sie etwa in Erfurt gibt. Eine solche Komplett-Überdachung war im Zuge der Bahnhofsplanungen von Kritikern des Bahnhofstunnels gefordert, aber nie weiterverfolgt worden. Die Überdachung von Gleisen an Bahnhöfen ist bundesweit einheitlich geregelt und hängt davon ab, welche Wichtigkeit ein Knotenpunkt hat. Ullrich geht davon aus, dass Augsburg durch den Straßenbahntunnel, der den ÖPNV künftig direkt an den Hauptbahnhof anschließt, und aufgrund der Ausweitung des Fernverkehrs durch die Fertigstellung von Stuttgart 21 mittelfristig Fahrgastzuwächse haben werde. Dadurch könne der Bau einer Bahnhofshalle in den Bereich des Möglichen rücken. Der Idee einer Bahnhofshalle schließt sich auch der VCD an. Eine solche, sagt Ohlenroth, „würde gegenüber den bisher geplanten Bahnsteigdächern für eine wesentlich bessere Aufenthaltsqualität sorgen”. „Wesentlich bessere Aufenthaltsqualität”