„Die Öffnung des Einzelhandels bis zu einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern und die wieder anlaufenden Produktionsbänder in der Autoindustrie sind positive Signale einer neuen Normalität, die dem Gesundheitsschutz und der Wirtschaft Rechnung trägt. Nun geht es darum, den verbleibenden Unternehmen eine konkrete Perspektive zu geben, unter welchen Voraussetzungen sie wieder loslegen können”, kommentiert Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben, die aktuelle Situation. Mit der Entscheidung des bayerischen Kabinetts können die bayerischen Einzelhändler ihre Geschäfte wieder öffnen. Auch die mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern, sofern sie ihre Ladenfläche auf diese Grenze reduzieren. „Es geht um Chancengleichheit über Ländergrenzen und Unternehmensgrößen hinweg. Umso mehr freut es uns, dass die Staatsregierung mit ihrer Entscheidung nun für einen fairen Wettbewerb gesorgt hat”, so Lucassen. Ein fairer Wettbewerb setze zudem voraus, dass die sektorale und regionale Öffnung der Wirtschaft auch zeitgleich erfolge. So haben laut IHK sowohl die österreichischen als auch die baden-württembergischen Nachbarn eine schrittweise Öffnung ihrer Gastronomie und Hotellerie angekündigt. Während die Reisetätigkeit in die Alpenrepublik unverändert stark eingeschränkt sei, drohe eine weitere Kaufkraftabwanderung der rund 900 000 bayerisch-schwäbischen Haushalte mit ihren knapp 1,9 Millionen Einwohnern zum westlichen Nachbarn. So spekuliere die baden-württembergische Landespolitik über ein baldiges Ende des Shutdown. Alle staatlichen Finanzierungsinstrumente könnten nach Einschätzung der IHK der Wirtschaft kurzzeitig über die Corona-Krise hinweghelfen. Mittel- und langfristig könne ein Unternehmen allerdings nur mit eigenem Umsatz und Ertrag existieren. Gerade in einer stark vernetzten Wirtschaft sei es daher erforderlich, einen groben Fahrplan zu entwickeln, der flexibel die Unsicherheiten der Corona-Krise abbilde. Bayern hat diesen Fahrplan für den Mai angekündigt. Ebenso spricht sich die Staatsregierung für konsum- als konjunkturfördernde Maßnahmen aus. Normalerweise können die bayerischen Schwaben durchschnittlich rund 7200 Euro pro Jahr im Einzelhandel ausgeben. Geld, dass derzeit zu einem großen Teil gespart oder aufgrund der flächendeckenden Kurzarbeit erst gar nicht verdient wird. „Wirtschaft beginnt beim Kunden. Und der Kunde muss kaufen wollen. Dafür braucht er Vertrauen in die Zukunft und konkrete Kaufanreize. Beide seitens des Staates zu setzen ist daher der richtige Weg”, ist Lucassen überzeugt. In den vergangenen Wochen hätten die bayerisch-schwäbischen Unternehmen quer über alle Branchen hinweg Konzepte für die Vereinbarkeit ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten mit den Fragen des Gesundheitsschutzes entwickelt. Die Liste der Umsetzungsideen und Maßnahmen, die die IHK von ihren Mitgliedsunternehmen erhalten habe, sei lang. „Diese Kreativität der Wirtschaft bringen wir gerne konstruktiv in die weiteren Phasen der Corona-Krise ein”, so Lucassen abschließend. „Wirtschaft beginnt beim Kunden”