Schafitel, der in der kommenden Wahl selbst nicht mehr als Stadtratskandidat antritt, stellt nun den Grundsatzbeschluss zur Theater-Sanierung in Frage und fordert ein Moratorium. Die Grundsatzentscheidung sei aufgrund von Beschlussgrundlagen gefasst worden, die man nun im Zuge der Sparmaßnahmen „ad hoc” wieder zu verwerfen bereit wäre. So habe man eine zweite Spielstätte an einem dezentralen Ort, wie sie jetzt übergangsweise auf dem Gaswerkgelände steht, von Beginn an ausgeschlossen, da das Theater keine langen Transportwege von den Lagern und Werkstätten zu den Spielstätten wollte. Teil der bereits im Juli vom Architekt vorgeschlagenen Einsparungen ist allerdings, dass die Lager doch angemietet und ausgelagert werden müssen, da das vierte Untergeschoss und ein Teil des dritten Untergeschosses wegfallen würden. Auch das Theater hat inzwischen kommuniziert, dass ein zentraler Standort die Arbeitsabläufe zwar vereinfachen würde, aber man auch mit der abgespeckten Variante leben könnte. Das schaffe komplett neue Rahmenbedingungen, die für Schafitel nun auch eine dauerhafte Nutzung der Brechtbühne am Gaswerk als Alternative zur zweiten Spielstätte im Bauteil 2 wieder ins Spiel bringen. „Die Beschlussgrundlage hat sich so verändert, dass man neu planen könnte”, sagt Schafitel. Bislang liege noch kein Projektbeschluss für den Bauteil 2 vor und es seien auch noch keine Arbeiten vergeben. „Jetzt können wir die Umsetzung noch stoppen.” Denn, dass mit Einsparungen an den aktuellen Planungen der ursprünglich vereinbarte Kostenrahmen von 72,8 Millionen Euro eingehalten werden kann, daran glaubt Schafitel nicht. Bereits im Juli hatte Architekt Achatz darauf hingewiesen, dass die Kosten wohl im besten Fall auf 92,3 Millionen Euro gesenkt werden könnten, da das Gebäude als Ganzes sonst nicht mehr funktioniere. Auch der Kostendeckel sei allerdings eine der Beschlussgrundlagen des Stadtrats gewesen, so Schafitel. Nun gebe es schon beim Vorentwurf eine voraussichtliche Kostensteigerung von 27 Prozent. Die tatsächlichen Kostensteigerungen kämen allerdings erst dann noch auf die Stadt zu, wenn die Arbeiten vergeben werden. Aus Sicht Schafitels ist das typisch für viele Prozesse in der Politik: Sobald ein Projekt beschlossen sei, seien die folgenden, den Bürgern meist stufenweise verkauften, Preisänderungen egal. Noch gebe es aber die Möglichkeit, neu zu planen. Schafitel fordert ein Moratorium. Und: „Damit bis nach der Wahl zu warten, finde ich nicht in Ordnung.” Er vermutet, dass das Thema bewusst erst nach der Kommunalwahl wieder behandelt werden soll. Dass man nun bereit sei, Grundbestandteile der Planung wieder zu verwerfen, verdeutlicht für Schafitel, dass für die Planung des Theaterstandorts Augsburg von Beginn an kein ausreichender kulturpolitischer Wettbewerb stattgefunden habe. Man könne eine „sinnvolle Kulturentwicklung in einer Stadt, die behauptet, eine Metropole zu sein” nicht nur Bürgerworkshops überlassen. Das ganze Projekt sei von der Stadt- und Kulturpolitik „unprofessionell angegangen” worden. „Jetzt wird hier ad hoc irgendwas verändert. Das ist nur noch kostengetrieben”, kritisiert Schafitel. „Es basiert nicht mehr auf einer strukturierten Planung.” Das betreffe auch architektonische Aspekte, die „dem Bürger auch so verkauft wurden”, wie etwa den nun wohl doch nicht entstehenden gläsernen Orchesterprobensaal. Man habe, im Gegensatz zur Interimsspielstätte im Martini-Park, mit der Brechtbühne ein „völlig intaktes Schauspielhaus”. Gebaut haben es die Stadtwerke. Wenn das Theater wieder auszieht, müssen sie die Immobilie weitervermieten. Dass sich viele Interessenten finden werden, bezweifelt Schafitel. „Ich meine, das ist ein Theater.” Am Kennedy-Platz wiederum sei eigentlich gar kein Platz für die zweite Spielstätte. „Der Architekt baut auf beengtem Raum”, so Schafitel. Darum gehe der ursprüngliche Plan auch in die Höhe und Tiefe. Und ein zweiter Standort sei „ja nichts Schlimmes”. Man könne nun sowohl darüber nachdenken, die Brechtbühne dauerhaft zu nutzen, als auch darüber, die Lagerflächen für Kulissen, die nicht jeden Tag gebraucht werden, an einem anderen Ort zu bauen, etwa in einem Industriegebiet. Der aktuelle Grundsatzbeschluss sei in seiner jetzigen Form jedenfalls „nicht mehr haltbar”. Auch das Argument von Kulturreferent Thomas Weitzel, dass die Förderung des Freistaats nur für das aktuelle Konzept eines zentralen Theaterstandorts zugesagt sei, sieht Schafitel kaum als Hinderungsgrund. „Das ist ein Staatstheater”, sagt er. Der Freistaat komme also kaum umhin, die Sanierung zu fördern. Kosten werden wohl weiter steigern