Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.09.2019 12:00

Flüchtlingshelfer missbraucht zehnjährigen Jungen

Zu Jahresbeginn besuchte der Angeklagte die Treffen einer Flüchtlingshilfe-Organisation in der Fuggerstadt. Der 46-Jährige hatte nach dem Abitur einst eine Ausbildung zum Erzieher gemacht und anschließend Sozialpädagogik studiert, um dann jedoch als Angestellter eines Schaustellers auf Weihnachtsmärkten zu jobben und schließlich in die Privatinsolvenz zu gehen. Aktuell ist er arbeitslos und vorbestraft, wegen diverser Diebstähle, Betrugs und Unterschlagung - aber auch wegen sexuellen Missbrauchs eines Buben 2010. In Berlin wurde er deshalb zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt.

Bei der Hilfsorganisation sprach er die Mutter seines späteren Opfers an, ob er sie irgendwie unterstützen könne. Er stellte sich als Familienrichter vor. Ob sie Kinder habe? Als sie von ihren zehn und 14 Jahre alten Söhnen berichtete, war sein Interesse geweckt. Er forderte die Frau auf, den jüngeren zu ihm ins Fußballtraining und zur Hausaufgabenhilfe zu schicken. Er lud sich zu den Afghanen nach Hause ein und ließ sich von der gastfreundlichen Familie stundenlang bewirten.

Als die Eltern nach einiger Zeit misstrauisch wurden, weil ihr Filius oft sieben Stunden bei dem Angeklagten blieb, meinte dieser, man koche und esse gemeinsam, er helfe bei den Hausaufgaben, man gehe zusammen raus. Alles ganz harmlos. Doch in Wirklichkeit rückte er dem Schüler zwischen Januar und März immer näher. Er schaffte es, dass das Kind sich auszog, er fasste es an, duschte mit ihm. Der Kleine veränderte sich in diesen Wochen, hatte keinen Appetit mehr, nahm ab, ließ in der Schule nach, wurde blass. Als der Angeklagte ihn schließlich mit groben Worten zum Geschlechtsverkehr aufforderte, lief der Junge davon und weigerte sich, noch einmal zu dem „Helfer” zu gehen.

Vor Gericht äußerte sich der Angeklagte zu den Vorwürfen nicht, er räumte jedoch über seinen Anwalt ein, was man ihm zur Last lege, stimme.

Staatsanwältin Gudrun Wagner forderte drei Jahre Haft, sie sagte, der Angeklagte habe ein „ausgeklügeltes Lügenkonstrukt” erschaffen.

Verteidiger Ruisinger hatte auf zweieinhalb Jahre Freiheitsstrafe plädiert.


Von Laura Türk
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