Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 12.08.2019 23:00

Wer hat im Augsburger Forum das Sagen?

Blick in die Vergangenheit:   So präsentierte sich vor der Sanierung des römischen Museums die Ausstellung in der Dominikanerkirche. Für einen Museumsneubau könnte die prächtige Kirche als beeindruckende Eingangskulisse dienen. 	Foto: Archiv/Christine Ketzer (Foto: Archiv/Christine Ketzer)
Blick in die Vergangenheit: So präsentierte sich vor der Sanierung des römischen Museums die Ausstellung in der Dominikanerkirche. Für einen Museumsneubau könnte die prächtige Kirche als beeindruckende Eingangskulisse dienen. Foto: Archiv/Christine Ketzer (Foto: Archiv/Christine Ketzer)
Blick in die Vergangenheit: So präsentierte sich vor der Sanierung des römischen Museums die Ausstellung in der Dominikanerkirche. Für einen Museumsneubau könnte die prächtige Kirche als beeindruckende Eingangskulisse dienen. Foto: Archiv/Christine Ketzer (Foto: Archiv/Christine Ketzer)
Blick in die Vergangenheit: So präsentierte sich vor der Sanierung des römischen Museums die Ausstellung in der Dominikanerkirche. Für einen Museumsneubau könnte die prächtige Kirche als beeindruckende Eingangskulisse dienen. Foto: Archiv/Christine Ketzer (Foto: Archiv/Christine Ketzer)
Blick in die Vergangenheit: So präsentierte sich vor der Sanierung des römischen Museums die Ausstellung in der Dominikanerkirche. Für einen Museumsneubau könnte die prächtige Kirche als beeindruckende Eingangskulisse dienen. Foto: Archiv/Christine Ketzer (Foto: Archiv/Christine Ketzer)

Dabei gibt es einen Punkt, an dem sich die Führung der Kunstsammlungen massiv stößt: Das geplante Ausstellungsforum, ein Neubau für das Römische Museum, plagt die Verantwortlichen in den städtischen Kunstsammlungen und Museen. Insgesamt sind es zehn Handlungsempfehlungen, die von den Museumsexperten Matthias Henkel und Jochen Ramming erarbeitet wurden. Dafür interviewten sie im Auftrag der Stadt Mitarbeiter der Museen, starteten eine Bürgerbeteiligung samt Online-Umfrage und legten schließlich das Entwicklungskonzept samt Empfehlungen vor. Unter den zehn Punkten finden sich etwa die Einrichtung einer neuen Stabsstelle Strategische Kommunikation, eine neue Ausrichtung hinsichtlich der Digitalisierung, der Aufbau einer Task Force Stadtgeschichte und eben das neue Ausstellungs- und Veranstaltungsforum der Stadt Augsburg.

Hintergrund für das Forum ist der zwingend notwendige Neubau eines Römischen Museums. Die bislang als Ausstellungsraum verwendete Dominikanerkirche kann diesen Zweck auch nach der Sanierung nicht mehr erfüllen. Neben der Kirche soll daher ein „architektonisch prägnanter Neubau” entstehen. Dort soll neben einem erweiterten Römischen Museum und einem Zentrum zur Besucherorientierung für alle Augsburger Museen eben auch eine 1000 Quadratmeter große Fläche für Sonderausstellungen und Veranstaltungen unterkommen - wohlgemerkt nicht für Kunstausstellungen in Konkurrenz zu den bestehenden Häusern, wohl aber für städtische Veranstaltungen, wie die Schau zur Bombennacht, die im Rathaus im Unteren Fletz unterkommen musste.

Den Bedarf an einem passenden Raum für Sonderausstellungen stellt die Museumsführung daher nicht in Abrede. Vielmehr stört sie, dass „die ,Ausstellungshalle Augsburg' in der jetzt vorgeschlagenen Form” das Römische Museum zu einer Unterabteilung des neuen, nicht zu den Kunstsammlungen zählenden ,Forums' reduziere. Konkret bedeute der Vorschlag den Aufbau einer Parallelstruktur, statt die bestehende Struktur zu stärken. Auch warnt die Führungsebene der Museen vor „explodierenden Kosten” - warum, wird in dem Offenen Brief nicht weiter ausgeführt.

Zudem stört die Unterzeichner des Schreibens, dass für das Forum ein von den Kunstsammlungen unabhängiger Moderator eingesetzt werden soll. Das werde die Situation der Museen mittelfristig erheblich schwächen. Eine genauere Erklärung dazu liefert das Schreiben nicht.

Entschieden stemmt sich die Museenleitung gegen „eine von außen vorgelagerte ,Programmkommission'”. Diese sei in der Lenkungsgruppe nie besprochen worden. Tatsächlich sah das ursprüngliche Organigramm für diese neue Kommission eine Zusammensetzung aus Vertretern der Kunstsammlungen, der Kulturpolitik und der Stadtgesellschaft vor. Doch die Führung der Museen will davon nichts wissen und akzeptiert in dieser Rolle nur den Kulturausschuss. Nach Ansicht der Unterzeichner des Offenen Briefes bedürfe es keiner „Erweiterung der Partizipation”, diese sei durch die „nachhaltige Stärkung unserer Vermittlung und deren professionell erarbeitete Formate gewährleistet”.

Zuletzt greift die Museumsleitung ganz offen auch das Kulturreferat und Referent Thomas Weitzel sowie die Museumsexperten Henkel und Ramming an, die betreffenden Punkte in der Beschlussvorlage seien „nicht ausgereift und unabgesprochen”, so die Kritik.

Bei den Mitgliedern im Kulturausschuss jedenfalls zeigte das Schreiben Wirkung. Der Beschlussvorschlag wurde im entscheidenden Punkt abgeändert: Ein neues Organigramm der Kunstsammlungen und Museen Augsburg soll nun zusammen mit dem Amt für Organisation, dem Referat 5 und den Kunstsammlungen erstellt werden. Damit ist die Entscheidung erst einmal aufgeschoben, doch der Konflikt zwischen Kulturreferat und der Führungsebene der Kunstsammlungen und Museen wird sich so einfach nicht beilegen lassen. Ohnehin darf der Kulturausschuss nicht im Alleingang Personalentscheidungen treffen.

Ganz abgesehen davon: Allein bis Augsburg wieder ausreichend finanzielle Kräfte geschöpft hat, um ein so großes Projekt wie ein Ausstellungsforum zu stemmen, vergehen noch einige Jahre. Die Generalsanierung des Theaters bindet dafür zu viele Mittel. „Parallelstruktur und explodierende Kosten”


Von Markus Hoeck
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